Hamburg. Die Vertreter des Virologen Christian Drosten und des Wissenschaftlers Roland Wiesendanger trugen am Freitag ihre Argumente vor.
Im Streit zwischen dem Virologen Christian Drosten und dem Nanowissenschaftler Roland Wiesendanger um Äußerungen zum Ursprung des Coronavirus hat das Landgericht Hamburg am Freitag Vertreter beider Seiten angehört und ein Urteil gesprochen: Der Physiker Roland Wiesendanger darf dem Virologen Christian Drosten weiterhin keine Täuschung vorwerfen. Damit bestätigte das Landgericht Hamburg eine im März erlassene einstweilige Verfügung gegen den Nanoexperten, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Wiesendanger kündigte demnach Berufung gegen die Entscheidung an, über die das Hanseatische Oberlandesgericht befinden müsste.
Wiesendanger hatte in einem Interview mit der Zeitschrift "Cicero" Drosten und anderen Virologen vorgeworfen, die Öffentlichkeit über den Ursprung des Corona-Virus zu täuschen und eine Entstehung im Labor auszuschließen. Dagegen hatte Drosten eine einstweilige Verfügung erwirkt, gegen die Wiesendanger vor Gericht zog.
Hamburger Wissenschaftler wirft Drosten Täuschung vor
In der nur 45-minütigen Verhandlung beriefen sich Wiesendanger und sein Anwalt auf die Meinungsfreiheit. Indem Drosten die These, das Coronavirus sei in einem Labor entstanden, als „Verschwörungstheorie“ bezeichnete, habe er „sich weit aus dem Fenster gelehnt“ und müsse mit einer dementsprechend scharfen Kritik rechnen. Wiesendanger betonte, wie wichtig es sei, dass die Frage des Ursprungs des Coronavirus geklärt werde und verwies dabei auf geschätzte 15 Millionen Todesopfer.
Wenn ein Laborunfall die Ursache ist, müsse man die Forschung strenger kontrollieren, wenn es einen natürlichen Ursprung gab, müssten mehr Forschungszentren eingerichtet werden, sagte Wiesendanger vor Gericht. Auf die Frage, warum er Drosten eine Täuschung vorwerfe, antwortete der Physiker, es gebe Beweise dafür, dass eine Gruppe internationaler Wissenschaftler Indizien hatte, die dafür sprachen, dass es sich um einen Laborunfall handelte.
Streit um Corona-Ursprung – Drosten durch Anwälte vertreten
Trotzdem habe Drosten einen offenen Brief unterschrieben, der diese These ausschloss und sie öffentlich diskreditiert. Wiesendanger betonte: „Wenn Herr Drosten erklären kann, auf welcher Grundlage er das damals ausschließen konnte, dann entschuldige ich mich und nehme die Vorwürfe der Täuschung auf der Stelle zurück.“
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Die Gegenseite – Drosten war nicht selbst erschienen – warf Wiesendanger vor, er missbrauche den Prozess als eigenes Podium. Drostens Anwälte erklärten, dass er verpflichtet sei, solch schwere Anschuldigungen zu belegen. Auf die Frage des Richters, ob die Verfahrensgegner zu einer Einigung kommen wollen, verneinten beide Parteien.