Hamburg. Ties Rabe stellt die aktuelle Situation dar: So viele Geflüchtete werden unterrichtet, so viele Lehrer aus der Ukraine sind hier.
Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat ein ausgesprochen positives Fazit des Unterrichts für ukrainische Kinder und Jugendliche gezogen, die wegen des Krieges in ihrem Heimatland nach Hamburg geflohen sind. „Die Aufnahme hat vorbildlich geklappt. Wir gehen davon aus, dass mehr als 90 Prozent der geflüchteten Kinder und Jugendlichen in den Schulen unterrichtet werden“, sagte Rabe.
Aktuell lernen 4292 Jungen und Mädchen aus dem osteuropäischen Staat an insgesamt 293 Schulen – das sind 75 Prozent aller Standorte. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler ist seit Anfang April – Ende Februar hatte Russland die Ukraine überfallen – sprunghaft angestiegen: von knapp 1000 Jungen und Mädchen über 2585 Anfang Mai und 3451 Anfang Juni auf 4226 Anfang Juli. Innerhalb von drei Monaten hat sich die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge in den Schulen damit mehr als vervierfacht.
Schule Hamburg: "Haben in kurzer Zeit tausende ukrainische Schüler aufgenommen"
„Hamburgs Schulen haben in kürzester Zeit tausende ukrainische Schülerinnen und Schüler aufgenommen und für sie hochwertige und gute Unterrichtsangebote geschaffen. Sie haben dafür in einer schwierigen Lage rund 120 neue Klassen aufgebaut, zahllose neue Klassenräume eingerichtet und hunderte zusätzlicher Lehrkräfte eingestellt“, sagte Rabe, der von einem „beispiellosen Engagement aller Schulgemeinschaften“ sprach. „Sollten unsere neuen Schülerinnen und Schüler länger in Hamburg bleiben, sind unsere Schulen gut darauf vorbereitet“, sagte der Schulsenator.
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Für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen, die in der Regel kein Deutsch sprechen, gibt es mehrere spezielle Unterrichtsformate. Die meisten Jungen und Mädchen lernen zunächst ein Jahr in einer sogenannten Willkommensklasse. Der Unterricht in den mit 15 Schülerinnen und Schülern kleinen Gruppen folgt einem eigenen Bildungsplan und zielt auf gute Integration und den späteren Übergang in eine Regelklasse. Zunächst steht im Zentrum des Unterrichts das Erlernen der deutschen Sprache, später kommen weitere Fächer hinzu.
Pensionierte Lehrer wieder in den Unterricht eingestiegen
Die Schulen können auf das bereits bestehende und etablierte Format der Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK) für Flüchtlinge und Zugewanderte aus anderen Staaten zurückgreifen. Ältere Schülerinnen und Schüler werden an Berufsschulen in sogenannten AvM-Dual-Kursen unterrichtet. In dem zweijährigen Bildungsgang, der auch betriebliches Lernen einschließt, kann der erste und der mittlere Bildungsabschluss erworben werden. Insgesamt gibt es derzeit 367 Willkommensklassen (Anfang März: 248). Ende 2017 zum Höhepunkt der damaligen Fluchtwelle hatte es 472 Willkommensklassen gegeben.
Ein kleiner Teil der geflüchteten Schüler mit guten Deutschkenntnissen wird direkt in die Regelklassen eingeschult. Das gilt auch für die Jüngsten, die die Klassen eins und zwei besuchen. Um den Unterricht personell zu bewältigen, sind pensionierte Lehrkräfte wieder in den Unterricht eingestiegen und Teilzeitkräfte haben ihr Stundenkontingent aufgestockt. „Insgesamt stellen wir rund 300 Lehrerstellen zusätzlich zur Verfügung und finanzieren Personalkosten von zusätzlich 32 Millionen Euro pro Jahr“, sagte Rabe.
Schule Hamburg: Bereits 46 ukrainische Lehrer eingestellt
65 Schulen bieten bereits Ukrainisch als Schulfach an, weitere 21 planen ein solches Angebot. Dann wird fast ein Drittel der Schüler auch in ihrer Muttersprache unterrichtet. Die Schulbehörde hat 46 aus der Ukraine geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Weitere 149 schon vorher beschäftigte Lehrkräfte haben ukrainische Sprachkenntnisse.
Die Schulbehörde geht davon aus, dass noch 200 bis 300 ukrainische Kinder und Jugendliche in Hamburg, die schulpflichtig sind, aber noch keine Schule besuchen. Ihre Eltern, hier Sozialleistungen beziehen, sind jetzt noch einmal angeschrieben worden.