Hamburg. Mit der „Bad Düben“ besucht erstmals ein Schiff der „Potsdam-Klasse“ Hamburg. Neugierige können bald an Bord gehen.
Langsam schiebt sich die „Bad Düben“ die Elbe hoch, am Containerterminal Burchardkai und der Werft Blohm + Voss vorbei bis kurz vor die Elbphilharmonie, um dort zu drehen und die Brücke 10 der Landungsbrücken anzusteuern. Für die Menschen am Ufer, darunter viele Touristen, gibt es viel zu sehen. Das 86 Meter lange Schiff der Bundespolizei, das direkt vor ihren Nasen festmacht, ist im Gegensatz zu den Fähren und Hafenrundfahrtsbooten, die hier sonst abfahren, ein echter Riese. Schnell bildet sich eine Menschentraube vor dem Schiff, das an diesem Tag für eine gute Stunde dort liegt.
Der erste Besuch einer der bislang drei in Dienst gestellten Schiffe der „Potsdam-Klasse“ in Hamburg ist kein Zufall. Im September soll die „Bad Düben“ beim Hafengeburtstag wieder hier sein. Dafür hat die Besatzung mit 19 Mann einen Abstecher von Cuxhaven, dem Heimathafen der „Bad Düben“, die Elbe herauf gemacht. Es ist eine Testfahrt. Die Landungsbrücken haben so ihre Tücken für die Seemänner der Bundespolizei, die mehr die hohen Wellen auf der Nordsee als das quirlige Treiben auf der Elbe in Hamburg gewohnt sind. Deswegen sollte vor dem Hafengeburtstag einmal das Anlegemanöver geübt werden.
Bundespolizei cruist mit Hightech-Schiff durch Hamburger Hafen
Mit an Bord ist Michael Schimkatis, Polizeioberrat und Leiter der Bundespolizeiinspektion See Cuxhaven, der als Chef eigentlich mehr „Landratte“ ist. Für den Abstecher nach Hamburg ist er mit an Bord. Denn die Teilnahme am Hafengeburtstag hat, wie er verrät, auch einen handfesten Hintergrund. Es geht nicht nur darum, bei der Einlaufparade dabei zu sein und dann an den Landungsbrücken zu liegen. „Wir wollen mit unserem Besuch in Hamburg auch Nachwuchs für uns begeistern“, sagt er.
Die „Bad Düben“, die nach einer Kurstadt im Norden Sachsens benannt ist, ist dafür der richtige Hingucker. Keine Frage: Sie wird einer der Magneten auf dem Hafengeburtstag sein. „Es wird dann die Möglichkeit geben, das Schiff zu besichtigen“, sagt Schimkatis. Vielleicht lässt sich der eine oder andere Besucher für eine Karriere bei der Bundespolizei begeistern, so seine Hoffnung. Dort würde man nach der normalen polizeilichen Ausbildung in weiteren Lehrgängen zum Seemann geschult, um dann möglicherweise auf einem der Schiffe der Potsdam-Klasse zu arbeiten. Dort gibt es einen besonderen Takt. „Das Schiff ist bis zu sechs Tage am Stück auf See“, sagt Schimkatis. Die Besatzung arbeitet in drei Schichten. Vier Stunden Wache, vier Stunden Bereitschaft, vier Stunden Ruhe.
"Bad Düben" beim Hafengeburtstag: Besucher willkommen
Für Besucher beim Hafengeburtstag, die es an Bord der „Bad Düben“ schaffen, wird es viel zu sehen geben. Das Schiff, das im November 2019 in Dienst gestellt wurde, ist bereits für die Probleme der Zeit gerüstet. Tägliche Aufgabe sind zwar grenzpolizeiliche Kontrollen, die Verfolgung von Umweltdelikten oder die Überwachung der Einhaltung der Fischereiverordnung. Tatsächlich ist die „Bad Düben“ aber auch eine Einsatzplattform für Spezialeinheiten wie die GSG 9 der Bundespolizei oder die Spezialeinsatzkommandos der Länderpolizeien. Auf dem Schiff können Hubschrauber mit einem Gewicht von bis zu zwölf Tonnen und damit auch der größte Hubschrauber der Bundespolizei landen, der AS 332 L1 „Super Puma“. Am Heck ist eine Vorrichtung, die zwei Schnellboote der maritimen Einheit der GSG 9 aufnehmen kann. Selbst Kojen für die Beamten der Spezialeinheit stehen bereit – falls es einmal länger dauert.
Dazu gibt es einen Lagerraum innerhalb des Schiffes, der schnell mit Kommunikationsmitteln der Spezialeinheiten aufgepeppt werden kann. Und schließlich können über eine Klappe fünf Container mit Spezialausrüstung in das Schiff gehievt werden.
Schutz Deutschlands gehört zu den Aufgaben der Crew
Auch ohne GSG 9 oder SEK an Bord, gehört der Schutz Deutschlands vor Terrorakten zu den Aufgaben der Crew, Stichwort: „kritische Infrastruktur“. Darunter fallen beispielsweise die quer durch die Nordsee unter Wasser verlegten Leitungen wie das 1400-Watt-Starkstromkabel „Nordlink“, das Deutschland mit Norwegen verbindet. Auffällig ist auch: Die „Bad Düben“ ist mit zwei schweren Maschinengewehren und einer echten Kanone ausgerüstet, genauer gesagt einer 5,7-cm-Maschinenkanone, die aus dem Inneren des Schiffs gesteuert wird. Erstmals ist eine Polizei mit so einem großen Kaliber ausgerüstet, das sonst eher auf Kriegsschiffen zu finden ist.
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Das hat einen Grund. Im Ernstfall würde man damit ein Schiff stoppen können. „Erst mit einem Schuss vor den Bug“, sagt Schimkatis. Oder, wenn das nicht hilft, mit einem gezielten Schuss in die Ruderanlage. Außerdem kann die „Bad Düben“ bei Unglücken helfen. Die beiden Beiboote, die für einen Wellengang von bis zu vier Metern Höhe ausgelegt sind, sind auch für Rettungseinsätze ausgerüstet. Das Schiff verfügt über eine Feuerlöscheinrichtung mit zwei von der Kommandobrücke aus steuerbaren Löschmonitoren, mit denen sich auch Schiffsbrände bekämpfen lassen.