Hamburg. Umgestaltung der Hindenburgstraße, Gratis-Schwimmen, Steganlage – das sind nur einige Ideen für die Erweiterung des Hamburger Parks.
Keine Zäune und Barrieren mehr zwischen Freibad und Stadtparksee! Stattdessen eine frei zugängliche Steganlage, die über das Wasser führt, kostenloses Schwimmen im gesamten See und eine mit viel Grün neu gestaltete Außengastronomie, von der aus man über das Wasser zum Planetarium blicken kann.
Das sind nur einige Ideen aus einem Konzept, das ein Planungsteam im Auftrag des Bezirks Hamburg-Nord und der Umweltbehörde für die Erweiterung des Stadtparks entwickelt hat. Am Donnerstag wurde es vorgestellt.
Weitere Vorschläge: Die Otto-Wels-Straße wird nur noch von Radfahrern und leisen Bussen genutzt und statt von parkenden Autos nur noch von Grün flankiert. Auf den ungenutzten Rasenflächen an der Hindenburgstraße entstehen Spiel- und Sportflächen, im Eingangsbereich am Südring zwei Orangerien und zur City Nord hin eine multifunktionale XXL-Brücke.
Stadtpark Hamburg: Spektakulären Pläne nach "Übernutzung“
Fest steht, dass sich alle Ideen realisieren ließen und zu einer Aufwertung der Parkanlage führen würden. Allerdings handelt sich nicht um ein Bauprogramm, sondern lediglich um Handlungsempfehlungen. „Mit den vorgestellten Untersuchungsergebnissen werden Ideen aufgezeigt, wie zusätzliche Aufenthaltsflächen für die Allgemeinheit gewonnen werden können“, sagt Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz (Grüne), der das Gutachten am Donnerstag vorstellte.
Der 1914 eröffnete Stadtpark, eine der beliebtesten Grünanlagen Hamburgs, wird für Erholung, Sport, Kultur und Gastronomie genutzt. Durch ein geändertes Freizeitverhalten, aber auch durch umfangreichen Wohnungsbau im Umfeld kam es dabei in den vergangenen Jahren zu regelmäßigen Nutzungskonflikten. Besonders deutlich zeigte sich die „Übernutzung“ des Parks in den Pandemiejahren 2020 und 2021, als viele Schäden an Wegen und Freiflächen entstanden.
Stadtpark Hamburg: Besucher wünschen sich mehr Ruheräume
Schon 2018 hatten SPD und Grüne in Hamburg-Nord Erweiterungspläne für den Stadtpark verkündet. In einem zweiten Schritt hatte der Bezirk dann beschlossen, zusätzlich auch weitere Nutzungen untersuchen zu lassen. Gemeinsam mit der Behörde wurden dann Landschaftsarchitekt Karres en Brands (Hilversum) und der auf Gartendenkmäler spezialisierte Freiraumplaner Joachim Schnitter (Hamburg) mit der Erstellung eines Konzepts beauftragt.
Im Austausch mit allen Stadtparknutzern erhielten die Gutachter 11.000 Rückmeldungen zu Anreise- und Nutzungsverhalten, Aufenthaltsdauer, besonders beliebten, aber auch verbesserungswürdigen Stellen. „Der Stadtpark wird von den Befragten weit überwiegend als positiv beurteilt, Konflikte sind selten“, fanden sie heraus. Größte Defizite seien die mangelnde Beleuchtung und die schlechte Ausstattung mit öffentlichen, frei zugänglichen Toilettenanlagen. Auch zusätzliche naturnahe Ruhebereiche würden gewünscht.
Stadtpark Hamburg: Vorschlag für Hindenburgstraße „spektakulär“
Als größte Potenziale des Parks nennen die Landschaftsplaner exklusiv genutzte Flächen wie Freilichtbühne, Kitas, Freibad, Sport- und Betriebsplätze, die mit 21 Hektar rund zwölf Prozent der Gesamtfläche ausmachen. Auch Flächen für ruhenden Verkehr, die vielfach von Dauerparkern belegt sind, gehören dazu. „Eine deutliche Verringerung des Kfz-Verkehrs böte die Chance, derzeit lärmbelastete Areale in neue Erholungsräume umzugestalten und benachbarte Flächen wie den Goldbekkanal oder Kleingärten optisch einzubeziehen“, heißt es in dem Gutachten.
