Hamburg. Es geht um die Kronjuwelen des Königshauses, Beutekunst, Kriegsverbrechen – und die Mitverantwortung der verstorbenen Königin.
Der Hamburger Historiker Jürgen Zimmerer wirft der britischen Königsfamilie vor, auch persönlich vom Kolonialismus profitiert zu haben. Da gehe es um Werte von Millionen Euro aus Ausbeutung, sagte der Experte für Kolonialgeschichte dem „Tagesspiegel“. So sei „seit Jahrzehnten bekannt, dass in den Kronjuwelen Edelsteine aus kolonialen Raubzügen verarbeitet sind“. Ehemalige Kolonien forderten sie seit Jahren zurück, so wie sie auch Beutestücke aus Museen zurückforderten, sagte der Historiker.
Der Professor am Arbeitsbereich Globalgeschichte der Universität Hamburg warf der verstorbenen Monarchin Königin Elizabeth II. vor, sie habe sich auch später „nie kritisch zum britischen Kolonialismus geäußert“. „Ich habe den Verdacht, dass sie deshalb so beliebt war, weil sie nie jemandem auf die Füße getreten ist“, sagte Zimmerer.
Hamburger Historiker: Queen profitierte von Kolonialismus
Vor allem in Malaysia, Kenia und Ägypten habe die britische Herrschaft koloniale Verbrechen begangen, sagte er. In der britischen Kolonie Malaysia habe die britische Armee Kriegsverbrechen begangen. In Kenia sei sie brutal gegen die Widerstandsbewegung der Mau-Mau vorgegangen, habe deren Mitglieder und Familien in Konzentrationslager gesperrt und gefoltert: „Das alles ist in ihrer Amtszeit passiert.“ Die Königin sei „entscheidend mitverantwortlich für die britische Politik“ gewesen.
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Queen Elizabeth II. war am Donnerstagnachmittag im Alter von 96 Jahren auf ihrem Landsitz Balmoral in Schottland gestorben. Sie war 1952 ihrem Vater auf dem britischen Thron gefolgt und die am längsten regierende Monarchin in der Geschichte Großbritanniens. Ihr Tod berührt auch viele Menschen in Hamburg.