Hamburg. Seit Donnerstag pendeln vollautomatisch fahrende, gesteuerte S-Bahnen zwischen Bergedorf und Berliner Tor. So lief die Premiere.

Deutschlandpremiere im Öffentlichen Nahverkehr: Seit Donnerstag sind in Hamburg auf der Linie S 2 vier der weltweit ersten allein fahrenden Züge auch mit Passagieren im Einsatz – zwischen Berliner Tor und Bergedorf. An der Endstation angekommen, steigen nicht nur alle Passagiere, sondern auch der Lokführer aus. Die menschenleere Bahn fährt automatisch weiter – der Zug rangiert und wendet ganz ohne Personal.

Kaum ist er Wieder am Gleis angelangt, um in entgegengesetzter Richtung weiterzufahren, sitzt der Zugführer wieder an Bord. Denn obwohl die Bahn digital gesteuert wird, ist während der Fahrt auf dem Streckennetz immer ein Triebfahrzeugführer in der Kabine, der alles überwacht und zwischendurch eingreifen kann.

S-Bahn fährt jetzt vollautomatisch durch Hamburg

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    HVV: Digitale S-Bahn Hamburg ist "ein Epochenwechsel“

    „Personal einsparen ist nicht das Ziel der Digitalen S-Bahn“, erklärt Christoph Dross, Sprecher der S-Bahn Hamburg. Viel mehr gehe es darum, die Kapazität der Züge sowie deren Zuverlässigkeit und Energieeffizienz zu optimieren. Kay Arnecke, Geschäftsführer der S-Bahn, spricht von einem „Epochenwechsel“: 30 Prozent mehr Züge können mit der Digitalen S-Bahn eingesetzt werden, ohne dazu einen Meter Gleis neu bauen zu müssen.

    „In einen langen Zug der S-Bahn passen 1500 Personen“, ordnet S-Bahn-Sprecher Dross die Größenverhältnisse ein, „mal angenommen, die Bahn fährt regulär alle fünf Minuten, können mit der Digitalen S-Bahn nun theoretisch alle zehn Minuten 1500 zusätzliche Passagiere auf dieser Strecke befördert werden.“ Hamburg sei mit dem Einsatz der neuen Technologie Vorreiter, sagt S-Bahn-Chef Arnecke.

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    Die Digitale S-Bahn ist ein Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Bahn, Siemens und der Stadt Hamburg und laut Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) ein wichtiger Baustein für die Mobilitätswende. Die Digitalisierung sei dabei kein Selbstzweck: Es gehe darum, die S-Bahn für ihre Mitfahrenden zu verbessern. „Dichtere Taktung bedeutet für die Fahrgäste ein verbessertes Angebot, kürzere Wartezeiten an den Stationen und damit mehr Komfort im ÖPNV“, so Tjarks.

    Durch die Strecken- und Fahrzeugausrüstung von Siemens könne die Digitale S-Bahn den Fahrplan voll automatisiert auf die Sekunde genau und so energieeffizient wie möglich abfahren, erklärt Dean Balatinac, Head of Rail Sales bei Siemens Mobility. Die Technologie sei durch offene Schnittstellen weltweit und sofort für alle Betreiber und Zugtypen einsetzbar.

    In Zukunft werde die Ausweitung des Systems auf ganz Hamburg angestrebt. Zunächst sei bis Ende des Jahrzehnts die Ausstattung des S-Bahn-Kernnetzes mit den neuen Zügen geplant. Dazu sind bereits 64 weitere der digital gesteuerten Züge bestellt, die ab 2025 zum Einsatz kommen sollen. Ganze 31,5 Millionen Euro hat der Bund bereits für ein digitales Stellwerk investiert.