Bergedorf/Wohltorf. Von Mai bis Juli fallen viele Jungvögel Katzen zum Opfer. Streunende Tiere sind ein großes Problem. Was Katzenbesitzer tun können.

„Das Nest war aus dem Rhododendron gerissen, Zweige lagen auf dem Boden und die kleinen Küken – sie waren verschwunden“, so beschreibt Anne Kressin den Anblick eines Morgens von ihrem Balkon in Wohltorf. Den Täter konnte sie schnell identifizieren: „Eine Katze schlich schon beim Nestbau immer um den Busch“, hatte die Seniorin beobachtet. Eine schockierende Erzählung, egal ob Vogel- oder Katzenfreund.

Shawn Dinter vom Naturschutzbund Hamburg (Nabu) warnt: „Gerade in der Brutzeit, die von Mitte Mai bis Mitte Juli reicht, sind die frisch geschlüpften Küken häufig die Beute der Katzen. Hinzu kommt, dass in dicht besiedelten Wohngebieten in Wohltorf oder Bergedorf vergleichsweise viele Katzen leben.“

Tierschutz: Katzen die kommenden drei Monate nicht ohne Aufsicht ins Freie lassen

Laut Dinter sei es natürlich, dass Katzen mit Freigang ihrem Jagdtrieb nachgehen. Zum Problem werde das aber, wenn zu viele Katzen auf vergleichsweise engem Raum unterwegs sind. „Dann löschen sie lokale Populationen aus.“ Die Gefahr bestehe besonders für Bodenbrüter wie die Feldlerche, da ihr Nachwuchs für Katzen besonders gut erreichbar sei.

Um das zu verhindern, empfiehlt der Nabu Haustierbesitzern, in den kommenden drei Monaten die Katzen morgens nicht unbeaufsichtigt ins Freie zu lassen. Auch kann eine Kastration helfen, da Katzen und Kater dadurch häuslicher werden.

10.000 unkastrierte Katzen ohne Heimat – ein großes Problem

Das Tier zu kastrieren, kann auch helfen, ein anderes Problem anzugehen: die wachsende Zahl freilebender Katzen in der Stadt. Hamburgs Tierschutzverein schätzt, dass in der Metropole etwa 10.000 solcher meist unkastrierter Tiere ohne Heimat leben. „Diese Katzen kämpfen ums Überleben und fressen, was sie kriegen können – eben auch Vogeleier und Küken“, so Sven Fraaß vom Tierschutzverein.

Ein Mittel, das helfen kann, ist eine Katzenschutzverordnung, heißt es vom Tierheim an der Süderstraße. Im vergangenen Sommer wurde von der Bürgerschaft ein Antrag an den Senat gestellt, eine solche Verordnung für die Hansestadt zu erlassen. Inhalt könnte eine Kastrationspflicht für alle Katzen sein und das Kennzeichnen der Vierbeiner mit einem Mikrochip, damit ihre Besitzer stets schnell und problemlos ausfindig gemacht werden können.

Katzenschutzverordnung wird noch immer geprüft

„Wir sind uns sehr sicher, dass eine Katzenschutzverordnung auch zu deutlich weniger toten Vögeln führt“, erklärt Tierheim-Sprecher Fraaß. Doch bisher ist offen, ob die Verordnung tatsächlich kommt. Die zuständige Justizbehörde erklärte jetzt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass die Prüfung noch immer andauere.

Die Wohltorferin Anne Kressin hofft, dass sich Vögel auch wieder im Busch vor ihrem Fenster niederlassen: „Ich habe so gern beobachtet, wie die kleinen Tiere immer größer werden“, erzählt sie.