Hamburg/Seychellen. Der Unternehmer und der Extremschwimmer wollten auf den Seychellen auf den Klimawandel aufmerksam machen. Der Plan ging nicht auf.
Es sollte eine besondere Aktion sein, doch sie endete dramatisch: Extremschwimmer André Wiersig musste nach nur zwei Stunden seinen Versuch abbrechen, im Indischen Ozean von Mahé nach La Digue zu schwimmen. „Die Wellen kamen von allen Seiten, und ich habe zu viel Wasser geschluckt“, sagte der 49-Jährige, nachdem er auf das Boot der ihn begleitenden Küstenwache gestiegen war. Vier- fünfmal habe er sich übergeben müssen. „Es ging einfach nicht mehr.“
Auch der Hamburger Medienunternehmer Frank Otto war auf die Seychellen geflogen, um seinen Freund Wiersig zu unterstützen. Mit der Aktion wollen die beiden für die Rettung der Seychellen werben und sich für die Rettung der Meere und einen nachhaltigen Tourismus einsetzen. Der Inselstaat ist extrem vom Klimawandel bedroht.
Extremschwimmer Wiersig muss Wellen Tribut zollen
Doch der Plan ging nicht auf. Wiersig hatte sich um 17.11 Uhr Ortszeit, etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang, auf die fast 47 Kilometer lange Strecke begeben. Vor dem Start am Carana Beach hatte er noch Zuversicht gezeigt. „Die Bedingungen sind gut, ich bin optimistisch.“
Aber alle Prognosen, wonach sich der starke Wellengang mit Anbruch der tropischen Nacht legen sollte, trafen nicht ein. Schon nach einer Stunde musste Wiersigs Schwager Jürgen Peters, der ihn mit dem Kajak begleiten und ihn versorgen sollte, aufgrund der starken Dünung auf das Boot geholt werden.
Sturm hatte den Start der Aktion verzögert
Es ist das erste Mal, dass Wiersig einen Versuch aufgeben musste. Der 49 Jahre alte Paderborner wollte die Strecke ursprünglich bereits am Wochenende bewältigen, ein Sturm hielt ihn allerdings davon ab.
„Die Wetterbedingungen sind jetzt gut, und ich bin in Form, deshalb bin ich optimistisch“, hatte Wiersig noch kurz vor dem Start gesagt. Er rechnete damit, rund 15 bis 20 Stunden zu benötigen. Um der Hitze zu entkommen, schwimmt er übrigens größtenteils durch die Nacht.
Otto und Wiersig setzen sich gegen den Klimawandel ein
Begleitet wurde Wiersig von der gleichen Crew, die ihn im vergangenen August von St. Peter-Ording nach Helgoland lotste. An Bord des Begleitbootes, das die Küstenwache stellt, sind Skipper Dennis Allers, Nautiker Wolfgang Schmidt und Thorger Brüning, Strömungsexperte vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. „Meine Mannschaft ist auf alles vorbereitet und harmoniert perfekt“, so Wiersig.
Die Seychellen haben den Paderborner verpflichtet, um als Botschafter für nachhaltigen Tourismus zu werben. Die Inselgruppe hat den Schutz der Natur und auch das nachhaltige Wirtschaften in ihrer Verfassung verankert – die Regierung um Präsident Wavel Ramkalawan macht großen Druck bei Klimakonferenzen. Insofern steht nicht die sportliche Leistung, sondern Wiersigs Rolle als Botschafter der Meere im Vordergrund des Vorhabens.
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„Ich bin hier, um dem Ozean eine Stimme zu geben“, sagte der Extremsportler, der zugleich als Repräsentant des wissenschaftlichen Projekts UN Ocean Decade fungiert. „Alles entsteht aus dem Wasser, wir müssen alles versuchen, diesen Lebensraum zu schützen.“
Wiersig schwamm bereits von St. Peter-Ording nach Helgoland
Die Regierung der Inselgruppe war auf Wiersig aufmerksam geworden, nachdem der am 21. August 2021 in einer spektakulären Aktion vom Festland (St. Peter-Ording) zur Hochseeinsel Helgoland geschwommen war. „Die Idee, die Nordsee zu spüren und zu erleben, stand eigentlich über dem Ziel, Helgoland zu erreichen“, schreibt er in dem neuen Buch „Helgoland. Kann man dahin schwimmen?“, in dem er über dieses Abenteuer berichtet.
Otto und Wiersig sind schon lange eng befreundet. Der Extremschwimmer fungiert so auch als Botschafter für die Meeresstiftung des Hamburgers. Otto wiederum hat sich an der Finanzierung der Aktion beteiligt, wie auch bereits im vergangenen Jahr auf Helgoland. „Nichts ist schützenswerter als die Meere. Sie haben immensen Einfluss aufs Klima und das Überleben von Mensch und Tier.
Mit dieser Aktion schaffen wir Synergien zwischen Wissenschaft, Sport, Tourismus und Gesellschaft und hoffen, dass wir in vielen Köpfen mehr Bewusstsein für Meeresschutz wecken können“, so Otto. „Ich bin beeindruckt von Andrés körperlicher und mentaler Stärke und froh, dass ich einen sicheren Platz auf dem Beiboot habe.“