Hamburg. Hagenbeck kommt nicht zur Ruhe: Der Betriebsrat strebt einen weiteren juristischen Streit mit dem umstrittenen Geschäftsführer an.

Die Schlammschlacht im Tierpark Hagenbeck wird erneut zum Fall für die Justiz: Wie die Hamburger Staatsanwaltschaft am Mittwoch bestätigte, hat der Betriebsrat eine weitere Strafanzeige gegen den Tierpark-Geschäftsführer Dirk Albrecht erstattet.

Der Vorwurf lautet auf Behinderung der Arbeitnehmervertreter, was nach Paragraf 119 des sogenannten Betriebsverfassungsgesetzes mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr bestraft werden kann. Albrecht bezeichnete die Anschuldigungen auf Anfrage des Abendblattes als „vollständig unrichtig“. Während es massive Kritik an seinem Führungsstil gibt, sieht er sich seit langem als Opfer einer „Kampagne“.

Hagenbeck: Betriebsrat erstattet neue Strafanzeige

Bei der Strafanzeige geht es um die Räumlichkeiten für Treffen und Sitzungen des Betriebsrates. Zuvor hatte dieser – neben einer Reihe anderer Einzelkonflikte – hierüber bereits vor Gericht mit Albrecht gestritten. Angesichts der noch gültigen Corona-Regeln im Tierpark reicht der Platz in dem zur Verfügung stehenden Büro nicht für Sitzungen aus. Der Betriebsrat hat deshalb vorübergehend eine externe Fläche angemietet; für diese Kosten wollte der Tierpark nach Entscheidung Albrechts aber nicht aufkommen.

Der Betriebsrat sieht nun hier eine strafbare Behinderung von Betriebsratsarbeit – und wirft Albrecht auch vor, den Arbeitnehmervertretern Einblick in Gehaltslisten zu verwehren. Zuerst hatte die „Mopo“ darüber berichtet.

Hagenbeck-Chef: Anzeige schadet "Wohl des Tierparks"

Dirk Albrecht sprach dagegen am Mittwoch gegenüber dem Abendblatt davon, dass der Betriebsrat offenbar bewusst „ein friedliches Miteinander zum Wohl unseres schönen Tierparks“ behindere. Tatsächlich geht es bei der Anmietung der Räumlichkeiten für den Betriebsrat finanziell nur um einen niedrigen dreistelligen Betrag. Die Fronten sind dennoch verhärtet.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die Betriebsräte Albrecht wegen der angeblichen Öffnung von vertraulichen Briefen angezeigt. Die Staatsanwaltschaft sah einen Anfangsverdacht und leitete Ermittlungen ein, die noch nicht abgeschlossen sind. Albrecht weist auch diese Anschuldigungen zurück. Sein Anwalt hat nach Abendblatt-Informationen bereits bei der Staatsanwaltschaft gefordert, das Verfahren einzustellen.

Hagenbeck-Mitarbeiter sprechen von einem „Klima der Angst“

Hinter den Streitigkeiten steckt ein tiefergehender Konflikt zwischen Albrecht und Teilen der Belegschaft. Mitarbeiter beschreiben Albrecht als aufbrausend und autoritär, sprechen von einem „Klima der Angst“. Albrecht hingegen sprach zwar davon, dass er ein Anhänger „straffer Führung“ sei – jedoch nie ungerecht auftrete.

Zuletzt hatte mindestens eine weitere langjährige Mitarbeiterin den Tierpark verlassen. Zuvor war auch der langjährige Cheftierpfleger ausgeschieden. Während auch hier von internen Spannungen als Grund die Rede war, veröffentlichte Albrecht ein von Wolters unterschriebenes Memo, in dem versichert wurde, dass die Trennung nichts mit Konflikten mit der Geschäftsführung zu tun habe.