Hamburg. Kohlekraftwerke sollen länger laufen. Der Hamburger Michael Kruse aus der FDP-Fraktion im Bundestag attackiert Merkel-Regierung scharf.
Angesichts der sich zuspitzenden Energiekrise in Deutschland gibt es in der Bundesregierung keine Denkverbote mehr. Der Hamburger Michael Kruse, energiepolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, schlägt im Abendblatt vor, in Deutschland Fracking zu erlauben. Dabei wird Gas oder Öl mithilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt. „Das Thema ,Fracking‘ wurde in den Medien von einer irrationalen Debatte begleitet“, sagt Kruse.
„Wir könnten mit einer Ausweitung der Gasförderung in Deutschland Putin den Geldhahn zudrehen und gleichzeitig beste Umweltstandards setzen. Da ist Potenzial.“ Zugleich machte er deutlich, dass die Kohlekraftwerke in Deutschland vorübergehend länger laufen werden. „Kurzfristig werden die Kohlekraftwerke, die in diesem und nächsten Herbst abgeschaltet werden sollten, in der Reserve bleiben, um Versorgungssicherheit auch bei einer möglichen Gasmangellage zu gewährleisten.“
FDP will Fracking erlauben, Habeck Gas sparen – ein Blackout ist nicht zu befürchten
Einen Blackout müssten die Deutschen nicht fürchten. Er sei „sehr sicher“, dass es zu keinem längeren Stromausfall kommen werde. „Wir arbeiten seit dem russischen Angriff auf die Ukraine fieberhaft daran, die gravierenden negativen Folgen für die Energieversorgung abzufedern. Dazu gehört, Vorsorge in allen Bereichen zu treffen und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“
Scharf kritisierte er die Regierung von Angela Merkel: „Die Energiepolitik der Großen Koalition war spätestens seit der Krim-Annexion völlig naiv.“ Kruse wirft ihr zudem vor, beim Kohleausstieg falsch gehandelt zu haben. Deshalb sei das effizienteste Kohlekraftwerk in Moorburg vom Netz gegangen. „Die Festlegung der Abschaltreihenfolge war ein großer Fehler. Das war eher ein Beitrag zur Deindustrialisierung als zur Dekarbonisierung der Wirtschaft.“
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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will angesichts geringerer russischer Gaslieferungen zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um Gas einzusparen und die Vorsorge zu erhöhen. So soll der Einsatz von Gas für die Stromerzeugung und Industrie gesenkt und die Befüllung der Speicher vorangetrieben werden. Dazu stellt der Bund Milliardenmittel bereit. Die Situation sei ernst, wird Habeck in einem Papier zitiert. „Der Gasverbrauch muss weiter sinken, dafür muss mehr Gas in die Speicher, sonst wird es im Winter wirklich eng.“