Hamburg. Experte Prof. Schreyögg: Corona-Welle könnte schwere Infektionsfälle bringen. Inzidenz in Hamburg wieder gestiegen.

Trotz der Warnungen vor einem „heißen“ Corona-Herbst 2022 sinkt offenbar die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich ein drittes oder viertes Mal gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Nach einer neuen Umfrage des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) von Prof. Jonas Schreyögg für das Projekt European Covid Survey (ECOS) sank die allgemeine Impfbereitschaft in Deutschland seit Jahresbeginn von 86 auf 83 Prozent. Noch niedriger (75 Prozent) liege die Bereitschaft für eine Auffrischungsimpfung, also den dritten oder vierten Piks als Booster. 16 Prozent der Befragten sprachen sich sogar dagegen aus, 9 Prozent sind unsicher in der Frage.

Im Vergleich zu den anderen befragten Ländern liegt Deutschland laut Umfrage im unteren Mittelfeld. Auf dem letzten Platz rangiert Frankreich, wo nur 74 Prozent allgemein impfbereit seien und weniger als 60 Prozent eine Auffrischungsimpfung wollten. Schreyögg, der auch Mitglied im Sachverständigenrat Gesundheit der Bundesregierung ist, warnte vor den Folgen: „Die sinkende Bereitschaft für eine Auffrischungsimpfung könnte im Herbst und Winter mit einer weiteren Corona-Welle wieder für mehr schwere Infektionsfälle sorgen.“

Corona-Umfrage: Der Norden kein Musterschüler beim Impfen

Prof. Jonas Schreyögg
Prof. Jonas Schreyögg © Michael Rauhe

Bei der Auffrischungsimpfung gibt es regionale Unterschiede: Am höchsten ist die Bereitschaft dazu im Westen Deutschlands (75 Prozent) vor dem Süden (71) sowie dem Norden (66) und dem Osten (59). Unter den Schwankenden sagten 34 Prozent, dass sie der Sicherheit der Corona-Impfstoffe misstrauten. Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, steige mit dem Bildungs- und Informationsgrad. Generell ist die Impfbereitschaft in Ostdeutschland geringer als im Norden, Süden oder Westen, ergab die Befragung. Die mentale oder psychische Belastung wird im Osten als stärker empfunden als in anderen Landesteilen.

Diese Umfrage-Befunde stehen im Kontrast zu den Ergebnissen bei einer anderen Frage. Zwei Drittel aller Deutschen machen sich Sorgen vor neuen Corona-Varianten, jeder Fünfte sogar große Sorgen. In Spanien, Italien und Portugal befürchten 75 Prozent der Menschen neue Mutationen. Gelassener sind die Dänen (52 Prozent). „Die Sorge vor einer weiteren Welle in der Bevölkerung ist real und zeigt, dass für viele Menschen die Pandemie noch nicht vorbei ist“, sagte Schreyögg.

Seit April 2020 werden in dieser Umfrageserie alle zwei Monate Menschen in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Portugal und Spanien befragt. Bei der aktuellen Erhebung machten 8000 Befragte mit.

Corona-Inzidenz in Hamburg wieder gestiegen

Derweil ist die Corona-Inzidenz in Hamburg wieder gestiegen: Laut Sozialbehörde liegt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen liegt bei 383,7. Am Dienstag vor einer Woche lag der Wert noch bei 286,3.

Da Infizierte keine PCR-Tests mehr machen müssen, werden viele Corona-Fälle allerdings nicht mehr registriert. Die Zahlen der Sozialbehörde sind daher nur bedingt aussagekräftig.

In den Krankenhäusern der Hansestadt werden derzeit 158 Corona-Patienten behandelt. 13 Patienten liegen auf Intensivstationen.