Hamburg. Angststörung und Depression: Bei vielen Kindern hat die Pandemie Spuren hinterlassen. Über die Schwächen der Gesundheitsbürokratie.
Nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie sind wir gewohnt, dass Schicksale und Zahlen „erschreckend“ sind oder „alarmierend“. Wir sprechen von „vulnerablen Gruppen“, die mit Recht als besonders schützenswert eingestuft werden, weil sie ein höheres Risiko haben, durch das Virus schwerwiegend zu erkranken. Zu diesen verletzlichen Menschen zählen auch Kinder und Jugendliche. Immer mehr Daten und Auswertungen untermauern das Bild einer Corona-Generation, die psychische Auffälligkeiten zeigt. Erheblich mehr Angststörungen oder Depressionen bei Heranwachsenden – das ist erschütternd.
In diesen so dringlichen Fällen zeigen sich eklatante Schwächen unserer Gesundheitsbürokratie. Es dauert quälend lange, bis sich Kassenärztliche Vereinigungen und Krankenkassen auf neue Arztsitze geeinigt haben. Die Verpflichtung für Psychotherapeuten, ihre Terminkalender zu öffnen, helfen niemandem weiter. Dann bekommt ein Kind zwar einen Termin. Aber der Therapeut ist womöglich nicht der Experte. Wieder warten, wieder Frust für die Gefrusteten. Der Vorschlag der Psychotherapeutenkammer, dass auch Privatärzte und -kliniken verstärkt einbezogen und über eine Kostenerstattung honoriert werden, ist eine erste Hilfe. Die Krankenkassen sollten mit hohem Tempo Wege suchen, das zu ermöglichen.
Corona in Hamburg: Die Schwächen der Bürokratie
Das Allheilrezept in pandemischen Zeiten ist Gift für psychisch erkrankte Kinder: die Digitalisierung. Sie brauchen nicht noch weitere 45 Minuten vor einem Bildschirm. Und ein Therapeut braucht zumindest in den ersten Sitzungen das ganzheitliche Bild eines Menschen in Präsenz – nicht bloß einen Ausschnitt.