Hamburg. Christoph Gröner hat Interesse daran, wieder bei dem Großprojekt einzusteigen. Was der Wahlberliner in Hamburg noch vorhat.

Draußen prasselt der Regen auf die Von-Sauer-Straße. Das miese Hamburger Wetter kann die Stimmung von Christoph Gröner nicht trüben. Der Unternehmer ist bester Laune. Vor wenigen Minuten hat der 53-Jährige noch für den Fotografen unter freiem Himmel posiert, nun streift er die Tropfen von seinem Sakko ab, nimmt auf einem Plastikstuhl in der ersten Etage des Baucontainers Platz und sagt: „Dieses Projekt war am Anfang etwas holprig, aber läuft jetzt nach Plan. Die ersten 65 Wohnungen können im April bezogen werden. Der Rest dann im April 2023.“

Das Projekt, von dem hier die Rede ist, ist das Bahrenfelder Carrée. Auf dem Areal an der Von-Sauer-Straße/Bahrenfelder Chaussee werden insgesamt 289 Wohnungen gebaut. Davon sind 60 geförderte Einheiten, 108 Micro-Appartements und 121 frei finanzierte Wohnungen. „Mir ist es wichtig, dass die Quartiere, die wir bauen, diesen Drittelmix haben. Es ist nicht mehr zeitgemäß, dass Besserverdienende und sozial Schwächere nicht in einem Wohngebiet leben“, sagt Gröner. Den gesamten Gebäudekomplex hat er bereits verkauft, jetzt ist sein Team dafür verantwortlich, dass alles termingerecht fertiggestellt wird.

Immobilien: Gröner hat mit Holsten-Quartier zu tun

Seine Karriere hatte Gröner als Bauhelfer im Karlsruher Raum gestartet, heute ist er Multimillionär. Mit seiner Gröner Group, die rund 650 Mitarbeiter zählt und ihren Hauptsitz in Berlin hat, verantwortet er zahlreiche Großprojekte in Deutschland, darunter beispielsweise die Plagwitzer Höfe in Leipzig. Dort sind bislang in einem ehemaligen Industrieviertel mehr als 200.000 Quadratmeter Bürofläche, mehrere Clubs und Künstlerateliers entstanden. Und dann gibt es da noch das Braugoldareal. Das ist ein mehr als 18.000 Quadratmeter großes ehemaliges Brauereigelände in Erfurt, auf dem 250 Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen.

Auch in Hamburg wird Gröner immer wieder mit einem ehemaligen Brauereigelände in Verbindung gebracht: dem Holsten-Quartier. Es gilt als eines der wichtigsten Stadtentwicklungs­projekte in Hamburg, das Areal ist rund 86.000 Quadratmeter groß. Das Filetgrundstück in Altona, auf dem unter anderen mehr als 1200 Wohneinheiten, Büros und ein Hotel geplant sind, ist bereits durch mehrere Hände gegangen. Bis heute ist der städtebauliche Vertrag zwischen der Consus Real Estate AG, die inzwischen zur Adler Group gehört, und dem Bezirk Altona nicht unterschrieben worden. Auf Wunsch von Consus wurde die Frist für die Vertragsunterzeichnung bis zum 31. Mai 2022 verlängert.

Gröner verkaufte Anteile an die Consus

Im Dezember 2018 hatte Gröner an einer Pressekonferenz zur Entwicklung des Areals teilgenommen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich seine CG Gruppe, dessen Gründer und Vorstandsvorsitzender er war, zu mehr als 70 Prozent im Besitz der Consus AG. Damals hatte er angekündigt, seine „Expertise“ auch beim Holsten-Areal einzubringen.

