Hamburg. CDU will Antrag in die Bürgerschaft einbringen, dass Corona-Folgen abgemildert werden. Lösung für schnellere Psychotherapie-Termine?

Von den vielen Befunden und Erkenntnissen aus der Corona-Pandemie erscheinen den Ärztinnen und Ärzten sowie der Mehrheit weiterer Experten die Folgen für Kinder besonders gravierend. Ältere Jugendliche gelten als „resilienter“ gegen äußere Einflüsse wie Homeschooling, Hygieneregeln und Kontaktbeschränkungen. Doch kleinere Kinder und gerade 10- bis 14-Jährige sind in ihrer Entwicklung besonders beeinträchtig. Das zeigen auch Zahlen der Krankenkassen: 20 Prozent mehr Adipositas bei Grundschulkindern und ein Plus von gut fünf Prozent bei erstmalig aufgetretenen Depressionen oder depressiven Phasen der jüngeren Jugendlichen (das Abendblatt berichtete).

Eine krankhafte Angst sowie Essstörungen tauchen ebenso vermehrt bei den jungen Patienten auf. Allerdings hat sich die Wartezeit für Hamburger Kinder und Jugendliche auf einen Platz für eine Psychotherapie von 13 auf 30 Wochen verlängert, wie eine Umfrage der Psychotherapeutenkammer ergab.

Corona in Hamburg: Kinder leiden psychisch

Silke Seif ist familienpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion.
Silke Seif ist familienpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion. © Public Address | Jan-Timo Schaube

Um diesen erschreckenden Befunden konsequenter begegnen zu können, wird die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft in der nächsten Sitzung am 24. August einen Antrag einbringen, der für schnellere Hilfe sorgen soll. Wie es in dem Papier heißt, habe man den rot-grünen Senat bereits im November 2021 darauf hingewiesen, dass es schneller mehr Sitze für Psychotherapeuten in Hamburg geben müsse.

„Daraufhin hat sich der Senat mit der Argumentation rausgeredet, dass die geforderte Einflussnahme der Stadt auf die KVHH (Kassenärztliche Vereinigung, die Red.) im Rahmen des Zulassungsverfahrens, um so eine Erhöhung der Therapieplätze für Kinder und Jugendliche zu erreichen, nicht bestünde.“ Gleichzeitig habe aber Rot-Grün in einem Bürgerschaftsantrag (Drucksache 22/7666) beschlossen, die Versorgung mit Haus- und Kinderärzten zu verbessern. Die CDU fordert, dass das um Psychotherapeuten ergänzt wird.

In Hamburg fehlen Kinder-Psychotherapeuten

Gleichfalls solle sich der Senat auf Bundesebene dafür starkmachen, dass die Bedarfsplanung für Ärzte neu geregelt werde und dass sich therapiebedürftige Kinder bei privat abrechnenden Psychotherapeuten und Kliniken behandeln lassen können. Über die sogenannte Kostenerstattung können auch gesetzlich Versicherte das tun. Ihre Krankenkassen, so die CDU und die Psychotherapeutenkammer Hamburg unisono, müssten diesen oft schnelleren Weg bürokratisch erleichtern.

Die familienpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Silke Seif, sagte: „Hamburgs Kinder und Jugendliche müssen zu lange auf einen ambulanten Therapieplatz beim Kinder- bzw. Jugendpsychologen warten. In Hamburg einen Termin zu ergattern, grenzt schon an ein wahres Wunder. Schon vor der Corona-Pandemie waren die Wartezeiten unzumutbar, nun hat sich die Situation verschärft.“ Der Senat handele nicht, obwohl Einigkeit darüber herrsche, „dass Hamburgs Kinder und Jugendliche besonders unter der Corona-Pandemie gelitten haben und die Folgen schnell abgemildert werden müssen“.