Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: Franz von Lenbach „Franz Liszt“ (1884).
Kurz vor seinem Tod im Jahr 1888 hat Franz von Lenbach noch einmal den alten Kaiser gemalt, wie er es auch vorher schon getan hatte. Der Herrscher sitzt, natürlich majestätisch, in der Bildmitte auf einem Lehnstuhl. Er trägt seine Generalsuniform, die Hände hat er im Schoß gefaltet, er wirkt bescheiden. Seine Augen sehen müde, aber auch altersmilde aus, beinahe so, als ahnte er bereits seinen herannahenden Tod.
Der erste deutsche Kaiser, den sein Volk in den späten Lebensjahren kaum noch zu Gesicht bekam, wurde 90 Jahre alt. Den unruhig wirkenden Hintergrund hat der Maler ganz in Braun gestaltet. Das Bild macht einen unfertigen Eindruck.
Hamburger Kunsthalle: „Münchner Malerfürst“ – Franz von Lenbach
Porträts waren die Spezialität von Franz von Lenbach (1836–1904), den man den „Münchner Malerfürsten“ nannte. „Er zeigt sich hier als großer Psychologisierer. Es ist sein Verdienst, etwas von den Brüchen, die Wilhelms Leben bestimmt haben, zu transportieren“, schreibt das Auktionshaus Karl&Faber.
Lenbachs Vater war Stadtmaurermeister in Schrobenhausen in Oberbayern. Die ersten beiden Ehen des Vaters bescherten der Familie 17 Kinder. Franz wurde Maurergeselle, bevor er in die Akademie der Bildenden Künste in München ging. Schon bald konnte er von seinen Arbeiten leben, er malte aber auch Schützenbilder, um die Portokasse zu füllen.
1859 malte der „Der rote Schirm“, das heute als Frühwerk des Impressionismus gilt und ebenfalls in der Kunsthalle hängt. 1860 wurde er Professor in Weimar und freundete sich mit Arnold Böcklin an. Dort blieb er aber nur eineinhalb Jahre. Er verabschiedete sich mit der Begründung: „Die Erkenntnis, dass ich selber erst lernen statt lehren müsse, trieb mich fort, dazu die Sehnsucht nach Italien.“
Vorliebe für vielfältige Porträts
Er begann seine Neigung zu Porträts zu entwickeln. Seine Vorbilder waren dabei Rubens und Tizian. Zurück in München, konnte er in der feinen Gesellschaft reüssieren. „Kunst treiben heißt Takt üben“, lautete sein Motto. Aber er wollte nach Berlin.
Das Großbürgertum erkannte sich in Lenbachs Bildern wieder, man wollte Glanz und Reputation. Und Lenbach war gesellschaftlich ambitioniert. Seine Bilder gelten als vielfältig. Aber die Kollegen fingen an, den Erfolgreichen zu kritisieren. Lenbach wurde zum Promi-Maler, als eins seiner besten Bilder gilt das von Papst Leo XIII. Allein 80 Bilder schuf er von Bismarck, mit dem er auch zusammen Weihnachten und Geburtstage feierte.
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Die Kritik nahm zu. Der Schweizer Kollege Karl Stauffer-Bern sagte: „Er ist ein außerordentlich begabter, von der Natur verschwenderisch ausgestatteter Mensch, der es aber doch fertiggebracht hat, gründlich zu versimpeln. Seitdem er nur mit Kaisern, Königen und Palästen zu tun hat, fehlt ihm die Zeit zur ernsten Tätigkeit.“