Hamburg. Aus Sicht der Eltern sind die Bildungspläne „inhaltlich völlig überfrachtet“: CDU ist für mehr Verbindlichkeit und will vermitteln.

Der Widerstand gegen die von Schulsenator Ties Rabe (SPD) vorgelegten Entwürfe für neue Bildungspläne an Schulen nimmt zu. Die Elternkammer fordert jetzt sogar, den laufenden Beratungsprozess zur Erstellung der Pläne zu stoppen. „Die vorgesehenen Änderungen sind weder zukunftsweisend noch geben sie den wichtigen Themen unserer Zeit genügend Raum“, heißt es in einer Stellungnahme der Elternkammer.

Schule Hamburg: Elternkammer nennt Bildungspläne "völlig überfrachtet"

Aus Sicht der Väter und Mütter sind die Bildungspläne „inhaltlich völlig überfrachtet“. Für das Erlernen von Kompetenzen und das soziale Lernen bleibe kein Raum mehr. „Wann dürfen unsere Kinder noch Kinder sein?“, fragen die Elternvertreter. Zudem seien die Folgen der Pandemie zum Beispiel mit den Erkenntnissen zu Lernrückständen nicht berücksichtigt, das Thema Inklusion nicht ausreichend bedacht und die Digitalisierung nur als Zusatz und nicht integrativ gedacht.

„Die verstärkte Leistungsbewertung von Klausurleistungen, die Abschaffung von Ersatzleistungen, die Einführung zusätzlicher Klausuren in der Oberstufe sowie das erhöhte Anforderungsniveau in der Grundschule werden dazu führen, dass weniger Kinder den ersten und mittleren Schulabschluss und noch weniger das Abitur machen werden“, lautet das Fazit der Elternkammer.

Elternkammer: Eltern, Lehrkräfte und Schüler zuwenig an Planung beteiligt

Die Institution kritisiert außerdem, dass Eltern, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler zu wenig an der Planung beteiligt wurden. „Vor dem Hintergrund der eklatanten Mängel verlangt die Elternkammer eine Weiterbearbeitung, diesmal unter wirklicher Beteiligung der Betroffenen“, schreibt die Kammer.

Ende März hatte Rabe in einem ersten Schritt zunächst die Bildungsplanentwürfe für die Grundschule, die gymnasiale Oberstufe und die Hauptfächer der Mittelstufe vorgelegt. Die Pläne sehen eine erhöhte Verbindlichkeit der Lerninhalte durch sogenannte Kerncurricula sowie eine stärkere Gewichtung der Klassenarbeiten und Klausuren vor. Die Schulbehörde will durchsetzen, dass schriftliche und mündliche Leistungen im Verhältnis 50:50 statt bislang zumeist 40:60 in die Gesamtnote eines Faches einfließen.

CDU will heute in der Bürgerschaft über Gestaltung der Bildungspläne reden

Die CDU-Opposition spricht sich dafür aus, das bisherige Verhältnis beizubehalten. „Dann muss allerdings definiert werden, was genau eine mündliche Leistung ist und ob darunter künftig auch Klausurersatzleistungen wie Präsentationen oder Referate gefasst werden können“, sagte Birgit Stöver, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Schulen sollen sich nach dem Willen der CDU auch weiterhin für die 50:50-Regelung entscheiden können. Stöver hat zudem Zweifel, ob die Klassenarbeit noch das Prüfungsformat der Zukunft sein könne.

In einem Antrag, der in der heutigen Bürgerschaftssitzung debattiert wird, fordert die Union außerdem, dass die Inhalte, die in der Oberstufe durch Kerncurricula verbindlich vorgegeben werden, „zwischen 50 und maximal 66 Prozent“ der Unterrichtszeit einnehmen. „Im Fach Chemie liegt der Anteil bei 80 Prozent. Das ist deutlich zu viel“, sagte Stöver. In der Mittelstufe könne der Anteil der Kerncurricula höher sein. An den Grundschulen sollten die Regel- durch Mindeststandards ersetzt werden. „Wir haben die Sorge, dass die Bildungspläne von Lehrern und Eltern nicht akzeptiert werden“, sagte Stöver, die sich für eine Fortsetzung des Prozesses ausspricht. „Die CDU sieht sich als Vermittlerin. Wir fordern den Senat auf, konkrete Verbesserungsvorschläge in die Pläne einzuarbeiten“, sagte Stöver.