Hamburg. René G. wurde zu langer Haft verurteilt, doch das ist wohl sein geringstes Problem. Denn nun hat er „hochkarätige Feinde“.
Er hat reinen Tisch gemacht. Er hat „fast ganz Hamburg verpfiffen“, wie es ein Ermittler formulierte. René G. hat über Machenschaften im Drogenmilieu ausgepackt, bis in höchste Kreise und innerste Zirkel die Strukturen offengelegt. Etliche Leute, die ganz fett im Rauschgiftgeschäft waren, habe es dem 36-Jährigen zu verdanken, dass sie jetzt im Knast sind oder gerade vor Gericht stehen.
Damit hat der Hamburger „hochkarätige Feinde“, wie es jetzt die Vorsitzende Richterin im Prozess gegen René G. sagt. „Es gibt sicherlich viele Menschen, die Ihnen nach dem Leben trachten.“
Prozess Hamburg: Kokain-Dealer hat nun viele Feinde
Damit scheint die Strafe, die der Mann jetzt selber wegen bandenmäßigen Drogenhandels erhalten hat, fast als sein geringstes Problem: Sechs Jahre Haft verhängte das Gericht gegen René G., weil er sich einer Bande von Rauschgiftdealern angeschlossen hatte. Diese hatte unter anderem dafür gesorgt, dass 535 Kilo in Containern unter Bananen verstecktes und aus Südamerika nach Hamburg verschifftes Kokain geborgen wurde, um es an Abnehmer zu verkaufen.
Darüber hinaus wurde mit Marihuana und Amphetaminen gehandelt. Insgesamt war René G. an einem Teil der Deals selber beteiligt, bei einigen hatte er lediglich als „Tippgeber“ fungiert. Laut Rechtsprechung wird ihm jedoch die ganze Summe zugerechnet, die den Ermittlungen zufolge mit dem Rauschgift verdient wurde: Das heißt, dass das Gericht erklärt, 1,34 Millionen Euro würden bei ihm eingezogen.
Hamburg: Angeklagter handelte aus der Haft heraus
Mehrere Male ist der großgewachsene, kräftige Mann bereits wegen Drogenhandels verurteilt worden. Er hat auch selbst konsumiert, weshalb er nach seiner letzten Verurteilung wegen Dealens im Jahr 2017 zu fünf Jahren Freiheitsstrafe in den sogenannten Maßregelvollzug kam. Dort reaktivierte er alte kriminelle Kontakte beziehungsweise knüpfte neue, wo ihn „das ganz große Geld“ gelockt habe, sagt die Vorsitzende Richterin.
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Die meisten Geschäfte tätigte er, während er offiziell hinter Gittern saß und teilweise Freigang hatte, weil er angeblich einer Arbeit nachging. Seit 2020 habe René G. sich im „innersten Kreis der allerschwersten Drogenkriminalität“ bewegt. Dabei sei es ihm „wohl um das Geld“ gegangen, aber auch darum, „dazu zu gehören“.
Prozess in Hamburg: Dealer über EncroChat aufgeflogen
Seine Geschäfte hatte der Hamburger überwiegend mithilfe von EncroChat-Handys abgewickelt, im Glauben, die Kommunikation sei sicher. Dabei war der Messengerdienst längst von Ermittlern gehackt worden. Schließlich hatte René G. sich entschlossen, bei der Polizei restlos auszupacken. 20 Tage lang ließ er sich beim Landeskriminalamt befragen und habe damit Dinge ausgeplaudert „in einer Offenheit, die man so bis dahin nicht kannte“, so die Richterin.
Dadurch, dass er auch Hinterleute benannte, habe er sich und seine Familie „in Lebensgefahr gebracht“. Die Kriminellen, die sich nun vermutlich an ihm rächen wollten, hätten vermutlich „einen langen Atem und würden nicht vergessen“, dass René G. sie verraten habe. Jetzt ist der Mann im Zeugenschutzprogramm. „Sie werden sich Ihr Leben lang verstecken müssen.“