Hamburg. Keine Lust auf die typische Runde? Dann sollten Sie neue Strecken entdecken. Zehn Vorschläge für Hamburg und Umgebung.

Nach dem Essen sollst du ruhen – oder 1000 Schritte tun. Dieses alte Sprichwort stimmt bekanntlich nicht so ganz, denn wer sich direkt nach einer üppigen Mahlzeit hinlegt, der riskiert zumindest Sodbrennen. Andererseits sollte man auch nicht unmittelbar nach dem Essen Leistungssport betreiben, denn der Körper verdaut tatsächlich dann erst gut, wenn er etwas zur Ruhe kommt.

Doch beides darf niemanden davon abhalten, am langen Osterwochenende ausreichend Bewegung zu tanken. Und wenn es dafür nicht die ewig gleiche Runde sein soll, die man schon zu Corona-Zeiten andauernd gelaufen ist, dann könnte vielleicht eine dieser Strecken passen, die von unseren Redakteuren empfohlen werden.

Oster-Spaziergang in Hamburg: Jungfernstieg bis Hafen

Elbe oder Alster? Immer diese schwere Entscheidung. Dabei lassen sich beide Gewässer mit einem so kurzweiligen wie spannenden Spaziergang elegant verbinden. Der Jungfernstieg liegt nur 1,8 Kilometer und gut 20 Fußminuten von den St. Pauli-Landungsbrücken und der Überseebrücke entfernt. Wer von der Binnenalster der Mittags- oder Nachmittagssonne entgegengehen will, kann entweder durch die Alsterarkaden – immer am Fleet entlang – in Richtung Baumwall wandern.

Oder über die Großen Bleichen an den schönsten Einkaufspassagen der Stadt vorbeiflanieren, immer geradeaus über die hübsche Wexstraße und den Großneumarkt (halblinks halten!) am Michel vorbei zum City-Sporthafen gehen. Es geht auch grüner: Vom Hafentor an den Landungsbrücken bis zum Alsterpark an der Kennedybrücke erstreckt sich bekanntlich ein durchgehender Park – der Wallring mit Planten un Blomen und dem Alten Botanischen Garten.

Burg Arnesvelde im Ahrensburger Tunneltal

Ein Spaziergang, gefühlt fernab der Zivilisation, in einer eiszeitlichen Hügellandschaft. Ein Spaziergang, der unter Baumkronen hindurchführt und wo am Wegesrand plötzlich die Reste einer mittelalterlichen Burg liegen (okay, es ist eher ein Erdwall – aber auf der Infotafel kann man sehen, wie die Burg vielleicht einmal aussah).

Wer das sucht, sollte das Ahrensburger Tunneltal ansteuern. Ein guter Ausgangspunkt für einen Spaziergang, der sich perfekt für Familien eignet, ist die Straße Burgweg. Lohnenswert ist ein Abstecher über das Moor, über die glucksende, lange Holzbrücke.

Fast wie die Lüneburger Heide – nur in Hamburg

Der Blick schweift über eine herrliche, weite, hügelige Heidelandschaft. Es sieht aus wie die Lüneburger Heide, riecht wie die Lüneburger Heide – ist aber in Hamburg: die Fischbeker Heide, ein prima Ausflugziel, das viel weniger bekannt ist als die große Schwester in Niedersachsen. Als Ausgangpunkt für einen Spaziergang durch die Fischbeker Heide empfiehlt sich der Parkplatz am Scharlbarg in Fischbek. Wer hier losmarschiert, ist sofort mittendrin in der Heidelandschaft. Lohnende Ziele sind der erhöht gelegenen Segelflugplatz (tolle Aussicht!) und das Fischbeker Heidehaus, ein Naturkundemuseum.