Besonders „spektakulär“ findet Bezirksamtsleiter Werner-Boelz den Vorschlag für die Hindenburgstraße. Zwischen den beiden je zweispurigen Fahrbahnen der Straße liegen große Grünflächen mit teils altem Baumbestand, die derzeit kaum erreicht und genutzt werden können. Die Planer schlagen eine Reduzierung von vier auf zwei Fahrspuren an der Westseite vor. So könne auf 1,4 Kilometer Länge eine Verbindung zwischen Stadtpark und Alsterwanderweg entstehen – mit Spiel- und Sportflächen sowie einem breiten Radweg.
„Wenn es gelingen sollte, eine Grünachse vom Stadtpark zum Alsterwanderweg zu schaffen“, so der Bezirksamtsleiter, „wäre das ein ungemeiner Gewinn für den Bezirk, für den Stadtteil sowie für alle, die Erholung und Entspannung suchen.“
Neue Ideen für den Stadtpark – kostenloser Badesee
Für die Otto-Wels-Straße schlagen die Planer vor, sie stufenweise erst von dem ruhenden, dann auch dem durchfahrenden Individualverkehr zu befreien, und später nur noch ÖPNV, Rettungskräfte und Fahrräder zu erlauben. In der Analyse seien die derzeitigen negativen Auswirkungen der Straße auf die angrenzenden Flächen „klar festgestellt“ worden. Ihre Umgestaltung würde den nutzbaren Raum innerhalb des Parks vergrößern und die derzeit „trennende Funktion“ aufheben.
Besonders spektakulär sind die Ideen der Gutachter zum Stadtparksee. Hier verhindere die Umzäunung des Freibads mit seinen Liege- und Aufenthaltsflächen einen durchgehenden Spazierweg am Wasser und störe die „beeindruckend weiten Sichten“ in den Park und auf das Planetarium, was eigentlich ein wesentliches Potenzial des Ortes sei. Alle Zaunanlagen sowie die Spundwand zwischen derzeitigem Badesee und Parkteich sollten daher abgebrochen und die Freibadnutzung kostenfrei werden. Eine Steganlage zwischen See und Freibadgelände würde eine Querungsmöglichkeit schaffen.
Stadtpark Hamburg: Hauptsymmetrieachse soll wahrnehmbar werden
Auch die Hauptsymmetrieachse der Parkanlage, die von der Stadthallenbrücke als historischem Haupteingang über Stadtparksee und Festwiese bis zur Jahnkampfbahn führt, würde durch die Maßnahmen am See wieder wahrnehmbar. Derzeit werden Reste der nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrochenen Stadthalle zum Betrieb von Freibad und Gastronomie genutzt. Durch zwei „Orangerien“ könne der Platz seine Repräsentativität und Symmetrie wiedererlangen, so die Landschaftsplaner.
Die derzeitige Baracke, die zwischen Modellbootbecken und Biergarten liegt und einst Teil der historischen Halle war, würde dann durch ein bauliches Pendant auf der gegenüberliegenden Platzseite ergänzt.
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Zu den externen Grünbereichen, die besser an den Stadtpark angebunden werden sollten, zählen die Landschaftsplaner zunächst den schmalen Wiesenstieg zwischen Südring und Wiesendamm, der durch ein Kleingartengebiet führt und als verbesserte Wegeverbindung zur Jarrestadt ausgebaut werden kann. Die Schrebergärten könnten, unter Einbindung der Schrebergärtner, „geöffnet und umorganisiert“ werden.
Stadtpark Hamburg: Grüne laden zu einem Rundgang ein
Außerdem schlagen sie eine bessere Verbindung zur zentralen Grünzone der City Nord vor, die derzeit durch den stark befahrenen Jahnring schwer erreichbar ist. Zwischen beiden Parks befinden sich derzeit eine denkmalgeschützte Fußgängerbrücke, unattraktive Tunnel und Ampelübergänge. Die Planer stellen mehrere Ideen vor, die von zusätzlichen Ampellösungen über die Errichtung einer weiteren, barrierefreien Brücke bis zu einer besonders aufwendigen XXL-Brücke mit Sportmöglichkeiten reichen.
Die Grünen Hamburg-Nord laden am Freitag, 23. September, um 17.30 Uhr zu einem Rundgang vor Ort ein, um über das Gutachten zu sprechen. Treffpunkt ist am Borgweg/Ecke Otto-Wels-Straße. Die Bürgerschaftsabgeordnete Sina Imhof und der umweltpolitische Sprecher Christoph Reiffert stehen Interessierte für alle Fragen zur Verfügung.