Hamburg. Die Sozialbehörde bestätigte, dass die Vakzine derzeit ein Ladenhüter sind. Die Gründe dafür sind vielschichtig.
Das Thema Corona ist in den vergangenen Wochen merklich in den Hintergrund gerückt. Die meisten Maßnahmen zur Eindämmung wurden zurückgefahren, das Wetter wird schöner. Themen wie Inzidenz, Testen oder Qurantäne? Nur noch eine Randnotiz.
Das gilt offenbar auch für das Thema Impfen. Die Bereitschaft, sich gegen Covid-19 auf diese Art zu schützen, ist in Hamburg und bundesweit zurückgegangen. In den vergangenen Wochen kamen häufig nur noch wenige Hundert Menschen in die städtischen Impfzentren. Der Impfstoff mutiert so zum Ladenhüter. Deshalb hat die Stadt Hamburg nach Informationen von NDR 90,3 im Jahr 2022 bereits mehr als 100.000 Impfdosen entsorgt, weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist.
Corona: Bis zum Herbst laufen weitere Impfdosen ab
Dabei hielt sich das Interesse am Vakzin von Moderna besonders in Grenzen. Fast 70.000 Dosen des US-amerikanischen Herstellers wurden bereits entsorgt. Aber auch der Kinderimpfstoff von Biontech sowie das Präparat von Johnson & Johnson mit jeweils knapp 15.000 Ampullen landeten bereits im Müll.
Die Sozialbehörde erklärte das mit der geringer gewordenen Impfbereitschaft in der Stadt und der Tatsache, dass sich in der Omikron-Welle in der ersten Jahreshälfte eine Vielzahl an Menschen mit dem Coronavirus angesteckt hat. Genesene Menschen sollen laut dem Robert-Koch-Institut mit einer Impfung mindestens drei Monate warten.
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Insgesamt sind Hamburg derzeit rund 95 Prozent der erwachsenen Hamburgerinnen und Hamburger mindestens doppelt geimpft. 63,1 Prozent sind bereits mit einer dritten Impfung versorgt, die vierte Spritze, die derzeit nur für Menschen empfohlen wird, die über 70 Jahre alt sind oder Vorerkrankungen haben, erhielten bislang 6,6 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner.
Angesichts der vollen Lager verzichtet die Stadt aktuell auf neue Impfstoff-Bestellungen. Zumal in Hamburg derzeit noch rund 90.000 Impfdosen lagern, die im Sommer oder spätestens im Herbst ablaufen. Da drängt sich die Frage auf, warum die überzähligen Dosen nicht für Länder gespendet werden, die Probleme mit der Versorgung ihrer Bürger haben. Über eine Weitergabe von Restbeständen entscheide allein der Bund, der die ausschließliche Zuständigkeit für Außenpolitik habe, erklärte die Sozialbehörde. Hamburg könne deshalb nicht einfach im "im Alleingang" vom Bund beschafften Impfstoff einfach so weitergeben, hieß es.
Corona-Inzidenz liegt bei 373,4
Aufgrund der vielen Neuinfektionen in den ersten Monaten dieses Jahres sei die Impfnachfrage im ersten Quartal geringer ausgefallen, als sie möglicherweise hätte sein können, sagte Helfrich. Viele Zehntausend Menschen hätten keine Auffrischungsimpfung erhalten können, da zwischen Genesung und Impfung ein mehrwöchiger Abstand eingehalten werden müsse.
Aktuell liegt die Hamburger Corona-Inzidenz nach Angaben des RKI bei 373,4. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von Mittwochmorgen (3.12 Uhr) wiedergeben. Am Vortag hatte die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner und Woche bei 455,2 gelegen, am Mittwoch der Vorwoche bei 443,0. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz hat das RKI am Mittwochmorgen mit 437,6 angegeben.
Verzerrung der Werte möglich
Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage: Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – wegen überlasteter Gesundheitsämter und weil nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur diese zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.
Binnen eines Tages kamen in Hamburg 784 neue Fälle hinzu. Seit Ausbruch der Pandemie im Februar 2020 wurden damit in der Stadt mindestens 571.373 Infektionen nachgewiesen. Die Zahl der im Zusammenhang mit Covid-19 Gestorbenen erhöhte sich nach RKI-Angaben um acht auf 2631.
Corona Hamburg: 17 Covid-Kranke auf Intensivstationen
Dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin zufolge wurden am Mittwoch (6.18 Uhr) 17 Covid-Kranke auf Hamburger Intensivstationen behandelt, einer mehr als am Dienstag. Sieben Patienten wurden beatmet. Am Dienstag waren es sechs.
Neue Zahlen des Statistikamtes belegen, wie groß die Rolle von Hamburger Krankenhäusern über die Versorgung der Stadtbevölkerung hinaus ist. Im ersten Corona-Jahr 2020 sind demnach in Hamburgs Kliniken rund 156.000 auswärtige Patientinnen und Patienten vollstationär behandelt worden. Das entspreche etwa einem Drittel (34 Prozent) aller behandelten Frauen, Männer und Kinder. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 sei ihr Anteil nahezu unverändert geblieben, seit 2015 aber leicht angestiegen.