Hamburg. CDU legt 15-Punkte-Plan vor, Hamburger Senat plant „altersfreundliche Stadt“, und  Beauftragte nennt  größte Herausforderungen.

Zwar wird der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung in den kommenden Jahren wegen der Zuwanderung Jüngerer in Hamburg voraussichtlich nicht ganz so schnell steigen wie im Bundesdurchschnitt. Gleichwohl wächst die Zahl der über 60-Jährigen auch hier – nach einigen Prognosen bis 2030 auf 30 Prozent.

Nun ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob die Stadt gut genug auf den wachsenden Anteil Älterer und Hochbetagter eingestellt ist. Die CDU verneint das – und hat zu dem Thema daher einen Bürgerschaftsantrag eingebracht. Der Senat bastelt derweil an einem eigenen Konzept – und die Sprecherin des Seniorenbeirates benennt die größten Herausforderungen.

Stadtentwicklung: CDU schlägt Punkte-Programm vor

In dem Bürgerschaftsantrag schlägt die CDU ein 15-Punkte-Programm für ein „seniorengerechteres Hamburg“ vor. Darin fordert die Fraktion mehr Förderung für seniorengerechte Wohnungen und innovative Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser, eine barrierefreie Verkehrsführung an Hauptstraßen, weitere kostengünstige HVV-Angebote für Senioren, eine bessere Kontrolle maroder Gehwege sowie altersgerechte Konzepte zur Nahversorgung.

Außerdem plädiert die CDU für ausreichend öffentliche Toiletten, ein „flächendeckendes Angebot an Seniorentreffs mit Beratungsangeboten“ und die Einrichtung eines „Seniorenzentrums“ pro Bezirk, „das für die Alltagsprobleme der Seniorinnen und Senioren ansprechbar ist“.

CDU will Situation in der Pflege verbessern

Durch mehr Ausbildungsplätze und einen erleichterten Zugang von ausländischen Fachkräften will die CDU die Situation in der Pflege verbessern. Damit ältere Menschen von Angeboten erfahren, soll es eine Informationskampagne geben. Die Stadt müsse auch dafür sorgen, dass Ältere nicht den Anschluss an die Digitalisierung verlieren, so die CDU. Der Senat solle Senioren mehr Angebote „zum Erwerb digitaler Kompetenz“ machen und „Anlaufstellen in den Bezirken schaffen“, in denen Senioren beim Ausfüllen digitaler Anträge und Formulare geholfen werde, so die CDU.

Wichtig sei es zudem, auch Älteren zu ermöglichen, länger zu arbeiten, wenn sie dies wünschen. Daher solle der Senat „eine zentrale und benutzerfreundliche Möglichkeit“ schaffen, „um die Vermittlung/Vernetzung zwischen möglichen Arbeitgebern oder Institutionen und Job suchenden Senioren zu verbessern – sowohl digital als auch analog, z. B. mithilfe spezieller Plattformen oder durch entsprechende Veranstaltungsformate“.

CDU setzt sich für Energiepauschale für Rentner ein

Im letzten der 15 Punkte befasst sich die Union mit einem Punkt, der viele Ältere zuletzt verärgert hat – nämlich der Tatsache, dass Rentner von der Energiepauschale ausgeschlossen wurden, die der Bund an Arbeitnehmer auszahlt. Der Senat möge sich „mit einer Initiative im Bundesrat dafür einsetzen“, dass auch Rentner:innen die 300-Euro-Pauschale bekämen, heißt es abschließend im Antrag.

„SPD und Grüne haben häufig nur einseitig die jungen, agilen Hamburgerinnen und Hamburger im Blick“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. „Uns als CDU ist es wichtig, die Generationen nicht gegeneinander auszuspielen, sondern zusammen zu denken und ein Angebot für alle zu machen. Besonders wollen wir mit unserem Antrag den gesellschaftlichen Austausch und die Teilhabe der Seniorinnen und Senioren am öffentlichen Leben fördern.“

Senat will altersfreundliche Stadt schaffen

Auch im Senat will man sich nun des Themas offenbar verstärkt annehmen. „Wir werden unser Demografiekonzept Hamburg 2030 im Sinne einer sogenannten Age-friendly City weiterentwickeln“, sagte die im Senat auch für Bevölkerungsentwicklung und Senioren zuständige Wissenschafts- und Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank (Grüne ) dem Abendblatt auf Nachfrage. Das englische „Age-friendly“ bedeutet auf Deutsch schlicht: altersfreundlich.

Hamburg solle „einen quartiersorientierten Aktionsplan bekommen, der behördenübergreifend umgesetzt werden soll“, so Fegebank weiter. „Die Planungen beginnen in der zweiten Jahreshälfte. Mit unseren Initiativen zur Stärkung digitaler Kompetenzen von Senior:innen arbeiten wir aber bereits jetzt an wichtigen Themen für eine altersfreundliche Stadt.“

Schulungen auch für Senioren sinnvoll

Zuletzt habe auch die Pandemie gezeigt, wie wichtig digitale Fähigkeiten seien, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. „Wir setzen mit mehreren Initiativen an und wollen Senior:innen mit unterschiedlichen Herangehensweisen den Zugang zur digitalen Welt vereinfachen. Digitale Kompetenzen sind ein wichtiger Baustein für ein selbstbestimmtes Leben im Alter.“

Die Vorsitzende des Hamburger Seniorenbeirats, Karin Rogalski-Beeck, nannte jetzt drei zentrale Herausforderungen für eine Stadt, die auch den Älteren gerecht werden will. Erstens müsse etwas gegen die vielen Älteren drohende Einsamkeit getan werden – etwa durch gezielte Schulungen für den Umgang mit digitaler Technik, auch für Hochbetagte. Auch diese seien bei individuellen Schulungen „in der Lage, den Umgang mit mit Laptop, Tablet oder Handy zu lernen“, so Rogalski-Beeck.

Stadtentwicklung: Steigende Wohnkosten problematisch

Große Sorgen machten dem Seniorenbeirat die steigenden Wohnkosten. „Viele ältere Menschen haben Angst, die Miete nicht mehr zahlen zu können“, so Rogalski-Beeck. Die Rentenerhöhung sei „bei den allgemein steigenden Preisen ein Tropfen auf den heißen Stein“. Auch Nahrungsmittel und Energie verteuerten sich enorm.

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Es stoße „auf großes Unverständnis“, dass Rentner „die 300 Euro Energieprämie, die dringend für die steigenden Heizkosten benötigt werden, nicht bekommen“. Das müsse korrigiert werden. Drittes zentrales Thema sei die Mobilität im Alter, sagte Rogalski-Beeck. Der Seniorenbeirat begrüße es, „dass die Verkehrsräume neu aufgeteilt werden“. Schmale Fußwege und breite Straßen hätten noch nie zusammengepasst. Auch der barrierefreie Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs helfe den Älteren.