Hamburg. Schulsenator Ties Rabe kündigte am Sonntag Lockerungen an. Wann die neue Regel in Kraft tritt und für wen sie gilt.

Seit eineinhalb Jahren gehört die Maske zum Alltag von Hamburgs Schülerinnen und Schülern. Wer 2021 eingeschult wurde, kennt Unterricht ohne Mund-Nasen-Schutz gar nicht. Doch damit ist es bald vorbei, zumindest in Teilen: Von Montag, 4. April, an dürfen Pennäler und Lehrkräfte die Maske im Unterricht am Platz abnehmen. Das gilt auch, wenn sie allein oder zu zweit vor der Tafel oder vor der Klasse stehen.

„So viel Normalität wie möglich, so viel Sicherheit wie nötig“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Er betonte, dass Hamburg zwar seinen Kurs der vorsichtigen Corona-Lockerungen fortsetze, aber anders als viele andere Bundesländer an den meisten Schutzmaßnahmen an Schulen vorerst festhalte.

Maskenpflicht an Hamburgs Schulen fällt – aber nur am "Arbeitsplatz"

So sollen sich Schülerinnen und Schüler laut einer Mitteilung seiner Behörde auch im April drei Mal in der Woche in der Schule testen, die Luftfiltergeräte in den Unterrichtsräumen bleiben in Betrieb, und wie bisher sollen die Unterrichtsräume alle 20 Minuten fünf Minuten lang durchgelüftet werden.

Auch die Maskenpflicht in den Schulgebäuden gilt grundsätzlich weiter – mit der kleinen, aber wichtigen Änderung, dass Schüler und Lehrkräfte und sonstiges schulisches Personal diese „am Arbeitsplatz“ im Unterricht abnehmen dürfen.

Diese neue Regelung ist vergleichbar mit der Regelung in den Restaurants: Wer ein Gebäude betritt oder darin umherläuft, muss eine Maske tragen. Wer dagegen seinen Platz eingenommen hat, darf sie abnehmen. Einen Zwang zum Abnehmen der Maske bestehe übrigens nicht, betont die Schulbehörde: Wer den Mund-Nasen-Schutz aus Sicherheitsgründen weiterhin tragen möchte, dürfe dies selbstverständlich tun.

Maskenpflicht an Schulen: Hamburg vorsichtiger als andere Länder

Für die Neuregelung muss die Hamburgische Bürgerschaft allerdings zunächst die Voraussetzung schaffen – das ist für kommenden Mittwoch geplant. Denn mit dem neuen Infektionsschutzgesetz der Bundesregierung sind fast alle möglichen Schutzmaßnahmen vergangene Woche ausgelaufen. Die Länder hatten lediglich die Möglichkeit, diese bis zum 2. April zu verlängern – was Hamburg getan hat. Um die Maßnahmen beibehalten oder neue beschließen zu können, müssen die jeweiligen Länder-Parlamente zunächst eine rechtliche Grundlage schaffen. Die rot-grüne Mehrheit in der Bürgerschaft und der von ihr getragene Senat wollen die Maskenpflicht in einigen Lebensbereichen zunächst vier Wochen länger beibehalten.

„Mit der eingeschränkten Maskenpflicht in den Schulen sind wir vorsichtiger als die meisten anderen Länder, schaffen aber für die Schulbeteiligten dennoch eine deutliche Erleichterung“, sagte Schulsenator Rabe. „Gerade das konzentrierte Lernen, Zuhören und Sprechen wird durch die Maske oft sehr eingeschränkt. Die Kommunikation ist beeinträchtigt, leise Kinder sind nur schwer zu verstehen, und wer sprechen lernen will, muss Mimik und Lippenbewegung der Lehrkraft sehen.“ Zudem beeinträchtige es die Konzentration, wenn die Schülerinnen und Schüler in Ganztagsschulen von 8 bis 16 Uhr fast durchgängig die Maske tragen müssen.

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Auch auf der Bühne dürfen Schüler die Maske abnehmen

Künftig könnten auch schulische Veranstaltungen unter besseren Bedingungen stattfinden, teilte die Schulbehörde mit: Wer etwas darbiete, musiziere oder Theater spiele, dürfe die Maske auf der Bühne abnehmen. Das gelte auch für Chöre und Orchester. Für Zuschauer gelte im Schulgebäude und auch auf den Zuschauerplätzen zwar weiter die Maskenpflicht, aber sie müssten künftig keinen Impf- oder Testnachweis mehr erbringen.

„Schule ist ein Ort des lebendigen Miteinanders und keine Lernfabrik“, sagte Rabe. „Musik-, Theater-, Sport- und Kulturveranstaltungen sind für das soziale Miteinander und die Bildung sehr wichtig. Ich freue mich, dass wir in den Schulen ab dem 4. April die gleichen Regeln wie im Bereich der Kultur- und Freizeitveranstaltungen einführen können.“

Neue Regeln an Hamburgs Schulen sind für Rabe "vernünftiger Kompromiss"

Für den Schulsenator sind die neuen Regeln „ein vernünftiger Kompromiss zwischen dem Wunsch nach Normalität und Sicherheit. Ich bitte alle Schulgemeinschaften, weiterhin sorgfältig und vorsichtig zu sein und sich an die Regeln zu halten.“ Im Übrigen dürfe ja weiterhin die Maske auch im Unterricht oder im Chor getragen werden: „Solche Entscheidungen sind selbstverständlich von allen zu achten und respektieren“, betonte Rabe. „Sie dürfen jedoch nicht durch Druck der Schulgemeinschaft oder der Lehrkräfte erzwungen werden.“

Seine Behörde teilte zudem mit, dass sie so viele Schnelltests bestellt habe, dass sich damit theoretisch alle Schulbeteiligten bis zu den Sommerferien wöchentlich testen könnten. Dabei handele es sich um Produkte der Firma Siemens, die seit Jahresbeginn an allen Hamburger Schulen im Einsatz seien und sich bewährt hätten. Zuvor hatte es mit Tests anderer Hersteller häufig Probleme gegeben. Außerdem seien fast alle 12.500 Klassen- und Unterrichtsräume an den staatlichen Schulen mit mobilen Luftfiltergeräten ausgestattet, die Viren aus der Raumluft filtern – Hamburg sei das einzige Bundesland mit einer flächendeckenden Ausstattung.

Birgit Stöver, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, wies darauf hin, dass mit der Abschaffung der Maskenpflicht an den Schulen eine mehrfach erhobene Forderung ihrer Fraktion umgesetzt werde: „Ich freue mich sehr für unsere Kinder und Jugendlichen, die in den letzten zwei Jahren mit vielfältigen Maßnahmen einen großen Beitrag zum Infektionsschutz geleistet haben, obwohl sie weder Auslöser noch Treiber der Pandemie waren“, so Stöver. „Das Wegfallen der Maskenpflicht ist eine große Erleichterung für unsere Schülerinnen und Schüler.“