Hamburg. Hoher Promi-Faktor, virtueller Spaß und volle Hallen. Das OMR-Festival startet mit vielen Überraschungen für die 70.000 Besucher.

Die Stimmung ist bestens auf der Digitalmesse OMR. Mit der VR-Brille in virtuelle Welten tauchen und mit dem Lichtschwert kämpfen, Vorträgen von Google- oder Adobe-Managern lauschen oder sich schon zur Mittagszeit dem hämmernden Bass von Rapper Marteria aussetzen. Das alles ist möglich auf dem Event, das nach Corona zum ersten Mal die gesamte Fläche der Hamburger Messe füllt. Mit insgesamt 70.000 Besuchern, mehr als 700 Sprechern und gut 500 Ausstellern.

Große Konzerne wie Vodafone, Facebook und Co. sowie zahlreiche E-Commerce-Unternehmen, Digital-Startups und deutsche Mittelständler sind auf der OMR Expo vertreten. Am Mittwoch werden sich dann auch Hollywoodstars zu den Besuchern gesellen: Schauspieler Ashton Kutcher („Butterfly Effect“, „So was wie Liebe“) spricht am Nachmittag unter anderem über seine Arbeit als Unternehmer und sein Engagement jenseits der Schauspielerei. Star-Regisseur Quentin Tarantino („Pulp Fiction“, „Kill Bill“) will am Abend auf der Bühne über Storytelling, die neue Art des Geschichtenerzählens, und die Streamingwelt reden, in der jeder zum Filmemacher werden kann.

OMR in Hamburg mit vielen bekannten Köpfen

Für die meisten Frauen und Männer, die auf die OMR gekommen sind, zählt hier aber auch das Wiedersehen mit der Branchencommunity. Jonathan Kurfess, Gründer der Hamburger Marktforschungsfirma Appinio, freut sich bei der OMR auf eine „Art Klassentreffen, bei dem wir viele Kunden, Partner und Freunde persönlich treffen – worauf die Vorfreude und Spannung nach zwei Jahren Pandemie umso größer ist“, sagt der Chef des Hamburger Unternehmens. „Für uns bei Appinio ist das OMR Festival die mit Abstand wichtigste Konferenz in Deutschland, vielleicht in Europa“, ergänzt Kurfess und lobt, „dass wir mit der OMR ein Event dieser Strahlkraft haben – Hamburg und unser Ökosystem werden hier toll repräsentiert!“

Nach zwei Jahren Corona-bedingtem Ausfall des OMR-Festivals in Hamburg ist der Ansturm in diesem Jahr besonders groß.
Nach zwei Jahren Corona-bedingtem Ausfall des OMR-Festivals in Hamburg ist der Ansturm in diesem Jahr besonders groß. © Melanie Wassink/HA

Und zwar mit vielen bekannten Köpfen: Zu den hier Speaker genannten Rednern, die zur OMR in die Hansestadt kommen, gehören unter anderen Manager von Douglas, Otto, Porsche, Check24, Pinterest, Ooia und Trivago. Auch YouTuber Rezo, Moderator Markus Lanz, Influencerin Karo Kauer, Streamer Knossi, Moderator Micky Beisenherz, Model und Unternehmerin Sara Nuru und Schriftsteller Richard David Precht werden erwartet.

OMR-Messe – alle Konferenztickets sind verkauft

Die Stadt kann sich damit über das Renommee einer international bekannten Veranstaltung freuen, aber nach der Flaute während der Pandemie auch über den Besucherstrom. OMR-Organisator Philipp Westermeyer betont, dass nicht nur alle Konferenztickets verkauft sind, sondern man auch eine Knappheit bei den Hotelzimmern habe und von Besuchern höre, die bis an die Ostsee oder nach Lüneburg fahren, um dort zu übernachten.

Aus ganz Deutschland, aber auch dem europäischen Ausland, kommen die Gäste, die hier in Sneakern und T-Shirts über das Gelände laufen und schauen, was die Zukunft bringt. Zumindest für die Wirtschaft wird diese Frage auf der OMR beantwortet. Auf dem Stand von Vodafone können sich die Gäste VR-Brillen leihen und sich in virtuellen Welten Kämpfe liefern, dank der neuen 5G-Technologie fast in Echtzeit. Die Herstellerfirma A4VR aus Düsseldorf nutzt ihre Kompetenz etwa, um Mitarbeiter an Löschgeräten für den Brandschutz in Firmen zu schulen – mit einem virtuellen Feuer, versteht sich.

