Vom kleinen Polittbüro mit GP Wöhler bis zur großen Barclays Arena mit KISS – Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.

Luschtobjekte und Schlabberzungen, Comedy von gezeichnet bis aufrecht stehend, Filme und Feuerwerk: In den nächsten Tagen ist wieder alles dabei, was die Gemüter erhitzt, berührt oder auf die Probe stellt. Unsere Auswahl.

Ausstellung über oberflächliche Annahmen

Kuchen backen ist typisch weiblich? Könnte man meinen. Aber warum eigentlich? Die Künstlerinnen Anik Lazar (Malerei) und Wiebke Schwarzhans (Fotografie), beide HfbK-„Gewächse“, nähern sich in der Frise-Ausstellung „Superficial Surfaces“ Oberflächlichem und Oberflächen, die als äußerlich, irrelevant und im Zweifel „feminin“ gelten. Sie servieren „Artist Cakes & Crémant Care“ – von ihnen eingeladene Künstlerinnen und Künstler, darunter Tintin Patrone, Anna Grath und Lulu MacDonald, backen Kuchen, Torten und bringen Prickelndes mit. Diese Köstlichkeiten werden performativ-choreografiert von Bar Tendern ans Publikum verschenkt. „Dekadenz, Pandemie, Crémant in Krisen- und Kriegszeiten, scheinbar unendliche Fürsorge“, so das Motto, das auf den „Bake Sale“ – eine meist von Müttern unbezahlt bestückte Kuchentafel, deren Verkauf einem guten Zweck dient -- abzielt. Ironisch, versteht sich.

„Superficial Surfaces“ Eröffnung So 12.6., 12.00–18.00, 14.00 Künstlerinnengespräch, Ausstellung 17.–19.6., 15.00–18.00, Frise Künstlerhaus (Bus 1), Arnoldstraße 26–32, Eintritt frei, www.frise.de

Bülent Ceylan mit neuem Programm

Vor 13 Jahren gastierte Bülent Ceylan in Hamburg noch im 220-Plätze-Theater Polittbüro am Steindamm. Inzwischen ist der „Monnemer Türk“ längst Dauergast in den deutschen Comedy-Charts (und Quizsendungen für alle Altersgruppen) sowie in der Hansestadt regelmäßig Gast in der Arena im Volkspark. So auch an diesem Sonntag erstmals nach mehr als zwei Jahren Corona-Abstinenz, diesmal mit seinem neuem Programm „Luschtobjekt“. Doch wer wie der langmähnige und wandlungsfähige Ceylan schon das Wacken Open Air überstanden hat, der behauptet sich rockend gewiss auch beim Hamburger Publikum, alten und neuen Fans.

Bülent Ceylan holt im Polittbüro den Hammer raus.
Bülent Ceylan holt im Polittbüro den Hammer raus. © d4mance | d4mance

„Luschtobjekt“ So 12.6., 18.00, Barclays Arena (S Stellingen + Shuttle-Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten zu 41,10 bis 51,50 im Vorverkauf; www.barclays-arena.de

Kino-Premiere in den Zeise-Kinos und dem Abaton

Viele Filmfreunde werden Nicolette Krebitz als Schauspielerin kennen. Aber die 50-Jährige ist auch eine bemerkenswerte Regisseurin. Ihr neuer Film „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ kommt am Donnerstag in die Kinos. Sie erzählt darin von einer Zufallsbegegnung in einem Berliner Szenelokal zwischen Adrian (Milan Herms) und Anna (Sophie Rois). Als sie sich kurz danach wieder begegnen, soll sie ihm Sprachunterricht geben. Aber die ehemalige Schauspielerin arbeitet schon lange nicht mehr in diesem Beruf. Am Tag vor dem Filmstart kann man die Komödie in zwei Hamburger Kinos vorab sehen. Krebitz und Herms kommen ins Zeise, Krebitz, Herms und Moritz Bleibtreu kurz darauf ins Abaton.

Sophie Rois und Milan Herms im ­Kinofilm „A E I O U“.
Sophie Rois und Milan Herms im ­Kinofilm „A E I O U“. © Komplizen Film | Komplizen Film

A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ Mi 15.6., 19.00, Zeise (S Altona, Bus 2), Friedensallee 7–9; Karten 9, 50; 20.30 Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten 9,50

Timo Jacobs tourt mit neuem Film durch Hamburg

Charly Schwarzer galt mal als großer Star der deutschen Comedy-Szene. Ein Comebackversuch scheitert. Seine Partnerin verlässt ihn, und dann wird bei ihm auch noch Demenz diagnostiziert. Den Film „Stand Up! Was bleibt, wenn alles weg ist“ hat Timo Jacobs inszeniert und auch die Hauptrolle übernommen. Die Reihe der Nebendarsteller ist illuster: Pegah Fery­doni, Oliver Korittke, Lana Cooper, Alina Levshin. Bei drei Gelegenheiten kann man Jacobs in Hamburg treffen. Am Dienstag kommt er mit einigen Schauspielern ins Schanzenkino, es folgen Auftritte am 30. Juni im Alabama und am 6. Juli im Metropolis.

