Hamburg. Der Angeklagte soll Arzneimittel im Wert von 134.000 Euro gelagert haben. Ein aufmerksamer Zollbeamter ließ ihn auffliegen.
Mit verschränkten Armen vor der Brust und einem leichten Lächeln wirkt Mario J. gelassen. Ungewöhnlich für jemanden, dem von der Staatsanwaltschaft Hamburg vorgeworfen wird, im großen Stil mit Potenzmitteln wie Viagra zu handeln.
Am 22. April vergangenen Jahres wurden in einem von ihm genutzten Lagerraum an der Wandsbeker Zollstraße, in einer Wohnung an der Wilmersdorfer Straße sowie in der Wohnung seiner Ex-Lebensgefährtin am Dahrendorfweg Dopingmittel und verschreibungspflichtige Arzneimittel sichergestellt – mit einem Gesamtwert von mehr als 134.000 Euro.
Prozess in Hamburg: Viagra für Tausende Euro verkauft
In den Wohnungen lagerte Mario J. insbesondere Potenzmittel und mehrere Hundert Fläschchen. Der Lagerraum war voll mit Testosteron-Packungen. Aus diesem Vorrat soll er am Mittag des 22. April im Bereich Balthasarweg/Lahrmannstraße Potenzpillen an einen Abnehmer verkauft haben, die Tüte mit den Pillen wurde von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei (SEK) noch vor Ort sichergestellt. Gegen den Abnehmer läuft ebenfalls ein Verfahren.
Mario J. hört aufmerksam zu, als die Vertreterin der Staatsanwaltschaft die Anklageschrift im Amtsgericht Wandsbek vorliest. Dabei nennt sie jeden einzelnen Doping- und Arzneimittelfund – 500 Pillen hiervon, 29 Ampullen davon. Über seinen Verteidiger Arne Weller räumt der Angeklagte den Besitz der Ware ein. Trotzdem bleiben viele Fragen offen: Wie viel Umsatz machte er mit den Mitteln? Wie war der Kontakt mit den Abnehmern? Wer war in die Geschäfte involviert? Auf Fragen wie diese schüttelt Mario J. jedes Mal heftig den Kopf. Dazu möchte er nichts sagen.
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Das Handeln seines Mandanten begründet Verteidiger Weller mit der Corona-Pandemie. „Corona hat sich negativ auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt. Damit sind auch die Nebenjobs meines Mandanten in der Gastronomie weggebrochen.“ Zudem sei Mario J. Vater dreier Kinder, die er in Pandemiezeiten häufig zu Hause betreute. „Ihren Ansprüchen wollte mein Mandant auch finanziell gerecht werden“, sagt Weller. Er sei damit in ein „altes Muster“ verfallen, habe die Tat aus Verzweiflung begangen.
Dem Hamburger Zoll fielen Chatnachrichten auf
Bereits der Bruder des Angeklagten war vor einiger Zeit in einen Prozess im Zusammenhang mit Dopingmitteln und verschreibungspflichtigen Arzneimittelhandel verwickelt. So ist auch ein Ermittler vom Hamburger Zoll, der am Dienstag als Zeuge aussagt, auf die mutmaßlichen Geschäfte von Mario J. aufmerksam geworden. Chatnachrichten wie „schick’ mal etwas“, seien dem Zollbeamten aufgefallen. Auch Post-Pakete gefüllt mit Drogen wurden von den Beamten sichergestellt. Am 19. August wird der Prozess fortgesetzt.