Spaziergänger am 23. August 2021 in der Fischbeker Heide in Hamburg.
Spaziergänger am 23. August 2021 in der Fischbeker Heide in Hamburg. © picture alliance / Rainer Keuenhof | Rainer Keuenhof

Spaziergang: Acht Kilometer entlang der Kollau

Der Kollauwanderweg startet unmittelbar an der Vielohwegbrücke über die A 7 (Metrobus 21 und Bus 284, Haltestelle Vielohwisch). Auf rund acht Kilometern folgt der gut ausgebaute Weg der Kollau, vorbei am Kollauteich, an Pferdekoppeln und Kuhwiesen, an der Tennisanlage des HTC Blumenau sowie am Freibad und der Sportanlage Bondenwald. Mit etwas Glück sieht man hier neben Enten und Rebhühnern auch mal einen Fischreiher.

Wer mag, kann kurz danach einen Abstecher ins Niendorfer Gehege einlegen oder einen Zwischenstopp im Waldcafé Corell. Später geht es weiter direkt an der Güterumgehungsbahn und quer über die Niendorfer Straße und die Kollaustraße. In der Nähe der Mündung der Kollau in die Tarpenbek wartet das Restaurant Pulvermühle. Zurück geht es mit dem Metrobus 5 (Nedderfeld), und dem Metrobus 21 (Frohmestraße Mitte).

Wandern mit Blick auf die Startbahn des Flughafens

Wen startende und landende Flugzeuge faszinieren, sollte sich den Wanderweg direkt am Flughafenzaun in Niendorf nicht entgehen lassen. Start ist oberhalb der Einfahrt zum Krohnstiegtunnel (Bus 191, Haltestelle Sperlingsweg). Vom gut angelegten Weg aus geht der Blick auf die Startbahn Richtung Norden. Später läuft man am Rahwegteich vorbei, entlang der Tarpenbek zunächst durch ein bewaldetes Gebiet, ehe es vom Ende der Straße Hasenheide direkt am Zaun zum Flughafen weitergeht.

Der Weg führt nun parallel zur Startbahn Richtung Südwesten. Manch einer fährt hier gezielt zum Engernweg, um nachmittags den großen Flieger nach Dubai aus nächster Nähe starten zu sehen. Auf einer Anhöhe in der Nähe der Straße Sootbörn gibt es den besten Überblick bis hin zu den Terminals. Hier treffen sich viele Planespotter. Für den Rückweg bietet sich der Metrobus 5 (ab Vogt-Cordes-Damm) und der Bus 191 (ab Niendorf Markt) an. Diese Strecke ist rund fünf Kilometer lang.

Zwischen unberührter Natur und Industriehafen schlendern

Einen interessanten Wechsel zwischen Grünanlage und Industriehafen-Charme – mitunter auch geruchlich – erlebt, wer sich aufmacht in Richtung Kaltehofe. Das geht ab der S-Bahn Rothenburgsort auch zu Fuß, dann kann man sich überlegen, ob man noch einen Schlenker vom Elbpark Entenwerder mitnimmt oder gleich über das Sperrwerk läuft, das die Billwerder Bucht vor Überflutung schützen soll. Die Elbinsel selbst ein Stück fast unberührter Natur. Lange war sie nicht zugänglich, weil dort eine wichtige Anlage für die Versorgung Hamburgs mit sauberem Wasser angesiedelt war.

1990 wurde das Filtrierwerk außer Betrieb genommen. Man kann auch mit dem Auto kommen und dann bis zur Villa der Wasserkunst Kaltehofe fahren. Dort befand sich einst die Außenstelle des Hygienischen Instituts, inzwischen wurde das „Alte Labor“ wieder zum Leben erweckt. Wo einst Wasserproben untersucht wurden, finden Besucher jetzt einen Anlaufpunkt, um sich mit der Historie der Hamburger Wasserversorgung vertraut zu machen. Eine Runde um Kaltehofe mit Sperrwerk, Wasserkunst-Villa und dem kleinen Café Schlick dauert etwa eineinhalb Stunden.

Familienausflug in die Boberger Dünen

Viele Hamburger – vor allem Eltern mit Kindern – zieht es Ostern in die Weite des Naturschutzgebietes Boberger Niederung mit seinen sanften Sanddünen. Wichtig dabei ist allerdings, dass man immer auf den markierten Wegen bleibt und nicht einfach kreuz und quer durch das Naturschutzgebiet läuft. Denn sonst können dort seltene Tiere gestört und Pflanzen beschädigt werden.

