Hamburg. Der Wasserturm auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs wird gerettet. Doch was soll dann mit ihm geschehen?

Spät, aber nicht zu spät bekennt sich der Senat zu einem Denkmal: Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) und Verkehrssenator Anje Tjarks (Grüne) besichtigten jetzt gemeinsam den Wasserturm auf der riesigen Brache, die einst das Bahngelände des Bahnhofs Altona gebildet hatte. 

Wie berichtet, ist der 1954/55 erbaute eher unspektakuläre Stahlbetonturm eine von nur noch drei Landmarken, die vom alten Bahnhof und seiner Architektur übrig geblieben sind. Er bildet mit der ehemaligen Kleiderkasse und mehreren Güterschuppen den Rest einer einst bedeutenden Anlage – so groß wie die Außenalster. Dass der Turm saniert und erhalten wird, machten beide Senatoren vor Ort deutlich. Was aus ihm werden soll, ist zurzeit aber noch völlig unklar.

Was wird aus dem Wasserturm in Altona?

Beim Ortstermin war nicht zu übersehen, dass sich die umfangreichen Bauarbeiten in den vergangenen Monaten immer dichter an den verkommenen Turm heran bewegt haben. Von dem Gewirr aus Gleisen, zwischen denen er jahrzehntelang gestanden hatte, ist fast nichts mehr übrig. Stattdessen rumpeln Bagger neben dem 37 Meter hohen Bauwerk vorbei, Sand- und Schuttberge türmen sich meterhoch auf. Im Grunde ist das alte Bahngelände an vielen Stellen gar nicht mehr als solches zu erkennen. Und so wird es auch bleiben.

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Denn die Fläche zwischen der jetzigen (bebauten) Neuen Mitte Altona und dem Bahnhof wird, wie berichtet, großzügig mit Neubauten bestückt. Der Turm soll dann irgendwann eine Art Wahrzeichen in einer Parkanlage sein. Wie er in die Gegend integriert werden soll ist noch genauso offen wie die zukünftige Nutzung.  Er hat, anders als andere Teile des Bahngeländes, keine allzu bewegte Geschichte: Zunächst diente er für die Wasserversorgung von Dampfloks, später wurde das gelagerte Wasser für die Zugreinigung verwendet und an die nahe gelegene Holstenbrauerei verkauft.

Seit der Stilllegung des Altonaer Güterbahnhofs ist auch der Turm ungenutzt. Meterhohes Gestrüpp wächst mittlerweile neben seinem Eingang Schrott und Unrat liegen herum.  Dressel und Tjarks ließen es sich nicht nehmen, über eine leiterartige Treppe bis in die Turmspitze zu steigen und inmitten von Staub und Taubendreck ein bisschen über Altona zu blicken. Es dürfte indes schwierig, wenn nicht gar unmöglich sein, den Turm langfristig einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Eingangsbereich und Aufstieg sind sehr klein und für Publikumsverkehr oder zum Beispiel eine Nutzung als Café völlig ungeeignet.

Wasserturm in Altona: Umgestaltung nicht möglich

Wegen des Denkmalschutzes ist eine Umgestaltung auch nicht möglich. Das bedeutet: Der Turm wird eines Tages nichts weiter sein können, als das, was er jetzt schon ist: eine Landmarke, ein Hingucker, ein Orientierungspunkt. Die beiden Senatoren überboten sich vor Ort gleichwohl geradezu darin, die besondere Bedeutung des Baus für die Gegend herauszustellen. „Er ist ein Fixpunkt für Altona“, sagte Anjes Tjarks, der dazu noch eine kühne Vision entwarf: Eines Tages werde der Turm mit der ebenfalls denkmalgeschützten Schwankhalle auf dem Holsten-Gelände zwei begrenzende Denkmäler bilden, in die das Wohngebiet quasi eingebettet sei. „Ein Markenzeichen“ von Altona sei der Turm, befand Andreas Dressel, an dem man zudem ein wichtiges Stück Baugeschichte ablesen könne.

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Deutlich weniger wurde beim Ortstermin davon gesprochen, dass in der Umgebung des Turms den vergangenen Jahrzehnten so ziemlich alles abgerissen wurde, was den Bahnhof ursprünglich ausgemacht hatte, der einst als eine der größten und modernsten Anlagen Deutschlands galt. Das gilt nicht nur für das schöne Bahnhofsgebäude selbst. Hinter dem eindrucksvollen Portal erstreckten sich vier jeweils 160 Meter lange Hallen mit Personen- und Gepäckbahnsteigen.

Der Wasserturm von innen.
Der Wasserturm von innen. © Roland Magunia | Unbekannt

Zwischen 1905 und 1907 entstand eine fünfte Halle für die Vorortbahn – die gesamte Konstruktion überspannte elf Gleise. Dazu gehörte auch ein riesiger Ringlokschuppen mit Doppeldrehscheibe und 57 sogenannten Ständen, die wie große Garagen für die Loks angelegt waren. Diese Anlage aus dem Jahre 1928 war deutschlandweit einmalig.

Sanierung kann erst 2027 beginnen

 Auf die lange Vernachlässigung und den schleichenden Verfall des Turms hatte vor allem das Stadtteilarchiv Ottensen aufmerksam gemacht. Gemeinsam mit dem Denkmalverein war eine Petition inklusive Unterschriftensammlung auf den Weg gebracht worden, um die Bedeutung des Turms stärker öffentlich zu machen. „Ich freue mich sehr, dass wir damit die Verantwortlichen aktivieren konnten, den Turm zu sichern“, sagt Kristina Sassenscheidt vom Denkmalverein, „das ist ein schöner Erfolg für alle engagierten Bürgerinnen und Bürger, die die Petition unterstützt haben.“

Wie vor Ort mit viel Tamtam erläutert wurde, ist das Dach des Turms mittlerweile provisorisch gesichert, sodass kein weiteres Wasser eindringt. Die eigentliche Sanierung des Turms kann allerdings erst beginnen, wenn der Schienen-Fernverkehr vor Ort eingestellt ist. Und das wird frühestens im Jahr 2027 sein.