Hamburg. Ein schwaches Herz heilt nicht aber eine Herzinsuffizienz lässt sich gut behandeln. Kardiologie-Chefarzt Dr. Tudor Pörner klärt auf.
Herzschwäche sei mittlerweile fast „allgegenwärtig“, sagt Privatdozent Dr. Tudor Pörner, Chefarzt für Innere Medizin, Kardiologie und Pneumologie an der Asklepios Klinik Wandsbek. Mindestens zwei Millionen Deutsche leiden Schätzungen zufolge daran, unter älteren Patienten sei es schon eine Volkskrankheit.
„Dabei handelt es sich gar nicht um eine Erkrankung im klassischen Sinn, sondern um ein Syndrom, das als Folge verschiedener Herzerkrankungen, von Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße über Herzklappenfehler bis Herzmuskelentzündungen, auftreten kann“, erklärt der in Bukarest geborene und aufgewachsene Mediziner.
Gesundheit: Warnsignale unbedingt beachten
Es sei meist ein „chronischer Prozess“, eine gefährliche Entwicklung: „Denn irgendwann ist das Herz dann eben nicht mehr in der Lage, den Organismus bedarfsgerecht mit Sauerstoff angereichertem Blut zu versorgen“, so der habilitierte Kardiologe. Beschwerden wie akute Luftnot unter Belastung, also beispielsweise beim Treppensteigen, seien Warnsignale, die Betroffene unbedingt ernst nehmen sollten.
„Dazu kommen möglicherweise noch Konsequenzen, die man nicht sieht: Wenn zum Beispiel andere Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden und das unbehandelt bleibt, kann es lebensbedrohlich werden.“
Wessen Herz im Alter wahrscheinlicher schwächelt
Doch was sind die Risikofaktoren? „Jahrelang erhöhter Blutdruck, eine unbehandelte Zuckerkrankheit, aber auch eine genetische Prädisposition spielen eine Rolle“, so der Chefarzt. Man könne die Herzfunktion jetzt nicht grundsätzlich vorbeugend stärken, aber es gebe schon ein paar Dinge, die man selbst beeinflussen könne: „Das sind natürlich die allgemein bekannten Klassiker. Also nicht rauchen, nur in Maßen Alkohol trinken, sich regelmäßig bewegen und auf eine möglichst ausgewogene und gesunde Ernährung achten.“
Sei das Herz einmal geschwächt, könne man es nicht heilen. „Aber die gute Nachricht ist: Es lässt sich behandeln, sodass man auch mit einem geschwächten Herz erstaunlich alt werden kann.“ Zunächst werde eine Herzschwäche meist mit einer Kombination verschiedener Medikamente, die unter anderem den Sauerstoffverbrauch des Herzens verringern und den Stoffwechsel verbessern, behandelt. „Damit verschwinden die Symptome, aber natürlich ist die Ursache der Herzschwäche nicht behoben.“
Mitralklappeninsuffizienz weit verbreitet
Diese gelte es herauszufinden und den betroffenen Patienten dann individuell zu therapieren. „Manchmal vergleiche ich mich mit einem Koch, der in einer modernen Großküche lauter Zutaten und Gewürze zur Auswahl hat und dann entscheiden muss, was dem Gast wohl am besten schmeckt“, sagt der Eppendorfer, der aber gleich lachend anfügt, dass er im wahren Leben nicht besonders gut kochen könne („Das möchte ich irgendwann lernen, steht noch auf meiner To-do-Liste.“).
Seit Februar setzen Dr. Pörner und sein Team auf eine weitere minimal-invasive Methode, die Patienten mit einer Herzschwäche und Mitralklappeninsuffizienz hilft. „Das ist einer der häufigsten Herzklappenfehler. Dabei schließt die Mitralklappe, eine Art Ventil, die den linken Herzvorhof von der linken Herzkammer trennt, nicht mehr richtig“, so der Experte. Ist die Klappe undicht, fließt bei jedem Herzschlag Blut von der Herzkammer zurück in den Vorhof. Irgendwann kommt es zu Symptomen der Herzschwäche.
"Die Verbesserung tritt nicht sofort ein"
„Lange Zeit konnte da nur eine sehr große und aufwendige Operation helfen.“ Jetzt kommt auch in Wandsbek ein Verfahren zum Einsatz, das weltweit 2011 zum ersten Mal angewandt wurde. „Ich muss zugeben, dass ich damals zunächst skeptisch war, aber die Studienlage ist mittlerweile eindeutig: Die Verbesserung tritt nicht sofort ein, aber nachhaltig mittelfristig.“ Doch wie funktioniert dieser schonende Eingriff, für den keine Vollnarkose nötig ist?
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„Wir führen eine Metallspange, eine sogenannte Carillon Spange, über die Halsvene ein. Diese Spange wird dann in der großen Halsvene um den Mitralring verankert, sodass dieser gerafft wird und die Klappe dadurch weniger undicht ist. Es ist schon eine Errungenschaft, dass nun kein großer chirurgischer Eingriff mehr ansteht.“ Das Spangen-Verfahren dauere nur knapp eine Stunde.
Gesundheit: Symptome immer abklären lassen
Grundsätzlich empfiehlt der Mediziner, der aus einer Ingenieursdynastie stammt und der erste Arzt in der Familie ist, bei erhöhtem Blutdruck oder Anzeichen von Unregelmäßigkeiten, dies unbedingt abklären zu lassen. „Es ist immer besser, wenn man frühzeitig herausfindet, dass etwas womöglich nicht stimmt“, sagt der leidenschaftliche Tennisspieler.