Rundwege, die entsprechend gekennzeichnet sind, führen durch die Landschaft: Für die drei bis fünf Kilometer langen Strecken sollte man jeweils ein bis zwei Stunden kalkulieren: Der mit einem Vogel ausgeschilderte Moorweg läuft um und durch das Achtermoor, der Dünenweg (Kennzeichen ist ein Schmetterling) führt über die Hauptdüne. Ein Hase zeigt den Wiesenweg durch die Marschlandschaft, und eine Blüte ist das Symbol für den Terrassenweg vorbei an Orchideenhängen und Wäldern.

Gegen den Strom wandern auf dem oberen Alsterwanderweg

Hier starten wir am Alsterwanderweg, aber nicht in der City, sondern an der Poppenbütteler Schleuse, wo auch das Restaurant Locks zu finden ist (zu erreichen zum Beispiel mit dem Bus 174, 178, 179, 24). Lohnenswert wäre zwar auch der Weg stadteinwärts, doch wer Richtung Norden wandert, wird es nicht bereuen. Denn hier wirkt das Alstertal noch etwas grüner und wilder. Doch bevor es richtig in die Pampa geht, sollte man noch kurz in Richtung der Burg Henneberg blicken.

Die ist zwar klein, sieht aber aus wie eine richtige alte Ritterfestung. Vom Locks aus kann man zum Beispiel bis zur Alten Mühle in Bergstedt laufen oder – mit viel Energie – bis zum Quellental mit dem gleichnamigen Gasthaus. Wem es dann zu weit ist bis zum nächsten Bus, muss sich abholen lassen oder ein Taxi nehmen. Man könnte aber auch nur irgendwo an einem „Zustieg“ parken und dann einen Teil des Weges hin und wieder zurück laufen.

Hausboote, der Kuhmühlenteich oder die Spanische Treppe

Sind Sie schon einmal den gesamten Eilbekkanal entlanggelaufen? Wenn nicht, sollten Sie mit der S-Bahn nach Fried­richsberg fahren und von dort aus einfach am Wasser entlang Richtung Westen gehen. Den Mühlenteich selbst können Sie getrost auslassen, der lohnt sich höchstens für Anwohner, zudem sparen Sie etwas Kraft, um am Ende des Kanals noch weiter um die Außenalster zu gehen.

Der Eilbekkanal mit Blick Richtung Fernsehturm und Außenalster.
Der Eilbekkanal mit Blick Richtung Fernsehturm und Außenalster. © Georg J. Schulz | Georg J. Schulz

Das können Sie ab Schöner Aussicht linksrum oder rechtsrum tun, beide Seiten sind bekanntlich gehenswert. Doch zurück zum Kanal selbst: Hier sind die Hausboote, die U-Bahn-Brücke, der Kuhmühlenteich und die Spanische Treppe interessante Wegepunkte. Wer mag, kann sich auch an der Alsterperle für den Spaziergang belohnen oder auftanken für ein weiteres Stück des Weges.

Spaziergang in Hamburg: Veringkanal und Wilhelmsburg

Vor knapp zehn Jahren entstand die Idee, den Veringkanal in Wilhelmsburg in einen „Kulturkanal“ umzuwandeln. Tatsächlich lohnt es sich, den einstigen Industriekanal einmal in seine Routenplanung aufzunehmen, falls man diese Ecke Hamburgs noch nicht so kennt.

Der nördliche Teil des Veringkanals wurde bereits im Vorwege der Internationalen Bauausstellung (IBA) zugänglich gemacht, nun gibt es Pläne, das Areal noch zu erweitern. Wer sich hier und dann weiter durch den Stadtteil treiben lässt, erlebt ein buntes Stück Hamburg, das oft unterschätzt wird, andererseits aber auch oft für Fantasien für den „Sprung über die Elbe“ herhalten muss.