Hamburg. Corinna Vogt hilft Menschen mit körperlichen oder psychischen Einschränkungen. Die Nachfrage nach Hilfsangeboten steigt immer weiter.

Wenn Menschen mit Mobilitätseinschränkungen – ganz gleich, ob sie auf einen Rollstuhl angewiesen sind, keine langen Wege zurücklegen können, nicht sehen oder hören können oder kognitive Einschränkungen haben – über den Hamburger Flughafen in die Welt reisen, dann kommen sie an Corinna Vogt kaum vorbei. Corinna Vogt ist Head of Customer Services am Hamburg Airport, also verantwortlich für, wie sie sagt „alles, was direkt unsere Kunden betrifft“.

Allein im Juli 2022 nahmen 6121 Passagiere die Dienste des Mobilitätsservice am Flughafen in Anspruch. „Und es werden immer mehr“, sagt Corinna Vogt im Abendblatt-Podcast „Check-in“. Auch wenn zu ihrer Abteilung neben dem Mobilitätsservice auch Kundencenter, Airport-Lounge, VIP-Service und das Hamburg Welcome Center (mit touristischen Informationen und Angeboten für Hamburg) oder das Fundbüro gehören: „Barrierefreies Reisen ist ein ganz wichtiger Faktor für uns. Wir möchten jedem Menschen, der es will, das Reisen ermöglichen“, sagt Corinna Vogt.

Flughafen Hamburg: Mehr Menschen nutzen den Service

Während 2019 – vor der Corona-Pandemie – noch 0,5 Prozent der Passagiere Unterstützung des Mobilitätsservice benötigten, sind es im laufenden Jahr bislang 0,7 Prozent der Passagiere. „Das ist eine spürbare Steigerung“, sagt Corinna Vogt. Und sie rechnet damit, dass die Zahl weiter wächst.

Hintergrund dieser Steigerung sei nicht nur der demografische Wandel: „Das ist nur ein Aspekt. Ich denke, es kommt hinzu, dass das für Menschen mit Mobilitäts-einschränkungen auch insgesamt leicht möglich geworden ist. Viele Menschen haben die Furcht vor großen Reisen verloren. Die Menschen sagen sich: Egal, welche Unterstützung ich gegebenenfalls benötige – ich möchte meinen Sehnsuchtsort dennoch besuchen oder mich an anderen Teilen der Welt engagieren“, sagt Corinna Vogt. Nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: „Das ist immer wieder ein schönes Gefühl, all das möglich zu machen.“

Die Unterstützung fällt sehr unterschiedlich aus

Die Passagiere wenden sich mit ihren Unterstützungsbedürfnissen an ihre Fluggesellschaft – denn die Fluggesellschaft muss das für den gesamten Flug wissen und spätestens 48 Stunden vor Abflug beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) vor Ort beauftragen. Denn die Airline wendet sich mit dem Bedarf an Unterstützung an alle Flughäfen der Reise. Gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz organisieren Corinna Vogt und ihr Team die Mobilitätsunterstützung am Hamburger Flughafen.

Mal wird mit Mobilitätshilfe oder zur Begleitung zum Unterhaken oder bei starker Immobilität ein spezieller schmaler Flugzeug-Rollstuhl (ein sogenannter Loadingchair) organisiert, mal ein Transport mit einem Elektrowagen zum Gate oder ein Spezialfahrzeug, das die Passagiere vom Terminal zum Flugzeug bringt.

Unterstützung immer unterschiedlich

Mit dem DRK arbeitet der Flughafen beim Mobilitätsservice eng zusammen. Insgesamt sind am Airport etwa 80 DRK-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz. „Die machen das wirklich super. Das ist immer wieder wunderschön zu beobachten, wie dieses Team sich um die ganz individuellen Bedürfnisse der Passagiere kümmert. Schließlich haben wir alle das Herz am rechten Fleck.“

Die Unterstützung könne „sehr unterschiedlich aussehen: Es können ja auch psychische Faktoren sein, bei denen wir helfen müssen. Manchmal müssen Passagiere einfach geführt werden, weil sie den Weg ins oder aus dem Flugzeug durch den Flughafen nicht allein schaffen“, sagt Corinna Vogt, die 2014 mit einem Praktikum in der Pressestelle ihre Karriere am Hamburger Flughafen begonnen hat. Anschließend schrieb sie ihre Bachelor-Arbeit am Airport und wurde schließlich im Rahmen der Airport-Days Projektmanagerin.

Flughafen Hamburg: Mobilitätsservice ständig weiterentwickelt

In dieser Zeit organisierte sie auch die Umbenennung des Flughafens in Helmut-Schmidt-Airport. „Das war wirklich sehr spannend, und ein schönes Ergebnis ist natürlich, dass man es immer noch jeden Tag sieht.“ Seit fünf Jahren ist sie Head of Customer Services. Der Mobilitätsservice wird ständig weiterentwickelt. „Jede Information, jede Herausforderung hilft uns, besser zu werden. Manchmal hilft es, etwas baulich mitzugestalten – wie störende Fußleisten zu entfernen –, manchmal können wir Prozesse anpassen oder neue Hilfsmittel einsetzen“, sagt Corinna Vogt.

Was sie antreibt? Warum sie gern zum Flughafen fährt, um zu arbeiten? Warum sie so gern Head of Customer Services ist? Auf all diese Fragen hat Corinna Vogt eine Antwort, die vielleicht nicht überrascht – aber der es auch nichts hinzuzufügen gibt: „Es ist einfach schön, mit den Passagieren, aber auch mit den Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten. Auch wenn wir natürlich nicht alle Gäste des Flughafens glücklich machen können – aber jeder Einzelne, dem wir helfen können, macht mich glücklich.“