Hamburg. Wildtieraufzuchtstation schon fast überfüllt: So erkennen Sie, ob ein Wildtier Hilfe benötigt – und was dann zu tun ist.

Der Tierschutzverein bittet die Hamburger und Hamburgerinnen um mehr Geduld: Hilfsbedürftig wirkende Jungtiere sollen derzeit nicht voreilig eingesammelt und im Tierheim abgegeben werden. Dafür gebe es zwei Gründe: Zum einen sei die Aufzuchtstation bald überfüllt und zum anderen tauchen die Eltern, etwa von Vögeln, die noch nicht fliegen können, in den meisten Fällen wieder auf, heißt es vonseiten des Vereins.

"Jedes Jahr erleben wir die gleiche Situation: Im frühen Sommer, meist im Juni, erreicht unsere Wildtierstation ihr Kapazitätsmaximum, wodurch unsere Wildtierpflegerinnen und -pfleger an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen und im nächsten Schritt das Überleben der Jungtiere gefährdet sein könnte“, so Janet Bernhardt, erste Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins. Ein Aufnahmestopp stünde dann bevor.

Tierheim Hamburg: Jungtiere nicht vorschnell einsammeln

Der Tierschutzverein versuche daher, die Hamburger und Hamburgerinnen zu sensibilisieren, Tiere nicht vorschnell einzusammeln. Denn der Nachwuchs von Wildtieren in Städten werde häufig irrtürmlich als hilfsbedürftig eingeschätzt. Junge Vögel hüpfen derzeit oftmals auf dem Boden herum, weil sie noch nicht gut fliegen können. Kaninchen- oder Eichhörnchen-Kinder verlassen ihren Bau oder Kobel, sobald sich ihr Fell gebildet hat. Ihre Mütter könnten derweil auf Nahrungssuche sein.

Ob Jungtiere Hilfe brauchen, lasse sich durch eine längere und unauffällige Beobachtungszeit aus der Entfernung herausfinden. "Wir schätzen, dass mehr als die Hälfte der zu uns gebrachten Jungtiere keine menschliche Hilfe benötigten, sondern von ihren ungesehenen Elterntieren weiter versorgt worden wären“, sagt Janet Bernhardt. Jungvögel, die etwa am Straßenrand herumhüpfen, dürfe man vorsichtig an einen sicheren Ort in der Nähe umsetzen.

"Vögel können schlecht riechen, sodass sie den menschlichen Geruch am Nachwuchs gar nicht wahrnehmen und diesen schon daher nicht verstoßen“, erklärt Bernhardt. Auch bei Säugetieren sei der menschliche Geruch für Elterntiere kein Grund, sich vom Nachwuchs abzuwenden. "Selbst Rehkitze oder Hasen können noch bis zu 48 Stunden nach Inobhutnahme an den Fundort zurückgebracht werden."

Verwaiste oder verletzte Jungtiere nicht selbst aufziehen

Ist ein Jungtier eindeutig verwaist oder verletzt, sei Hilfe natürlich notwendig. Jedoch sollten sich Laien keinesfalls daran versuchen, Tiernachwuchs selbst aufpäppeln zu wollen. Die Wildtierstation sei hier die richtige Anlaufstelle. Derzeit werden dort 64 junge Tiere großgezogen – darunter 14 Singvögel, 25 Eichhörnchen und vier Wildkaninchen. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins bittet darum, so viele Jungtiere wie möglich außerdem in geprüfte Pflegestellen zu geben.

Wer unsicher ist, ob ein Wildtier wirklich hilfebedürftig ist, kann sich während der Öffnungszeiten des Hamburger Tierheims unter 040-21 11 06-0 beraten lassen.