Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: Annette Kelm, vier Bücher.

Vier gewinnt? Hoffentlich. In dieser Woche beschäftigt sich der Kunsthallen-Podcast mit vier Fotos von Annette Kelm. In diesem Fall hat sie Bücher von vier Autorinnen ausgesucht – Erika Mann, Helene Stöcker, Vicki Baum und Maria Leitner – die allesamt von den Nationalsozialisten verfemt wurden.

Die Bücher wurden öffentlich verbrannt. Seit 1933 gab es mehr als 100 Bücherverbrennungen in 70 deutschen Städten, weil die Aktion „wider den undeutschen Geist“ sie als „undeutsch“ geächtet hatte und sie symbolisch vernichten wollte. Ein untrügliches Merkmal einer Diktatur.

Kunsthalle Hamburg: Kelms Werk bietet viele Denkanstöße

Kelm hat die Cover fotografiert und leicht vergrößert. Ihr künstlerischer Stil ist ebenso klar wie zurückhaltend. Sie stellt kultur- und gesellschaftspolitische Prozesse infrage. Die Bücher hat sie sich aus privaten und öffentlichen Sammlungen besorgt. Zu den damals geächteten Künstlern zählten auch Erich Kästner, Kurt Tucholsky und Heinrich Mann. Erfreulich, dass Kelm hier Autorinnen ausgewählt hat. Die männlichen Kollegen sind ungleich prominenter. Kelms Werk bietet viele Denkanstöße in Richtung Demokratie, der Schutzbedürftigkeit der freien Meinungsäußerung und der Zerbrechlichkeit demokratischer Gesellschaftsmodelle.

Vier Bücher – erst verbrannt, dann fotografiert

Vicki Baum:
Vicki Baum: "stud. chem. Helene Willfüer". © Roman März/Courtesy the artist and KÖNIG Galerie © Annette Kelm
Erika Mann:
Erika Mann: "Stoffel fliegt übers Meer". © Roman März/Courtesy the artist and KÖNIG Galerie © Annette Kelm
Maria Leitner:
Maria Leitner: "Eine Frau reist durch die Welt". © Roman März/Courtesy the artist and KÖNIG Galerie © Annette Kelm
Helene Stöcker:
Helene Stöcker: "Liebe". © Roman März/Courtesy the artist and KÖNIG Galerie © Annette Kelm | Roman März/Courtesy the artist and KÖNIG Galerie © Annette Kelm
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Die heute in Berlin lebende Künstlerin wurde 1975 in Stuttgart geboren. Ausstellungen ihrer Arbeiten wurden unter anderem in Detroit und Zürich gezeigt. Über ihre eigene Arbeit hat die Künstlerin gesagt: „Mir war es wichtig, viele Bücher und Autor*innen wieder sichtbar zu machen, die Reichhaltigkeit der Gestaltung dieser Zeit zu zeigen und deutlich zu machen, dass die Themen, die damals in der Gesellschaft relevant waren, auch heute noch wichtig sind. Inhaltlich war es mir wichtig, alle Bücher gleichwertig zu behandeln, in dem Sinne, dass alle Verluste gleich wichtig sind.“

Annette Kelm weitere Ausstellung: „Die Bücher“, bis 4.9., Kunsthalle Kiel