Hamburg. 37-Jähriger stand wegen versuchten Mordes und versuchter Vergewaltigung vor Gericht. Doch fünf Zeugen hatten gemeinschaftlich gelogen.
Das Landgericht Hamburg hat am Freitag einen 37-Jährigen vom Vorwurf der versuchten Vergewaltigung und des versuchten Mordes freigesprochen. Die Strafkammer verurteilte den Angeklagten lediglich wegen geringfügiger Verstöße gegen das Betäubungsmittel- und das Waffengesetz zu einer Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu je 10 Euro, wie ein Gerichtssprecher sagte. „Die Angaben der fünf Zeugen haben sich als Lügen herausgestellt“, sagte die Vorsitzende Richterin Jessica Koerner demnach.
Prozess Hamburg: Angeklagter war Opfer eines Angriffs
Der 37-Jährige hatte am 28. Januar zwei Frauen in seiner Wohnung im Stadtteil Lohbrügge empfangen. Mit einer der Frauen, die ihm bekannt war, sei er ins Schlafzimmer gegangen. Deren Freundin habe den Ex-Freund der Bekannten angerufen.
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Dieser sei gegen Mitternacht mit zwei Begleitern an der Wohnung erschienen. Die drei Männer hätten den Angeklagten an der Tür angegriffen und vom Treppengeländer gestoßen. Der 37-Jährige habe sich gewehrt, auch mit einem Messer, und dabei einen der Angreifer verletzt.
Prozess Hamburg: "Rechtsstaat kann sich solches Verhalten nicht bieten lassen"
Die beiden Frauen und die drei Männer haben ihre Zeugenaussagen offensichtlich abgesprochen, wie das Gericht feststellte. Es sei skandalös, wenn man aus falsch verstandenem Schamgefühl solche Vorwürfe erfinde.
Die Vorsitzende Richterin appellierte an die Staatsanwaltschaft, gegen die Zeugen Verfahren wegen Falschaussage einzuleiten. „Der Rechtsstaat kann sich ein solches Verhalten von Zeugen nicht bieten lassen“, sagte Koerner nach Angaben des Sprechers.