Die virtuelle Realität ist für das Marketing ein wichtiges Werkzeug, um Emotionen zu wecken und die Kunden zu überraschen. Auch auf der OMR wirkt der ersten Vormittagsmüdigkeit plötzlich eine Überraschung entgegen: Rapper Marteria tritt unangekündigt bereits vor 13 Uhr auf, bringt die Halle mit Leinwänden so groß wie Einfamilienhäuser zum Mitwippen und den Boden zum Vibrieren.

„Und jetzt alle springen – die Party zur Mittagszeit“, ruft der Rostocker Musiker. Es sei die beste Stimmung, die er bisher bei der OMR erlebt habe, sagte Marteria nach seinem dritten Auftritt in der Festivalgeschichte. Vor den Augen von Moderator Kai Pflaume, der zuvor mit dem Musiker Will.i.am (The Black Eyed Peas) über Zukunftstechnologien gefachsimpelt hatte, sorgt Marteria mit Songs wie „Lila Wolken“ und „Kids“ für beste Partystimmung.

OMR in Hamburg: Auch beim Essen geht es um Digitales

Eine Halle weiter geht es ums Essen – aber auch hier natürlich wieder um Digitales. Die im Netz erfolgreichen Rezepte-Anbieter Foodboom aus Hamburg und Chefkoch aus Bonn bieten an dampfenden Ständen Hähnchengeschnetzeltes und Tikka Masala an, auf Plakaten werden Foodstylisten gesucht, die Gerichte für das Internet hübsch machen.

Gleich nebenan wird auf der OMR ausnahmsweise auch eine Innovation zum Anfassen präsentiert. Fritz Kola stellt auf seinem Stand die neue Kola Superzero vor. Die Flasche mit pinkfarbenem Auftritt und einer geänderten Rezeptur der Süßungsmittel soll besser schmecken als der Vorgänger und im Juni auf den Markt kommen. Als lokale Firma freue man sich besonders darauf, dem Publikum zu zeigen, „dass wir Hamburger Vorreiter sind, wenn es darum geht, den Status quo infrage zu stellen und Produkte herzustellen, die Spaß machen und gleichzeitig nachhaltig sind“, sagt eine Sprecherin der Kultmarke.

An erster OMR-Konferenz nahmen 200 Gäste teil

Klein angefangen hatte vor etlichen Jahren übrigens auch die OMR selber. Die erste Online Marketing Rockstars Konferenz wurde 2011 in der Bucerius Law School veranstaltet. Rund 200 Gäste nahmen an der Premiere des Digitaltreffens teil. Auf der Bühne standen unter anderem Idealo-Gründer Martin Sinner und ElitePartner-Gründer Arne Kahlke.

Am Dienstagmorgen allerdings erinnerte der Start der Messe dagegen an Massenaufläufe, wie sie sonst nur vor Fußballstadien so manchen Fan zum Schwitzen bringen.

Mehrere Hundert Meter lang reihten sich die Gäste vor den Eingängen am Fernsehturm. Auch am Ausgang der U-Bahn begann schon ein Rückstau, riesige Menschenmengen drängten sich auf den Bürgersteigen. Der Verkehr staute sich rund um „Planten un Blomen“, doch trotz der Aufläufe blieb die Atmosphäre weitgehend entspannt. Denn guter Service war schon vor dem Einlass garantiert: Bereits beim Warten wurden die Gäste mit gekühlten Äpfeln und Getränken versorgt.

Philipp "Weste" Westermeyer ist OMR-Organisator

Dass nun, nach zwei Jahren Zwangspause durch die Pandemie, die Marke von 70.000 Gästen geknackt wird, immerhin knapp so viel wie Lüneburg Einwohner hat, ist der Arbeit Philipp Westermeyers zu verdanken, den viele einfach „Weste“ nennen. Unkompliziert, zupackend, kreativ ist der Netzwerker.

Auch um kleine Dinge sorgt er sich, beschäftigt eine Feelgood-Managerin, die für die Mitarbeiter Smoothies zubereitet, verliert aber auch bei großen Aufgaben nicht die Ruhe. Zudem ist er flexibel: Noch 2021 hatte Westermeyer in den Messehallen eine komplett andere Aufgabe übernommen. Seine Event- und Medienfirma Ramp106, sonst Organisator des OMR Festivals, musste wegen der Pandemie umdenken, Branchentreffen mit Tausenden Besuchern waren wegen des Virus nicht möglich. Doch die Krise wurde zur Chance: Neun Monate lang kümmerte sich Westermeyer mit seinem Team von Eventmanagern um das dortige Impfzentrum.

OMR in Hamburg: Kaum jemand trägt Masken

Am Dienstag denkt in den Messehallen dagegen kaum noch jemand an Corona. Masken tragen nur wenige, die Freude über ein Wiedersehen in der realen Welt ist den meisten Besuchern daher auch bestens anzusehen – trotz des langen Wartens am Morgen.