Hamburg. Sie wurden früh am Morgen von Explosionen wach, dann verließen sie ihr Heimatland. Der Grenzübertritt war besonders hart.

Es ist früher Morgen, als der IT-Spezialist Andrii und seine Frau Olga von einer Explosion geweckt werden und sich kurzfristig dazu entschließen, zusammen mit ihren beiden Töchtern ihre Heimat, die Ukraine, vielleicht für immer zu verlassen.

Das Ehepaar, das aus der westukrainischen Stadt Lutsk stammt, möchte seinen Nachnamen aufgrund von Schuldgefühlen lieber nicht nennen. „Wir befanden uns noch nicht mal in der gefährlichsten Zone“, sagt der 36-jährige Andrii. Weil er es jedoch als „seine Pflicht“ angesehen habe, seine Familie in Sicherheit zu bringen, habe er sich dazu entschlossen zu fliehen. „Als wir an der Grenze zu Polen standen, haben wir so viele Menschen gesehen. Die meisten waren mit dem Auto unterwegs, aber einige wollten auch zu Fuß die Grenze überqueren“, erinnert sich Andrii.

Flucht aus der Ukraine: viele Stunden an der Grenze

Insgesamt viereinhalb Stunden habe der Grenzübertritt ins benachbarte Polen gedauert – verhältnismäßig kurz gegenüber den Wartezeiten anderer Ukrainer, die teilweise „über 40 Stunden“ an der Grenze ausgeharrt hätten, betont der 36-Jährige. Weil seine Tante in Hamburg lebe, habe sich das Ehepaar zunächst einmal über Lublin und Berlin nach Hamburg aufgemacht. Hier seien sie nun bereits ein paar Tage, sagt Andrii. Heute gehe es jedoch weiter mit dem Auto nach Norwegen. Die Firma, für die der IT-Designer tätig ist, habe dort ihren Hauptsitz und habe der Familie angeboten, herüberzukommen.

„Ich habe gestern erst mit meinen Kollegen gesprochen“, sagt Andrii hoffnungsvoll. „Sie haben gesagt, wir könnten kommen und sie kümmern sich um alles Weitere. Wir bewerben uns jetzt um Visa, und dann sehen wir weiter.“ Wie es langfristig weitergehen soll, wisse der IT-Designer nicht. „Wir können nicht langfristig planen.“ Wenn es die Situation zulasse, wolle die Familie jedoch „schon wegen der Verwandten“ in die Ukraine zurückkehren. Wann und ob es dazu kommen werde, wisse jedoch niemand.