„Stand Up! Was bleibt, wenn alles weg ist“ Di 14.6., 19.30, Schanzenkino 73 (Bus 15), Schulterblatt 72/3, Karten 9, Do 30.6., 20.15, Alabama(Bus 172/173), Jarrestraße 20–24, Karten 9,- Mi 6.7., 19.00, Metropolis (U Gänsemarkt), Kleine Theaterstraße 10, Karten 8,-

Comedy mit Wort und Bild

Comedy und Kritzeleien, diese unterhaltsame Mischung aus Wort und Bild ist typisch für Micha Marx. Der Komiker gewann mit seinem ersten Soloprogramm „Vom Leben gezeichnet“ bereits einige Kleinkunstpreise. Am Montag gastiert er mit seinem neuem Programm „Lauschangriff – Kritzeleien von der Ökofront“ erstmals im Lustspielhaus. Gibt es Autoreifen aus Naturkautschuk für SUV? Darf man beim Wandern im Karwendel in seinem ökologischen Rucksack Mettbrötchen transportieren? Fragen wie diese beantwortet Marx poetisch und pointenreich.

„Lauschangriff“ HH-Premiere Mo 13.6., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten ab 30,- (erm. 20,-); www.almahoppe.de

"Herrchen und Frauchen" auf Abschiedstour

Das Abschiedsprogramm der Bühne des Kabarettduos Herrchens Frauchen unter dem Motto „Tschüss Polittbüro“ (bis 3.7.) bietet diese Woche zwei Höhepunkte, die die Bandbreite des Kleinkunst-Kleinods in St. Georg spiegeln. „Das Oberlicht“, eine Lied- und Textmontage von Bernhard Rosenkranz und Folkert Bockentien, dokumentiert Lebensgeschichten homosexueller Männer zwischen 1935 und 1969. Die zweiteilige Inszenierung erzählt von Leid, Unterdrückung und Angst, aber auch von Widerstand, Mut und Stolz. Schauspieler und Sänger Gustav Peter Wöhler, Pianist Matthias Stötzel und Autor Bockentien führen am Mittwoch mit Akten, Gesetzestexten, Polizeiprotokollen und Zeitzeugen-Berichten sowie passender Musik durch den Abend. Die Musik steht tags darauf auch im Mittelpunkt, wenn das Trio Glas Blas Sing erstmals in Hamburg sein neues Programm auf bewährten Pfandflaschen spielt und dazu singt. Bühne frei für „Happy Hour“!

Mit Herz: Schauspieler Gustav Peter Wöhler im Polittbüro.
Mit Herz: Schauspieler Gustav Peter Wöhler im Polittbüro. © picture alliance / Eventpress Hoensch | Eventpress Hoensch

„Das Oberlicht“ Mi 15.6. „Happy Hour“ HH-Premiere Do 16.6., jew. 20.00, Polittbüro (U/S Hbf.), Steindamm 45, Karten zu jew. 20,-/erm. 15,-; www.polittbuero.de

Politikerparodien im Schauspielhaus

Jetzt wird’s aber Zeit: Am 11. September 2020 brachte Schauspielhaus-Intendantin Karin Beier Rainald Goetz’ jüngstes Stück „Reich des Todes“ zur Uraufführung , im Vorjahr wurde es zum Berliner Theatertreffen und zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. An diesem Sonntag ist das Aufklärungs- und Erinnerungstheater über die moralischen Abgründe der US-Regierung nach den Anschlägen am 11. September 2001 zum letzten Mal im größten deutschen Sprechtheater zu erleben. Erneut mit rauschhaften Videobildern, Tanzszenen und Politikerparodien auf der Bühne.

RUnd ewig grüßt der Cowboy: eine Szene aus „Reich des Todes“ von Rainald Goetz im Deutschen Schauspielhaus.
RUnd ewig grüßt der Cowboy: eine Szene aus „Reich des Todes“ von Rainald Goetz im Deutschen Schauspielhaus. © Arno Declair

„Reich des Todes“ Derniere So 12.6., 18.30, Deutsches Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten zu 15,- bis 40,-: T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de

Pyroshow mit KISS

„You wanted the best! You got the best! The hottest Band in the World: KISS!“, schallt es am 13. Juni mal wieder durch die Barclays Arena. Denn irgendwie schaffen es Paul Stanley und Gene Simmons sowie Tommy Thayer und Eric Singer immer noch, auf schwindelerregend hohen Plateausohlen über die Bühne zu staksen und „Detroit Rock City“, „Shout It Out Loud“ und „Rock And Roll All Nite“ ins Rund zu feuern. Und feuern wird bei KISS auch wörtlich genommen. Die deutsche Pyrotechniker-Innung freut sich auf Umsatz, und die KISS Army freut sich auf traditionsreiche Spielereien wie Bass-, Gitarren- und Schlagzeugsoli, Kunstblutgeschlabber - und noch mehr Pyros.

KISS Mo 13.6., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 84,45; www.kissonline.com

Jazz mit Hip-Hop Einflüssen

Die Hamburger Band Kling Klong ist alles, nur nicht leicht ausrechenbar. Am ehesten lässt sich das Sextett wohl unter Jazz einsortieren, hat aber auch hörbare Wurzeln im Jazz, im Hip-Hop und in der experimentellen Musik. Auf ihrem Album „Jeder Mensch ein Sender“, das gerade erschienen ist, verbindet Kling Klong lässige Grooves mit Geräusch- und vor allem Sprachsamples – sogar Donald Trump spielt da eine Rolle. Präsentiert wird diese aufregende Melange bei gleich drei Hamburger Konzerten.

Kling Klong wurzelt im Jazz und liebt das Klangexperiment.
Kling Klong wurzelt im Jazz und liebt das Klangexperiment. © Kling Klong | Kling Klong

Kling Klong Di 14.6., 20.00, Künstlerhaus Faktor, Max-Brauer-Allee 229, Do 16.6., 20.00, Yoko Club, Valentinskamp 47, Fr 17.6., 20.00, Back2School, Eckernförderstraße 70; www.klingklong.info