Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: Camille Pissaro, „Rast unter den Bäumen von Pontoise“.

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Man meint fast, die flirrende Sommerhitze zu spüren im Bild „Rast unter den Bäumen von Pontoise“ (1878) von Camille Pissarro (1830–1903). Luftig und leicht hat der Maler sein Motiv in Szene gesetzt. Er lebte damals in der gleichnamigen Stadt, die nordwestliche von Paris am Fluss Oise gelegen ist.

Möglicherweise ist das Bild im Spätsommer entstanden, denn die Blätter beginnen sich bereits gelb zu färben. Aber nicht nur die Bäume, auch der hohe Himmel dominieren das Bild. Im Vordergrund sieht man drei Menschen.

Kunsthalle Hamburg: Pissaro setze auf die Leuchtkraft der Farben

Camille Pissarro [1831–1903], „Rast unter den Bäumen bei Pontoise“, (1878), Bildmaß 65 x 54 cm
Camille Pissarro [1831–1903], „Rast unter den Bäumen bei Pontoise“, (1878), Bildmaß 65 x 54 cm © bpk / Hamburger Kunsthalle

Pissarro, einer der produktivsten Maler des Impressionismus, setzte in vielen Bildern auf die Leuchtkraft der Farben und die Betonung des Lichts. Ihn habe immer die Suche nach Einheit, Harmonie und Freiheit interessiert, schrieb sein Urenkel, der Kunsthistoriker Joachim Pissarro. Seinem Vorfahr ist erst später im Leben Anerkennung zuteilgeworden. Lange mussten er und seine achtköpfige Familie darum kämpfen, mit der Malerei ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Im Jahr, als er dieses Bild gemalt hat, soll er in einem Brief gesagt haben: „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich gelitten habe. Was ich jetzt durchmache, ist noch schlimmer als das, was ich in meiner Jugend erlebt habe, denn ich fühle mich, als ob ich keine Zukunft hätte. Aber wenn ich alles noch einmal so machen müsste, würde ich nicht zögern.“ Am Ende des Lebens verlegte er sich darauf, neue Motive zu suchen, und malte Bilder von Rouen und Paris – die ließen sich besser verkaufen.

Kunsthalle Hamburg: Pissaro ließ sich in England beeinflussen

Die Impressionisten sind die Erfinder der Freilichtmalerei und somit das Gegengewicht zur Kunst der Akademien. Anfänglich wurden sie sogar beschimpft. Neben Pissarro, dem „Vater des Impressionismus“, galten als Hauptvertreter dieser Kunstrichtung Monet, Renoir, Sisley, und Bazille. Auch Degas und Cézanne interessierten sich zeitweise dafür.

In Deutschland beeinflusste dieser Stil Corinth, Slevogt und Liebermann. Die große, anhaltende Beliebtheit des Impressionismus hat Kunstkritiker Gerhard Finckh dem „lebensbejahenden Optimismus dieser Bilder“ zugeschrieben. Pissarro reiste nach England, ließ sich dort von den Bildern Turners und Constables beeinflussen. Er soll gesagt haben: „Gesegnet sind die, die an bescheidenen Orten schöne Dinge sehen, wo andere nichts entdecken.“