Hamburg. Die Anzeigen sind vielversprechend – nur hat die Sache häufig einen Haken. Wozu Verbände Interessenten nun raten.
„Stadtvilla als Doppelhaushälfte in schöner Wohnlage“ lautet die Überschrift der Anzeige. Darunter vielversprechende Visualisierungen. Richtige Fotos gibt es noch keine, das Haus soll erst noch gebaut werden. Die Angaben des Bauträgers sind aber bereits konkret: 141 Quadratmeter auf einem 497 Quadratmeter großen Grundstück, zwei Vollgeschossen, massiv Stein auf Stein erreichtet, in modernster KfW 55 Energie-Effizienz-Bauweise.
Dazu eine 30 Seiten lange detaillierte Baubeschreibung, die verspricht: „Auf dem Grundstück planen und bauen wir für Sie eine große Haushälfte als Stadthaus, zeitlos und modern, ausgestattet mit viel Wohnkomfort durch helle und großzügige Raumgestaltung.“
Haus kaufen in Hamburg – Vorsicht vor neuer Masche
Die Sache hat nur einen kleinen Haken: Die Besitzer des Grundstücks, auf dem gebaut werden soll, wissen von nichts. Sie möchten ihr Haus verkaufen und hatten dazu selbst eine Annonce aufgegeben – von der Firma, die ihren Grund und Boden bereits verplant hat und den Neubau offensiv auf einem Immobilienportal anbietet, haben sie noch nie etwas gehört.
Von Betrugsmaschen bei der Vermietung von Wohnungen hört man immer wieder. Doch auf dem extrem angespannten Hamburger Immobilienmarkt gibt es auch bei Kaufobjekten mittlerweile Angebote, die zwar nicht illegal sind, zumindest aber als undurchsichtig bezeichnet werden können.
Haus kaufen: Bauträger sucht nach großen Grundstücken
Im oben beschriebenen Fall des Bauträgers bedeutet das: Das Unternehmen sucht auf den gängigen Immobilienportalen nach Angeboten von älteren, baufälligen Häusern mit entsprechend großen Grundstücken, auf denen – nach dem Abriss des Bestands – theoretisch ein neues Haus gebaut werden könnte. Dann schaltet der Bauträger eine eigene Anzeige, in der er suggeriert, dass der Bau auf eben jenem Grundstück bereits in Planung sei.
Das Grundstück, so heißt es, müsse lediglich von privat erworben werden. Das Ziel: Kunden mit dem Wunsch nach einer Immobilie in eben dieser Gegend anlocken und sie für den angebotenen Neubau begeistern – um sie so dazu zu bringen, das alte Haus zu kaufen, dieses abreißen zu lassen und mit eben jenem Bauträger ein neues zu bauen.
"Seltsam": Verbraucherzentrale zu Masche für Hauskauf
„Das ist schon sehr seltsam, etwas anzubieten, was mir gar nicht gehört“, sagt Alexander Krolzik, Leiter der Abteilung Immobilienfinanzierung, Bau- und Kaufvertrag von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Rechtlich ist es aber möglich, da das Unternehmen ja rein formal nur den Kontakt zum Verkäufer herstellt.“
Für den Interessenten sei es aber zunächst schwierig, ein solches Angebot zu durchschauen. Da in der Anzeige mit einem Preis geworben wird, in den die Kosten für Grundstück, Abriss und Neubau angeblich eingerechnet sind, kann es gut sein, dass der tatsächliche Gesamtpreis am Ende höher liegt – Käufer dies dann aber trotzdem eingehen. Derartige Anzeigen tauchen in Hamburg immer wieder auf, oftmals mit Grundstücken in Niendorf, Rahlstedt oder dem Westen der Stadt, wo es eben noch zahlreiche größere Grundstücke mit älteren Einfamilienhäusern gibt.
Hamburg: Hauskäufer bleiben auf Ausfallschaden sitzen
Die Verbraucherzentrale warnt jedoch noch vor anderen Angeboten von Bauträgern: „Es kommen regelmäßig Verbraucher zu uns, denen nahegelegt wird, schnellstmöglich einen Hausbauvertrag zu unterschreiben, weil die Preise bald anziehen würden und man sich so die niedrigeren aktuellen Preise sichern könne“, sagt Krolzik. „Und das, ohne dass die Käufer schon ein Grundstück für ihr Haus haben.“ Diese hätten dann in der Regel ein Jahr Zeit, ein passendes Grundstück zu finden. In Hamburg und Umland aber kein leichtes Unterfangen. In diesen Fälle muss laut dem Experten oft ein Ausfallschaden in Höhe von zehn bis 15 Prozent der Bausumme gezahlt werden.
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„Es ist praktisch gar nicht nachweisbar, dass man sich um Grundstücke bemüht, aber keinen Zuschlag erhalten hat, weil dies häufig formlos oder telefonisch erfolgt“, sagt Krolzik. Auch die Formulierung „passendes Grundstück“ ist tückisch, denn was rein bautechnisch passt, passt nicht automatisch für die künftigen Bewohner.
Derartige Verträge zu stornieren, geht oft nur bei speziellen Voraussetzungen, zum Beispiel, wenn der Käufer keinen Bankkredit bekommt. „Um dafür einen ausreichenden Nachweis zu erlangen, müsste ein – von vornherein zweckloser – Kreditantrag gestellt werden, der dann schriftlich abgelehnt werden würde. Damit würde man sich aber die Schufa und die Chancen für eine künftige Finanzierung selbst und mutwillig kaputt machen“, sagt Krolzik.
Grundeigentürmerverband Hamburg warnt eindringlich
Auch der Grundeigentümerverband Hamburg warnt eindringlich: „Ein Haus braucht ein Grundstück, und zwar ein passendes“, sagt der Vorsitzende Torsten Flomm. „Was passiert etwa, wenn das gekaufte Haus nicht auf das Grundstück passt? Im Zweifel wird der Bauträger umplanen, und zwar auf Kosten des Bauherrn.“
Größtmögliche Flexibilität und Sicherheit behalte der Bauwillige nur, wenn er sich für den Hausbauer erst entscheidet, wenn er das Grundstück sicher hat. Ein Bauunternehmen, das mit Preisstabilität lockt, werde immer so kalkulieren, dass es am Ende auf seine Kosten kommt, so Flomm. Im Zweifel mit einem Sicherheitsaufschlag, der dem Kunden vermutlich gar nicht auffalle.
Wie Hauskäufer Fake-Inserate erkennen
Eine Masche, bei der Interessenten zwar kein Geld verlieren, aber ihre Daten zweckentfremdet werden, sind Fake-Inserate – also Angebote von Immobilien, die es gar nicht gibt. Auch diese kommen auf den gängigen Immobilienportale immer häufiger vor. Zu erkennen sind sie häufig daran, dass die Beschreibung des Objekts sehr kurz gehalten und kein Anbieter angegeben wird, und der Kaufpreis relativ günstig ist. Das weckt die Hoffnung, vielleicht doch noch etwas Bezahlbares zu finden, sodass Suchende schnell auf eine solche Annonce antworten – mit der Angabe ihrer Anschrift, Telefonnummer und E-Mail-Adresse.