Hamburg. Junge Mitglieder des Hamburger Debattierclubs überzeugen beim Pilotprojekt der Körber-Stiftung. Auch das Publikum durfte mitmachen.
Dichte Argumentationsketten, fesselnde Rhetorik und schlagfertige Pointen – das wurde den Zuschauenden am Donnerstagabend beim Debattle der Hamburger Körber-Stiftung in der Speicherstadt geboten. Zusammen mit dem Hamburger Debattierclub hatte die Stiftung den Talk als Pilotprojekt ausgerichtet. Der Clou: Das Publikum durfte selbst entscheiden, worüber diskutiert wird und sich auch an der Debatte beteiligen.
Zur Auswahl standen die Themen„Sollte der Staat Kryptowährung verbieten“, „Sollten wir eine staatliche Prämie für fleischlose Restaurants einführen?“ und „Sollte Deutschland den Handel mit Autokratien einschränken?“ Auf das letztgenannte fiel die Mehrheit der 70 Stimmen. Die Debattierenden hatten in der Folge 20 Minuten Vorbereitungszeit.
„Debattle“: Bundesregierung gegen Opposition
Umso erstaunlicher war es, mit welcher Sicherheit die Mitglieder des Hamburger Debattierclubs – alle im Alter von 18 bis 28 Jahren – auf der Bühne agierten. Dort standen sich Bundesregierung und Opposition gegenüber. Für die Bundesregierung traten Maximilian Meybauer, Dario Werner und Julia Marie Welker an. Die Opposition vertraten Armin Ulrich, Janni Schoon und Tove Marla Hortmann. Während die Bundesregierung die Frage zu befürworten hatte, musste sich die Opposition dagegen aussprechen.
In zwei Runden hatten die Teams jeweils sieben Minuten Zeit, ihre Argumente kundzutun. „Dadurch, dass wir Sanktionen auferlegen, haben wir direkten Einfluss auf die Autokratien. Wir können sie von innen heraus ausbluten lassen“, lautete das Kernargument der Bundesregierung. Die Opposition entgegnete sinngemäß: „Dadurch brechen nicht nur Autokratien zusammen, sondern die gesamte Weltwirtschaft.“
Publikum musste abstimmen
In der anschließenden Fragerunde mussten die Debattierenden vor allem ihre Schlagfertigkeit beweisen. Die Äußerungen der Zuschauenden wurden teilweise so gekonnt abgefedert, dass im Saal herzlich gelacht wurde. Abgerundet wurde das Debattle nach rund anderthalb Stunden durch zwei Schlussplädoyers.
Moderator Max Maaß bat das Publikum im Anschluss erneut abzustimmen, wie die eigene Haltung zum Thema sei. Vor dem Beginn der Debatte hatten 40 Prozent den Handel mit Autokratien befürwortet, nach dem zweiten Voting waren es 44 Prozent. Die Argumente der Opposition hatten also ein paar Zuschauende zum Umdenken bewegt.
„Debattle“ – "es war ein gelungener Start"
Genau so hatte es sich Thomas Paulsen, Vorstandsmitglied der Körber-Stiftung erhofft: „Das Debattieren ist ein wichtiger Beitrag für eine lebendige Demokratie und eine offene Gesellschaft. Wir leben zunehmend in einer Blasengesellschaft, in der unsere Meinung durch Algorithmen bestätigt wird. Andere Meinungen werden häufig moralisch abqualifiziert, außerdem herrscht Angst vor Shitstorms. Das Debattle ist gegen diese Trends“, sagte er und meinte: „Es war ein gelungener Start. Gefallen hat mir vor allem, dass viele junge Leute im Publikum waren.“
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So auch die beiden Achtklässler Simon und Luis vom Luruper Goethe-Gymnasium. Sie verfolgten die Veranstaltung in Begleitung von Frank Sawatzki: „Es war wirklich toll. Die Vorstellungen der Redner waren sehr beeindruckend. Wir hoffen, dass dieses Format fortgeführt wird“, meinte der Deutsch- und Mathelehrer. Wann es die nächste Auflage geben soll, steht noch nicht fest, wie Paulsen erklärte: „Es war ein erfolgreicher Auftakt. Wir haben es zum ersten Mal ausprobiert und schauen nun, wie wir weitermachen.“