Hamburg. Am Montag fahren die Bahnen wieder in der City. Restarbeiten dauern an. Technikvorstand: „Wir haben hier die dollsten Dinge erlebt“.
„Dies ist ein Hinweis für die Fahrgäste der Linie U 3. Wegen Bauarbeiten ist die Strecke zwischen Hauptbahnhof-Süd und Baumwall unterbrochen. Bitte informieren Sie sich über alternative Routen“ – diese inzwischen sehr bekannte Durchsage werden Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer in Hamburg an diesem Wochenende zum letzten Mal hören. Denn am kommenden Montagmorgen wird nach 14 Monate langen Sanierungsarbeiten von Barmbek aus die erste U 3 wieder auf dem kompletten Ring fahren können.
„Die Arbeiten auf der U-3-Innenstadt-Strecke waren ein Mammutprojekt“, sagte der Technikvorstand der Hochbahn, Jens-Günther Lang, am Mittwoch bei einer letzten Baustellenbegehung.
Verkehr Hamburg: U-Bahn-Trog wurde sarniert
Auf dem ältesten Streckenabschnitt des Hamburger U-Bahnnetzes, der bereits 1912 in Betrieb ging, wurden ein Tunnel, drei Haltestellen und fünf Viadukte saniert und umgebaut: Im Tunnel zwischen der Mönckebergstraße und dem Adolphsplatz wurden die historische Decke und die Wände saniert. Im Abschnitt zwischen Rathaus und Adolphsplatz wurden außerdem die Tunnelabdichtung erneuert und Hochwasserschutztore eingebaut.
Kernstück der Baumaßnahmen war die Sanierung des U-Bahn-Troges im Mönkedammfleet zwischen den Stationen Rathaus und Rödingsmarkt. „Da hatten wir die größten Probleme mit der Tragsicherheit“, berichtete Projektleiter Stephan Schanzenbach am Mittwoch. Für die Bauarbeiten musste zunächst der Wasserstand mit Dämmen abgesenkt werden. Die alte Bausubstanz wurde abgebrochen und komplett erneuert.
Maßnahmen sollen 30 Jahre überstehen
„Der Trog hat uns über die meiste Zeit in Atem gehalten“, so Schanzenbach. Alte, geschädigte Holzpfähle wurden dabei durch 100 Mikrobetonpfähle ersetzt. So soll der Abschnitt nun für die nächsten 100 Jahre halten.
Die historischen Stahlviadukte an der Brücke Willy-Brandt-Straße, der Haltestelle Rödingsmarkt, Graskeller und Mönkedammfleet sowie ein weiteres Steinviadukt am selben Standort wurden überarbeitet und neu beschichtet. Diese Maßnahmen sollen etwa 30 Jahre überstehen, bis man den Korrosionsschutz das nächste Mal erneuern muss. Im Rahmen des Großprojektes U 3 wurden außerdem Schienen ausgetauscht und die Elektroanlagen in den Technikräumen erneuert.
U-Bahn-Haltestellen in der City barrierefrei
Ein Fokus der Hochbahn bei aktuellen Bauprojekten liegt auf der Barrierefreiheit – so auch bei der Sanierung der Haltestellen „Rathaus“, die ebenfalls am Montag wieder freigegeben wird, und in der „Mönckebergstraße“, wo noch bis Ende Mai gearbeitet wird. Beide Haltestellen sind künftig mit zwei Fahrstühlen, erhöhten Bahnsteigen und Leitsystemen für sehbehinderte Menschen ausgestattet.
Damit sind nach Angaben der Hochbahn alle U-Bahn-Haltestellen in der Innenstadt und 94 Prozent des gesamten Netzes barrierefrei zugänglich. Der nächste barrierefreie Ausbau folgt unabhängig vom U-3-Projekt an der Haltestelle Meßberg, wie Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) sagte. Um das Ziel der 100-prozentigen Barrierefreiheit zu erreichen, fehlten dann nur noch die „dicken Klopper“ wie die Haltestelle Sternschanze, die perspektivisch neu gebaut werden müsse, so Tjarks.
Ungeahnte Schäden an den Treppen
Am Rödingsmarkt, dem dritten Stopp, der im Rahmen der U-3-Sanierungsarbeiten umgebaut wurde, liefen am Mittwoch noch die letzten Arbeiten. An und unter der Bahntrasse wurden Steine und Bausand weggeräumt, im Eingangsbereich die neuen Eichenholzgeländer bearbeitet.
„Hier gab es völlig ungeahnte Konstruktionsschäden an den Treppen“, berichtete Hochbahn-Vorstand Lang bei der Begehung. Auch die Decke musste wegen zuvor unbekannter Schäden saniert werden, obwohl dies vor Baubeginn nicht vorgesehen war. „Insofern sind wir froh, dass wir unter diesen Bedingungen auch den Zeitrahmen von 14 Monaten einhalten konnten“, so Projektleiter Schanzenbach.
Auch die Wandfarbe wurde geändert
Die Wandfarbe in der Eingangshalle wurde unter Einhaltung des Denkmalschutzes von Rot-Blau zu Anthrazit geändert. Direkt am Gleis roch es am Mittwoch noch intensiv nach Farbe – denn vor der Wiedereröffnung der Haltestelle werden auch die Sicherheitsstreifen an den Gleisen in Weiß neu gestrichen.
Die Fensterelemente der Haltestelle wurden ersetzt, die Stahlkonstruktionen überarbeitet und die Deckenbeschichtung saniert und ebenfalls in Anthrazit gestrichen. Außerdem wurden Taubenschutznetze installiert. Die Brücke, auf der die Haltestelle liegt, wurde grundinstandgesetzt. Dabei mussten einzelne Bauteile, aber keine ganzen Träger ersetzt werden, wie Schanzenbach erklärte.
„Wir haben hier die dollsten Dinge erlebt“
Im Laufe des Großprojektes mussten die Bauarbeiter neben ungeahnten Schäden auch auf andere Überraschungen reagieren: „Wir haben hier die dollsten Dinge erlebt“, sagte Technikvorstand Lang. Bei den Tunnelarbeiten an der Haltestelle „Rathaus“ etwa wurden ein historischer Sarg und Knochen ausgegraben. Diese mussten durch das Archäologische Museum untersucht werden, bevor die Arbeiten weitergehen konnten.
„Die U 3 ist ein elementares Kernstück des Schnellbahnsystems in Hamburg“, sagte Tjarks. Dass die Sanierung unter Beachtung des Denkmalschutzes im Kosten- und Zeitplan bleiben konnte, zeige, dass Hochbahn und Stadt große Projekte im Nahverkehr erfolgreich umsetzen könnten. Insgesamt wurden 86 Millionen Euro in die Sanierungsarbeiten investiert, davon 60 für Instandsetzungsmaßnahmen und 26 für den barrierefreien Ausbau der Haltestellen.
Verkehr Hamburg: Restarbeiten bis Ende Juni
Der finale Abschluss der Bauarbeiten erfolgt aber erst, wenn die Bahnen schon wieder eine Weile normal fahren können: Der Mönkedammfleet, in den von April an langsam das Wasser zurückkehren soll, wird erst Ende Juni freigegeben.
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Doch das nächste größere Projekt für die Hochbahn steht schon in den Startlöchern: Im April beginnen die Arbeiten an den Haltestellen Alsterdorf und Hudtwalckerstraße auf der Linie U 1. Außer den Haltestellen wird die U-Bahn-Brücke an der Carl-Cohn-Straße erneuert. Im Rahmen der Baumaßnahmen an der U 1 werden verschiedene Haltestellen und Abschnitte bis einschließlich Ende September gesperrt.