Hamburg. Organisatoren halten der Polizei eine “grotesk falsche Darstellung“ zu Teilnehmerzahlen vor. Wie die Beamten auf die Kritik reagieren.

Die Anteilnahme mit den vom Angriffskrieg betroffenen Menschen in der Ukraine ist groß in Hamburg, so viel ist sicher. Darüber, wie viele Hamburger ihre Solidarität aber bei der Friedensdemonstration am vergangenen Donnerstag bekundet haben, die vom Spielbudenplatz über die Reeperbahn, die Ludwig-Erhard-Straße, den Baumwall zu den Landungsbrücken und wieder zurück zog, herrscht Uneinigkeit zwischen Veranstalter Fridays for Future und der Polizei Hamburg.

Während die Klimaschutzbewegung von etwa 120.000 Demonstrierenden sprach, nannten die Beamten eine Zahl von nur 20.000 Teilnehmenden. Fridays for Future äußerte sich am Montag scharf zu den unterschiedlichen Zahlen: „Wir sind entsetzt über die grotesk falsche Darstellung“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Demonstration habe ein starkes Zeichen gesetzt. Die „Einschätzung“ der Polizei werfe „ein bewusst falsches Bild auf den Protest.“ Fridays for Future selbst habe die Demonstrierenden mit Klickern gezählt und mithilfe des Onlinedienstes „mapchecking.com“ analysiert, wie viele Personen auf der Demonstrationsfläche Platz finden.

Polizei kontert Vorwurf von Fridays for Future: "Wir haben gezählt"

Vonseiten der Polizei heißt es dazu auf Abendblatt-Anfrage: „Wir haben nicht geschätzt, wir haben gezählt“, so Sprecher Holger Vehren. Bei Demonstrationen würden die Zählungen der Polizei stattfinden, wenn der Zug in Bewegung ist. Also nicht, wenn Teilnehmende sich noch sammeln oder bei Kundgebungen stehen.

Während die Demonstrierenden am Donnerstag in Richtung Ludwig-Erhard-Straße losgelaufen seien, hätten die Beamten an der angrenzenden Englischen Planke mit einer installierten Verkehrskamera die gesamte Breite der Straße erfasst und die vorbeiziehenden Personen einzeln gezählt. Das habe etwa eine Stunde gedauert. „Gerade am Schluss waren aber auch sehr große Lücken dabei“, sagte Vehren. „Die Dichte war nicht über die gesamte Stunde gleich.“ Daher sei eine sehr genaue Zählung möglich gewesen.

„Natürlich kann man sich dabei mal um einige vertun, aber nicht um 100.000“. So hätten die Beamten zunächst 19.000 gezählt, hinzu kämen Erfahrungswerte von vergangenen Veranstaltungen und Schätzungen: „Was ist auf dem Spielbudenplatz los? Wie dicht stehen die Personen dort?“ So stehe für die Polizei Hamburg unterm Strich eine Zahl von 20.000.