Hamburg. Temperaturen bis 36 Grad: Hamburger sollten auf eiskalte Getränke, Kaffee Alkohol und Sport verzichten. Alle Tipps der Experten.
Es herrscht Freibadwetter in Hamburg, viele Menschen zieht es ans Wasser und in die Sonne. Bei aller Freude darüber sollten Jung und Alt die Temperaturen allerdings nicht unterschätzen: Der Deutsche Wetterdienst hat zunächst für Dienstag eine Hitzewarnung ausgesprochen, erwartet eine „starke Wärmebelastung“ in der Hansestadt – bis zu 34 Grad. Am Mittwoch könnte es sogar bis zu 36 Grad heiß werden. Die Hamburger Behörden empfehlen, „den eigenen Tagesverlauf der Hitze anzupassen“. Vor allem Kinder, Ältere und Menschen mit Unterstützungsbedarf könnten „unter zu viel Sonneneinstrahlung und Hitze leiden“.
Die Warnungen sind berechtigt, sagen Mediziner. An heißen Tagen läuft unsere körpereigene Klimaanlage auf Hochtouren: Die Blutgefäße unter der Haut weiten sich, damit möglichst viel Flüssigkeit als Schweiß nach außen treten kann, der verdunstet – was kühlend wirkt. Infolgedessen verliert der Körper viel mehr Flüssigkeit als sonst.
Hitzewelle in Hamburg kann zu Hitzeschlag führen
„Dadurch kann es zu Schwankungen des Blutdrucks und zu Herz-Kreislauf-Beschwerden kommen; im Extremfall droht ein Hitzschlag, also ein Wärmestau im Inneren des Körpers“, sagt Prof. Martin Scherer, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Eppendorf (UKE). „Alle Organsysteme stehen bei Hitze unter besonderer Belastung. Deshalb sollten wir an solchen Tagen alles unterlassen, was zusätzliche Anstrengungen für den Körper bedeutet.“ Im Vordergrund müssten Maßnahmen stehen, die dem Körper bei der Kompensation helfen.
Zum Beispiel beim Trinken. Grobe Faustregel: Mindestens zwei Liter Flüssigkeit sollten wir über den Tag verteilt zu uns nehmen, rät der Mediziner. „Bei starkem Schwitzen kann auch die doppelte Menge nötig sein.“ Warnzeichen für zu wenig Flüssigkeitszufuhr seien Müdigkeit, Kopfschmerzen und Herz-Kreislauf-Beschwerden wie Benommenheit und Schwindel.
Eiskalte Getränke lieber vermeiden
Übertreiben sollte man es mit dem Trinken allerdings nicht, denn eine zu große Flüssigkeitszufuhr könne den Salz-Wasser-Haushalt des Körpers durcheinanderbringen und zu einer Überlastung der Nieren führen, sagt Scherer. Eiskalte Getränke gelte es zu vermeiden, da der Körper dann gegensteuere und viel Energie verbrenne. Besser leicht gekühlt bis lauwarm sollten das Wasser und die Kräuter- und Früchtetees sein, die sich ideal als Durstlöscher eigneten, rät der Mediziner.
Eine Tasse Kaffee oder schwarzer Tee morgens oder nachmittags sei zwar okay; große Mengen dieser koffeinhaltigen Getränke sollten wir aber gerade an heißen Tagen nicht zu uns nehmen, da sie für eine Verengung der Gefäße sorgten und die Herzfrequenz ansteigen lassen -- „genau das, was wir bei Hitze nicht gebrauchen können“, sagt Scherer. Das gelte umso mehr für Alkohol, der auf das zentrale Nervensystem schlage, das bei Hitze als erstes Probleme verursachen könne. Getränke mit viel Zucker belasteten das Stoffwechselsystem und eigneten sich ebenfalls nicht als Durstlöscher.
Bewegung nur an bestimmten Tageszeiten
Ein fettreiche Kost verlangt dem Körper viel Verdauungsarbeit ab. „Bei Hitze haben wir normalerweise ohnehin weniger Appetit und Lust auf schwere Mahlzeiten, sondern auf leichte Speisen – auf dieses Körpergefühl sollten wir hören“, sagt der Mediziner und rät zu grünem Salat etwa mit Gurken und Tomaten, zu Obst, Gemüse und Quark, also Speisen mit einem hohen Wassergehalt, verteilt eher über mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag.
Vorzugsweise in den eher kühlen Morgenstunden und abends sollte man durchlüften. Tagsüber sollte die Raumtemperatur möglichst nicht über 22 Grad liegen, nachts seien 18 bis 20 Grad ideal. Auf Bewegung sollte man zwar auch an heißen Tagen nicht verzichten, allerdings eher morgen und abends vor die Tür gehen und mittags pralle Sonne meiden. „Hören sie auch hier auf ihr Körpergefühl – der eine oder die andere kann einen schattigen Platz draußen zur Mittagszeit als angenehm empfinden, obwohl es 35 Grad hat.“
Spaziergänge statt Sport
Noch mehr Vorsicht ist bei intensiver Bewegung geboten. „So schön Sport im Sommer ist – bei Außentemperaturen ab 28 Grad sollte man es bei Spaziergängen belassen“, sagt Prof. Klaus Michael Braumann, Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention. Wer an Hitzetagen Sport treiben wolle, sollte dies möglichst vormittags tun.
Als Vorbereitung auf die Nacht könne es helfen, von morgens an alle Wärmequellen so gut wie eben möglich auszuschließen, rät UKE-Mediziner Martin Scherer. Zum Beispiel: Vorhänge schließen, damit die Sonne das Schlafzimmer wenig aufheizt, Elektrogeräte im Schlafzimmer ausschalten. Man sollte nicht überhitzt zu Bett gehen, empfiehlt Scherer. Manchen Menschen helfe eine lauwarme Dusche vorher. Auch wenn das Zimmer sehr warm sei, empfehle sich eine dünne Decke, um nicht auszukühlen.
Hitzewelle in Hamburg: Autos heizen sich schnell auf
Zudem sollte man seinen „Erwartungsdruck“ verringern. „In heißen Nächten schlafen viele Menschen schlechter – das lässt sich trotz aller Maßnahmen nicht komplett ändern“, sagt Scherer. Wer sich damit arrangiere und sich für den nächsten Tag nicht zu viel vornehme, komme womöglich leichter durch die Nacht.
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Die Hamburger Feuerwehr erwartet, dass sie wegen der Hitze zu vielen Einsätzen ausrücken wird. „Wir haben auch bei der letzten Hitzewelle festgestellt, dass die Rettungsdienstzahlen ordentlich nach oben gegangen sind“, sagte ein Sprecher. Kinder und Tiere sollten nicht im Auto gelassen werden, auch nicht kurz fürs Brötchen- oder Zigarettenholen. „Das Auto wird innerhalb weniger Minuten zu einer Sauna.“ Zudem rät die Feuerwehr von offenem Feuer ab. „Wir haben beim Grasland-Feuerindex und Waldbrand-Gefahrenindex gerade eine sehr hohe Stufe. Wir sind auf der Stufe vier von fünf.“ Weggeschnippte Zigaretten oder Grillen im Wald könnten Feuer ausbrechen lassen.