Hamburg. Im Jahr 1942 töteten Hamburger Polizisten rund 1500 jüdische Zivilisten in Polen. Innensenator Grote reiste an den Ort des Geschehens.
Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) und Staatsrätin Almut Möller gedachten am Mittwoch mit einer Delegation in Polen der rund 1500 jüdischen Zivilisten, die vor 80 Jahren von einem Hamburger Polizeibataillon ermordet wurden.
Im Zweiten Weltkrieg waren Reserve-Bataillone Kampfeinheiten der NS-Ordnungspolizei mit je 500 Mann – meist Polizisten, daneben Freiwillige und Reservisten, die für den Kriegsdienst zu alt waren. Am 13. Juli 1942 hatte das Hamburger Reserve-Bataillon 101 die polnische Kleinstadt Józefów überfallen, jüdische Kinder, Frauen und Männer in ein nahe gelegenes Waldstück getrieben und getötet.
Zweiter Weltkrieg: Massaker in Józefów von Bataillon 101
Wer nicht laufen konnte, wurde noch in seinem Bett erschossen. Nach Angaben des Hamburger Polizeimuseums war das Massaker von Józefów die erste Mordaktion des Reserve-Polizeibataillons 101. Es wird im Zweiten Weltkrieg für 38.000 Morde verantwortlich gemacht. Angehörige des Bataillons waren an der Deportation von rund 45.000 Menschen in Vernichtungslager beteiligt.
Wie die Hamburger Innenbehörde am Mittwoch mitteilte, wurde um 13 Uhr ein Kranz am Ort des Verbrechens niedergelegt. Von 14 Uhr an nahm die Hamburger Delegation an einer Gedenkveranstaltung mit etwa 300 Gästen teil, zu denen auch Angehörige der Opfer aus Israel und den Vereinigten Staaten sowie Vertreter der jüdischen Gemeinde und der Kirchen gehörten. Im Ortskern wurde zudem eine neue Gedenktafel enthüllt.
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„Diese Reise ist eine harte und schmerzhafte Konfrontation mit dem Ausmaß an Unmenschlichkeit, zu dem Menschen fähig sind“, sagte Grote. „Ich bin stolz auf das starke Engagement, das die Polizei Hamburg seit Jahrzehnten investiert, um an die unfassbaren Verbrechen insbesondere auch der Hamburger Polizeibataillone zu erinnern und junge Polizistinnen und Polizisten immun zu machen gegen jede Form von Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit.“
Neben Grote und Möller waren Vertreter der Polizei Hamburg und Nachwuchskräfte vor Ort. Wie die Behörde mitteilte, hatte die Delegation bereits am Dienstag das ehemalige deutsche Konzentrationslager Majdanek am Rande der polnischen Stadt Lublin besucht, das 1944 als erstes KZ von der Roten Armee befreit wurde. Dort wurden Schätzungen zufolge rund 80.000 Menschen von den Nationalsozialisten ermordet. Die Polizei Hamburg bietet seit 2001 jährlich eine mehrtägige Gedenkstättenfahrt nach Polen an, um junge Polizistinnen und Polizisten über die Verbrechen der Hamburger Polizeibataillone im Zweiten Weltkrieg aufzuklären.
Das Hamburger Polizeimuseum an der Carl-Cohn-Straße 39, Winterhude, bietet an diesem Sonntag, um 12 Uhr, zudem eine kostenlose, einstündige Führung in Gedenken an das Massaker von Józefów an. Dabei wird unter anderem besprochen, dass nur wenige Männer den Schießbefehl verweigerten, und welche Erinnerungskultur die Hamburger Polizei heute pflegt.