Hamburg/Kiel. Stationen werden geschlossen, Krankenstand dramatisch. Verwirrung um Bürgertests und neue Omikron-Studie aus dem UKE.
Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Hamburg und Schleswig-Holstein steigt bedenklich, gleichzeitig wird die Situation in den Krankenhäusern im Norden angespannter. Auch das hängt mit den Neuinfektionen zusammen, von denen Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte betroffen sind. Schleswig-Holsteins Krankenhausgesellschaft spricht von einer „schwierigen Lage“, es gebe „Hotspots“ im Kieler Raum. In einer Telefonkonferenz mit Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) sei die Situation besprochen worden.
In Hamburg sagte die Geschäftsführerin der Krankenhausgesellschaft, Claudia Brase, dem Abendblatt: „Wir haben noch keine konkreten Zahlen, aber die Lage ist angespannt, vor allem wegen der Personalsituation.“ Der besorgniserregende Krankenstand treffe auf die gestiegenen Corona-Patientenzahlen. Von den 365 Infizierten in den Hamburger Häusern lägen zwar nur 18 auf Intensivstationen, so Brase. Doch die anderen hätten einen erhöhten Pflegebedarf wegen der notwendigen Hygiene- und Isolationsmaßnahmen.
Corona Hamburg: Für Herbst erwartete Welle ist schon da
Die schleswig-holsteinische Ministerin von der Decken appellierte: „Wer krank oder infiziert ist, sollte zu Hause bleiben, um die Weitergabe der Infektion zu bremsen. Übernehmen Sie Verantwortung und schützen Sie so auch die, die schwere Krankheitsverläufe haben könnten.“ Die Ministerin wies darauf hin, dass Infizierte auch nach der verpflichtenden Isolation über fünf Tage zu Hause bleiben sollten, wenn der Selbsttest weiter positiv sei oder man Symptome habe. Das sind bei einer Corona-Infektion zum Beispiel Fieber oder Husten.
Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft müssten einzelne Kliniken Stationen und Abteilungen schließen und das Personal umorganisieren. Die gestiegene Zahl von Patienten in den Notaufnahmen und auf den Stationen treffe auf die hohe Zahl erkrankter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Planbare Operationen müssten verschoben werden. „Wir kommen an Grenzen des medizinisch Machbaren“, sagte Carmen Brinkmann von der schleswig-holsteinischen Krankenhausgesellschaft. Mediziner empfehlen, das Maske-tragen in Menschenansammlungen zu beherzigen. Außerdem sollten die Auffrischungsimpfungen genutzt werden.
Verwirrung um Bürgertests in Hamburg
Carsten Hilbert aus der ärztlichen Geschäftsführung des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein sagte: „Die für den Herbst und Winter befürchtete Corona-Welle ist in Schleswig-Holstein schon angekommen.“
In Hamburg entstehen Probleme und Engpässe schon an den Krankenhaus-Pforten. Nach der Änderung der Corona-Testverordnung glauben viele Menschen, sie müssten sich im Krankenhaus eine Bescheinigung über einen Besuch eines Angehörigen abholen, um einen Bürgertest machen zu können. Das ist nicht erforderlich. Wer einen Test machen (und nicht 3 Euro zuzahlen will), muss im Testzentrum glaubhaft versichern, dass er zum Beispiel einen Besuch im Krankenhaus oder Pflegeheim plant. Dafür gibt es kein Formular. Die Krankenhaus-Mitarbeiter haben ohnehin viel zu tun mit dem Prüfen der negativen Testbescheinigungen. Die vor Krankenhäusern positionierten Teststationen werden ohnehin gerade stark frequentiert.
UKE-Studie: Geimpfte sterben nicht an Omikron
Unterdessen hat das UKE in einer Studie des Rechtsmediziners Prof. Benjamin Ondruschka nachgewiesen, dass die Zahl der Corona-Toten im Verlaufe der Pandemie abgenommen habe. Wer sich als Geimpfter mit der Omikron-Variante infizierte und keine weiteren Risikofaktoren hatte, hatte gute Chancen auf vollständige Genesung. Von diesen Patienten sei keiner gestorben, teilte das UKE mit. Allerdings könne man nicht sagen, ob generell der Omikron-Subtyp weniger tödlich ist. Untersucht wurden ausschließlich im UKE verstorbene Patientinnen und Patienten, die Corona hatten.
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„Geimpfte Personen ohne Risikofaktoren haben unserer Studie zufolge ein extrem niedriges Risiko für einen tödlichen Verlauf nach einer Infektion mit dem Sars-CoV-2-Erreger. Der Hauptanteil der Verstorbenen ist der Gruppe der noch Ungeimpften oder der Gruppe der Geimpften mit Risikofaktoren zuzuordnen“, so Ondruschka. Das seien Menschen mit Krebs oder Autoimmunerkrankungen gewesen. „Unsere Ergebnisse unterstreichen die gute Wirksamkeit der zugelassenen Covid-19-Impfstoffe in Bezug auf ihre Fähigkeit, tödliche Verläufe zu verhindern.“