Hamburg. Er gründete einen der ersten Radvereine überhaupt. Dabei begann seine Liebe zum Drahtesel eigentlich ganz unscheinbar
Bereits von 1869 an machte ein Radfan in Hamburg und Altona von sich reden, an den jetzt das neue Buch von Lars Amenda erinnert: „Harro Feddersen. Fahrradpionier und Fahrradhändler“ (50 Seiten, viele Fotos, 9,80 Euro).
Feddersen verkaufte nicht nur ein halbes Jahrhundert lang Fahrräder in seinem Laden an der Altonaer Palmaille, sondern er war selbst ein großer Freund und Nutzer der zunächst „Velozipeden“ (Schnellfüße) genannten Gefährte. Er gründete einen der ersten Velozipeden-Vereine und wirkte bei der Entstehung des deutschen Radfahr-Bundes mit. Noch als älterer Mann nannte Feddersen das Veloziped in einem Rückblick seinen „Lebensretter, Lebensverlängerer und Lebensverschönerer“.
Neues Buch: Nicht nur Fahrradhändler – Harro Feddersen
1835 in der Gegend des heutigen Appen-Etz geboren, schien Feddersens Leben als Klein-Unternehmer zunächst völlig unspektakulär zu verlaufen. Er eröffnete an der Palmaille ein Geschäft und verkaufte munter vor sich hin. Zu seinem Sortiment gehörten Schlittschuhe, „Mobilien aus indischem Naturrohr“ und Kanarienvögel („Tag- und Lichtsänger“).
Im Jahr 1869 traf ihn die Liebe zum Ur-Fahrrad wie ein Blitz. Er kam mit den Brüdern Schlüter, die in Pinneberg Ur-Fahrräder in ansehnlicher Zahl produzierten, ins Geschäft, und fortan wurden die Schlüter-Velozipede an der Palmaille verkauft. Der Arzt hatte Feddersen mehr Bewegung verordnet, doch „Spazierengehen war mir unbequem“, ließ er später wissen, und für Reitpferde fehlte das Geld. Blieb das Zweirad – als Beginn einer jahrzehntelangen anrührenden Leidenschaft.
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Lars Amenda ist nicht nur der beste Kenner der hamburgischen Fahrradgeschichte, sondern auch der produktivste und amüsanteste Schreiber zum Thema. Mit viel Liebe zu den Details hat er in diversen Archiven geforscht – und zum Beispiel Feddersens unermüdlich produzierte Werbeanzeigen in regionalen Zeitungen zu Tage gefördert.
Die Begeisterung für das Veloziped wuchs in der Stadt Jahr für Jahr – auch dank des Einsatzes von Harro Feddersen. Bald veranstaltete man Wettrennen, Kunstrad- oder Tourenfahrten und sogar Veloziped-Bälle. Der Siegeszug des immer schneller und preiswerter werdenden Fortbewegungsmittels war nicht mehr aufzuhalten. 82 Jahre alt wurde Harro Feddersen – fit gehalten durch die Liebe zum Radfahren.