Hamburg. Der TV-Sender ist in finanzielle Schieflage geraten. Warum Frank Otto und Programmchef Michael Schmidt trotzdem optimistisch sind.

Es ist ein herber Schlag für den Medienstandort Hamburg: Der Fernsehsender Hamburg 1 hat am Dienstag beim Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt. Dies gab Michael Schmidt, Geschäftsführer und Programmchef, am Donnerstagvormittag in einer Betriebsversammlung bekannt. Der TV-Sender, der im Vollprogramm täglich über die Ereignisse der Stadt berichtet, beschäftigt rund 40 Mitarbeiter.

Bei der Versammlung stellte Schmidt, der schon 1995 beim Start des Regionalsenders als Moderator tätig war, klar, dass der Betrieb weitergeht. Redaktion, Vertrieb, Produktion und Programm arbeiten demnach normal weiter. Auch Schmidt bleibt als Geschäftsführer im Amt. Es wurde kein Insolvenzverwalter, sondern nur ein Sachwalter eingesetzt. Hamburg 1 wird im Rahmen eines vorläufigen Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung weitergeführt.

Medien Hamburg: Die Gründe für die Insolvenz von Hamburg 1

Hinter der überraschenden Insolvenz stehen nach Informationen des Hamburger Abendblatts Probleme im Gesellschafterkreis. Während der Hamburger Medienunternehmer Frank Otto, der ebenfalls schon 1995 an Bord war, 40 Prozent der Anteile besitzt, liegen 60 Prozent bei der Schweizer Michel Medien Beteiligungs-GmbH. Sie hatte im September 2021 die weitere Finanzierung des Hamburger Senders gestoppt; „eine notwendige Kapitalerhöhung und die Gewährung weiterer Darlehen konnten daher nicht erfolgen“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Erschwerend kamen in den vergangenen Monaten die Pandemie und der Lockdown für den Sender hinzu. Mehrere größere Projekte wie Unternehmensporträts und Veranstaltungen mussten verschoben werden.

Hamburg 1: Frank Otto und Programmchef sind optimistisch

Schmidt und Otto zeigen sich zuversichtlich, dass Hamburg 1 erfolgreich durch diese Krise kommen kann. „Mitarbeiter, Geschäftsführung, Frank Otto und zahlreiche uns eng verbundene Unterstützer wollen den Sender aus der Insolvenz heraus nun neu aufstellen“, sagte Schmidt. Er peilt – auch durch den Ausbau des Digital-Angebots in Form einer erhöhten Content-Produktion – schon für das kommende Jahr die Rückkehr in die Gewinnzone an.

Hinter Hamburg 1 liegt eine bewegte Geschichte mit mehreren Besitzerwechseln: Zwischenzeitlich gehörte Hamburg 1 zum Konzern des Medienunternehmers Leo Kirch. Nach dessen Insolvenz gingen bald auch die beiden Regionalsender TV München und TV Berlin in die Insolvenz; nur Hamburg 1 überlebte.

Mit einer technischen Reichweite von 1,9 Millionen Haushalten sendet Hamburg 1 bis über die Stadtgrenzen hinaus ins nahe Umland und ist außerhalb der Stadt über das Angebot Magenta der Telekom bundesweit empfangbar.