Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: „Coping Strategies: The Burnout“ und „Fatigue Mom“ von Grit Richter.
Heute geht es im Kunsthallen-Podcast gleich um zwei Kunstwerke, die aber von derselben Gegenwartskünstlerin stammen. Zu sehen sind sie in der Ausstellung „Something new, something old, something desired“ (Etwas Neues, etwas Altes, etwas Begehrtes), die in der Kunsthalle läuft.
Der Titel ist eine Abwandlung des traditionellen Reims „something old, something new, something borrowed, something blue“, der beschreibt, was eine Braut bei ihrer Hochzeit tragen sollte.
Über Grit Richter in „Ich sehe was, was Du nicht siehst“
Die linke Installation heißt „Coping Strategies: The Burnout“ und stammt aus dem Jahr 2016, die rechte nennt sich „Fatigue Mom“ (Müde Mutter), sie entstand im Rahmen einer Serie vor zwei Jahren. Gezeigt werden beide auf einem dunkel gefliesten Fußboden vor einer rot gekachelten Wand. Grit Richter hat sie erschaffen und hat auch den gesamten Raum gestaltet, in dem diese beiden Werke in der Galerie der Gegenwart gezeigt werden. Richter wurde 1977 in Dresden geboren, bewegte sich dann aber elbabwärts und lebt und arbeitet nun in Hamburg.
„Fatigue Mom“ zeigt eine Art zusammengesackte Matratze. Die beiden schlauchartigen Auswüchse, die links und rechts aus ihr herausragen, könnte man für Arme halten. Sie wolle mit diesem Kunstwerk die Erschöpfungszustände einer Mutter humorvoll betrachten, hat die Künstlerin erzählt.
Richter versucht universale Gefühle zu visualisieren
Richter hat bisher vielseitig gearbeitet. Malerei, Neonröhren, mit dunkel pigmentiertem Gips gegossene Skulpturen und gebleichte Stoffe waren bisher die Materialien, mit denen sie sich beschäftigt hat. Vor Kurzem hat sie damit begonnen, Zeichnungen mit Pastellkreide anzufertigen. Man sagt ihr eine innerliche Nähe zu den Arbeiten von Bruce Nauman und Dan Flavin nach. Ursprünglich kommt sie aus der Malerei, aber „sie ist immer abstrakter geworden“, sagt ihre Galeristin Tanja Wagner aus Berlin. Mutter, Eltern, Familie – das seien die Themen, die ihre Künstlerin zurzeit umtreiben. „Sie hat einen empathischen Blick und dabei immer gleich die Erschöpfung mitgedacht.“ Das klingt dann aber doch eher konkret als ab-strakt.
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Kunstkritiker, die sich mit Richters Arbeit beschäftigen, haben betont, dass sie versuche, universale Gefühle zu visualisieren, die als ästhetische Parabeln unseres Innenlebens funktionieren. Fast alle erwähnen den Sinn für Humor der Künstlerin. Richter selbst hat über ihre Kunst gesagt: „Im Entstehungsprozess interessieren mich formale Klarheit und Reduktion genauso wie die Lust am Spielerischen.“