Hamburg. Zwei Angeklagte sollen 2018 eine Spielhalle in Bramfeld maskiert und bewaffnet überfallen haben. Eine Mitarbeiterin schildert die Tat.

Manchmal kommt es ihr so vor, als wäre es gerade erst passiert. Diese Augenblicke, als ein Mann ihr eine Schusswaffe an die Schläfe hielt und ein anderer mit einer Machete in der Hand vor ihr stand. Es schien wie ein ganz böser Albtraum, doch es war alles real. Birgit T. (Name geändert) sah ihr Leben bedroht. Dabei hatte sie einfach nur ihren Job gemacht. Die 42-Jährige arbeitete als Aufsicht in einer Spielhalle.

Jetzt im Prozess vor dem Landgericht erzählt die Hamburgerin von den schlimmsten Stunden ihres Lebens. Die zwei Männer, die dafür verantwortlich sein sollen, dass die Frau Todesängste ausstand, halten ihre Köpfe gesenkt und die Hände gefaltet. Es wirkt, als wollten sie möglichst unauffällig bleiben. Doch wenn es stimmt, was die Staatsanwaltschaft ihnen vorwirft, dann haben sie vor nahezu vier Jahren bei mehreren Menschen für maximale Aufmerksamkeit gesorgt — indem sie einen Überfall initiierten, bei dem Unschuldige bedroht wurden.

Prozess Hamburg: Bewaffneter Überfall auf Spielhalle in Bramfeld

Schwere räuberische Erpressung lautet die Anklage gegen Mamut M. und Wandel B. Laut Ermittlungen waren die beiden 36 und 26 Jahre alten Männer gemeinsam mit einem noch unbekannten weiteren Täter am 19. Juli 2018 gegen Mitternacht an einem Überfall auf eine Spielhalle in Hamburg-Bramfeld beteiligt. M. soll den Tatort zuvor ausgekundschaftet haben.

Dann, so lauten die Vorwürfe, stürmten B. und der Mittäter gemeinsam maskiert und bewaffnet in das Gebäude. Von einem an einem Spielautomaten stehenden Gast haben sie der Anklage zufolge unter Vorhalt einer Schusswaffe Bargeld gefordert und so rund 130 Euro erbeutet. Anschließend verlangten sie von der Angestellten die Herausgabe von Bargeld, woraufhin ihnen mindestens 3000 Euro aus den Kassenschubladen übergeben wurden, heißt es in der Anklage weiter. Zu den Vorwürfen wollen sich weder Mamut M., ein kräftiger Mann mit tätowierten Armen, noch Wandel B. äußern.

Zwei Männer stürmten in die Spielhalle

Zunächst hatte an jenem Abend vor knapp vier Jahren nichts darauf hingedeutet, dass Dinge geschehen würden, die sich in das Gedächtnis von Birgit T. graben würden. Die 42-Jährige war wie üblich als Spielhallenaufsicht für die Nachtschicht eingeteilt. Einige Gäste saßen an den Automaten und versuchten ihr Glück — als plötzlich zwei Männer zur Tür hineinstürmten, erinnert sich die Zeugin.

Einer sei mit einem Tuch maskiert gewesen, der andere hielt seinen Kopf so gesenkt, dass sie sein Gesicht nicht erkennen konnte. Dafür sah die Hamburgerin die Waffen umso deutlicher. „Einer hatte eine Machete in der Hand“, erinnert sie sich und deutet mit den Händen an, dass deren Klingenlänge etwa einen halben Meter betragen habe. Der andere Mann trug eine Schusswaffe. „Sie riefen: ,Das ist ein Überfall’“, schildert Birgit T.

Spielhallen-Mitarbeiterin: „Schusswaffe wurde ihm mitten an die Stirn gehalten"

Manche Gäste hätten schnell die Flucht ergriffen, andere blieben wie erstarrt. Einen Mann hätten die Täter insbesondere bedroht, erzählt die Zeugin. „Die Schusswaffe wurde ihm mitten an die Stirn gehalten.“ Der eingeschüchterte Gast, der offenbar gerade etwas am Spielautomaten gewonnen hatte, gab ängstlich sein ganzes Geld her, etwa 130 Euro. „Dann kamen beide auf mich zu“, sagt die 42-Jährige. Der Täter mit der Machete in der Hand sei eher passiv gewesen, der andere habe sie mit der Schusswaffe bedroht. „Er hielt sie mir direkt an die Schläfe und forderte, ich sollte Geld herausgeben.“

In ihrer Angst öffnete die Frau zwei Schubladen, in denen Bargeld verwahrt wurde, und hantierte zudem an einem kleinen Tresor. Vor lauter Zittern habe es gedauert, bis sie dessen Schloss öffnen konnte. „Der mit der Waffe schrie, ich sollte schneller machen.“ Etwa 3000 Euro habe sie in einen Rucksack gestopft, den die Täter bereit hielten.

Nach Spielhallen-Überfall: Opfer leidet unter psychischen Folgen

Körperlich überstand Birgit T. den Überfall unverletzt, doch die psychischen Folgen waren erheblich. „Die ersten zwei Wochen waren ganz schlimm.“ Die Hamburgerin konnte schlecht schlafen, war lange krankgeschrieben und hat später ihren Job gekündigt. Heute arbeitet sie in einer anderen Branche. „Ich werde nie wieder irgendwas machen, was mit Kasse oder Geld zu tun hat.“ Der Prozess wird fortgesetzt.