Hamburg. Die Häuser haben fast fünfmal so viele offene Stellen wie vor einem Jahr. In diesen Bereichen werden Mitarbeiter gesucht.
Notruf aus der Hotellerie in Hamburg: Zu Beginn der Hauptreisezeit fehlt in vielen Hotels und Pensionen das nötige Personal. „Rezeptionistinnen, Köche, Barkeeper, Service- und Reinigungskräfte werden in der Stadt händeringend gesucht. Ohne sie kann die Branche in der wichtigsten Saison des Jahres nicht durchstarten“, sagt Johann Möller von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Die Hotellerie sei „am Limit“.
Hotels in Hamburg haben Personalmangel wegen Corona
Zweieinhalb Jahre Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen haben ihre Spuren hinterlassen: Wegen Lockdowns und Kurzarbeit hätten sich ein großer Teil des Personals umorientiert und die Branche gewechselt. Jetzt macht sich in Deutschland eine selten dagewesene Reiselust breit.
„Für viele Hoteliers ist es aktuell einfacher, Gäste zu finden als Mitarbeiter“, sagt Möller. Die NGG verweist auf die Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Demnach zählte das Hamburger Beherbergungsgewerbe Ende Juni noch 179 offene Stellen – fast fünfmal so viele wie vor einem Jahr. Im Juni 2021 hatte es 37 offene Stellen gegeben.
Hotels rechnen mit hoher Auslastung
Für die Hamburgs Hotelbranche rechnet Möller mit einer hohen Auslastung für die kommenden Monate: „Nach fast zweieinhalb Jahren Corona machen viele Menschen zum ersten Mal wieder richtig Urlaub. Der Tourismus im eigenen Land steht dabei hoch im Kurs. Hinzu kommen die Geschäftsreisenden. Und auch manche verschobene Geburtstags- oder Hochzeitsfeier wird nachgeholt.“
Damit die Pläne der Gäste nicht an fehlenden Rezeptionisten und Köchinnen scheiterten, müsse die Branche für die Beschäftigten attraktiver werden, ist Möller überzeugt. Das gelinge nur, indem sich Löhne und Arbeitsbedingungen verbesserten.
Hotels in Hamburg: Bezahlung sei besser geworden
„Es kommt jetzt darauf an, Fachleute mit guten Konditionen zu locken, um für die steigende Nachfrage nach Urlaubs- und Geschäftsreisen gewappnet zu sein“, so Gewerkschaftssekretär Möller.
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Bei einem entscheidenden Punkt, der Bezahlung, habe sich bereits einiges getan: Mit dem neuen Tarifvertrag, den die Gewerkschaft mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ausgehandelt hat, liegt der Einstiegsverdienst in der Branche in Hamburg ab Oktober bei 12,34 Euro pro Stunde – deutlich mehr als bislang. Fachkräfte kommen auf einen Stundenlohn von mindestens 13,44 Euro. Entscheidend sei, dass sich die Betriebe an diese Standards hielten, so Möller. Für diesen Sommer dürfte die Tariferhöhung zu spät kommen. Hinzu kommt, dass das aktuelle Personal die Ausfälle parieren muss und zusätzlich überlastet wird.
Johann Möller mahnt: „Hotelangestellte arbeiten oft dann, wenn andere frei haben – nachts, am Wochenende, oder an Feiertagen. Das geht zulasten von Familie und Freizeit. Es ist wichtig, Arbeitszeiten im Sinne der Beschäftigten zu organisieren.“