Hamburg. Es wird gefährlich heiß, auch hier: CaFeé mit Herz verteilt Wasser und Sonnenschutz an Obdachlose. Wie Hamburger selbst helfen können.

Kältebus im Hitzeeinsatz: Im Flur warten schon Packungen mit Müsliriegeln, während Christina Pillat-Prieß (59) zunächst die ersten Wasserkisten in den roten VW Crafter lädt. Sie ist die Koordinatorin des Projekts „Kältebus“ der Anlauf- und Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose in der Seewartenstraße auf St. Pauli – und bereitet sich auf die Wassertouren vor, die heute starten.

Normalerweise fährt der Kältebus durch die Nacht und bringt jedes Jahr von November bis März zwischen 19 und 24 Uhr Hilfsbedürftige in die Einrichtungen des Winternotprogramms der Stadt. Wie schon im vergangenen Jahr soll er ab dieser Woche helfen, Obdachlose auf Hamburgs Straßen an heißen Tagen im Juli und August vor Dehydration zu schützen.

Wohnungslose in Hamburg: Hitze wird gefährlich

Etwa 50 Ehrenamtliche stehen dafür auf der Einsatzliste von Pillat-Prieß. Im Winter fahren sie in Zweierteams sieben Tage die Woche. Im Sommer wird nach Bedarf ausgerückt, Teams werden spontan gebildet – je nachdem, wie sich die Temperaturen entwickeln. Tagsüber ist ein Sozialarbeiter mit dem Bus unterwegs, von 17 Uhr an verteilen die Helferinnen und Helfer dann auf ihren Wassertouren neben Trinkflaschen und Riegeln auch Sonnenschutz und Kopfbedeckungen. Sie fahren Aufenthaltsorte an, die sie aus dem Winterdienst kennen und die sie unterwegs bemerken – am Hauptbahnhof und am Bahnhof Altona, an den Landungsbrücken und in der Innenstadt.

Es sei ein Irrglaube, dass Obdachlose im Sommer weniger Probleme als im Winter haben, meint Koordinatorin Pillat-Prieß: Wenn Personen zum Beispiel auf der Straße einschlafen und die Sonne im Tagesverlauf wandert, könnten sie unter direkter Einstrahlung liegen. Auch Alkoholabhängigen mache die Hitze stark zu schaffen.

"Viele liegen verbrannt auf der Straße"

Um besser helfen zu können, bitten die Helferinnen und Helfer um Unterstützung. Neben Wasser und Sonnenschutzmittel würden besonders Geldspenden helfen, „weil wir dann flexibel arbeiten können, mit dem, was wir aktuell brauchen – wenn der Bus zum Beispiel auch mal in die Werkstatt muss“, sagt Pillat-Prieß. „Aber natürlich auch, um selbst Sonnenschutzmittel zu kaufen. Viele liegen verbrannt auf der Straße, und das ist schon übel zu sehen.“ Auch mobile Kühltruhen oder Wasserkanister würde das Team gerne anschaffen.

Ein zweiter Wagen, der normalerweise für das Projekt „Kältebus“ genutzt wird – ein grauer VW Bus –, fährt seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine im Rahmen des Projekts „Nicht schnacken, machen“ jeden Freitag nach Polen, um medizinische Hilfsgüter und Lebensmittelkonserven an die Grenze zu bringen. Sonnabends kommt er zurück und bringt meist Geflüchtete mit. Etwa 20 Touren sind die Helferinnen und Helfer seit Kriegsbeginn bereits gefahren, auch für dieses Projekt werden Spenden angenommen.

Wohnungslose in Hamburg: Helfer gesucht

Für die kommenden Wintertouren werden außerdem noch Fahrerinnen und Fahrer gesucht. In den kalten Monaten kann man das Team des Kältebusses über die Nummer 0151/65 68 33 68 auf Hilfebedürftige aufmerksam machen. Da im Sommer nur unregelmäßig gefahren wird, bleibt das Telefon aus. Im Notfall sollte man im Sommer einen Rettungswagen rufen, rät Helferin Pillat-Prieß.

„Guckt auf die Obdachlosen, die auf der Straße liegen – brauchen sie Wasser?“, appelliert sie an Hamburgerinnen und Hamburger. „Oder macht sie darauf aufmerksam, dass sie in den Schatten gehen sollten. Die Sonne wandert, und die Leute verbrennen. Guckt auf eure Mitmenschen, im Sommer wie im Winter, das hilft schon.“

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