Diese Visualisierung zeigt das Holsten-Quartier.
Diese Visualisierung zeigt das Holsten-Quartier. © André Poitiers Architekt

Doch das Glück währte nicht lang. Denn 2020 hat Gröner, weil es dem Vernehmen nach unterschiedliche Auffassungen über die Ausrichtung des Unternehmens gab, auch den Rest seiner Anteile an der CG Gruppe an die Consus verkauft und die Gröner Group gegründet. „Es blutet mir das Herz, wenn ich sehe, dass die Entwicklung des Holsten-Quartiers nicht vorangeht. Ich habe mit der Consus geschäftlich nichts mehr zu tun, aber ich habe immer noch ein Auge auf dieses für Hamburg so wichtige Bauvorhaben.“

„Ich habe Interesse an dem Holsten-Quartier"

Im Abendblatt-Gespräch kündigte Gröner an: „Ich habe Interesse an dem Holsten-Quartier. Gemeinsam mit Partnern könnte ich mir vorstellen, dieses Projekt zeitnah umzusetzen. Das nötige Know-how und die finanziellen Mittel hätten wir. Wenn uns die Consus das Areal zu einem fairen Preis verkauft, wären wir dabei und würden auch ein verlässlicher Partner für die Stadt sein.“

Unterdessen sind immerhin die Abrissarbeiten auf dem Holsten-Areal angelaufen. Eine Consus-Sprecherin sagte auf Abendblatt-Anfrage: „Die Rückbauarbeiten sind in vollem Gange und wurden bei den Gebäuden C und B bereits abgeschlossen. Beim Gebäude D laufen sie derzeit. Parallel dazu laufen bereits seit Sommer 2021 die Entkernungsarbeiten der zahlreichen Gebäude auf dem Gelände.“

„Wir prüfen jede Woche Flächenangebote in Hamburg"

Aber zurück zu Christoph Gröner, der noch viel vorhat in der Hansestadt. „Wir prüfen jede Woche Flächenangebote in Hamburg. Das ist ein sehr attraktiver Standort, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir hier demnächst weitere Projekte umsetzen werden.“ Wenn im Sommer die Ausschreibungen für die ersten Flächen auf dem Grasbrook, dort sollen rund 3000 Wohnungen entstehen, starten, dann wird sich Gröner daran auch beteiligen.

Ein Gespräch mit Christoph Gröner ist unterhaltsam. Der 1,95-Meter-Mann hat viel zu erzählen. Seine Energie scheint grenzenlos zu sein. Am Tag dieses Interviews hat ihn sein Chauffeur bereits im Morgengrauen von Leipzig nach Hamburg gefahren.

Gröner wird häufig angefeindet

Später geht es weiter nach Berlin. Dann steht Bozen auf dem Programm, wo Gröner vor Jahren in Maria Saalen den Ortnerhof gekauft hat und dort jetzt „ein Landwirtschafts- und Sozialprojekt“ mit der von ihm gegründeten Initiative „Wirtschaft kann Kinder“ entwickelt. Von Südtirol geht es weiter nach Luxemburg und Paris. „Ich müsste nicht mehr arbeiten. Aber ich brenne für meine Projekte, und das treibt mich Tag für Tag an“, sagt der Vater von vier Kindern.

Der gebürtige Karlsruher ist nicht unumstritten. Er legt sich, vor allem in Berlin, immer wieder im Zuge seiner Projektentwicklungen mit der Politik an und äußert in Talkshows seine Meinung. „Ich werde häufig angefeindet, aber damit kann ich leben“, sagt er. Die Mächtigen und Reichen gehören zu seinem Netzwerk. Im Beirat seiner Gröner Group sitzen unter anderen der ehemalige EU-Kommissar Günther H. Oettinger und Ex-Bahnchef Rüdiger Grube, der in Hamburg lebt. Mit Grube ist Gröner befreundet, und er hat ihn auf soziale Projekte aufmerksam gemacht, die Gröner unterstützt.

Immobilien: Gröner unterstützt das Harburg-Huus

Dazu gehören das Harburg-Huus, das CaFée mit Herz auf St. Pauli und die Off-Road-Kids-Stiftung, die sich um Straßenkinder kümmert. Allein im vergangenen Jahr hat der Hobbyboxer nach eigenen Angaben über sein Family Office und seine Unternehmen gut 1,1 Millionen Euro für soziale Zwecke gespendet.

Der Berliner CDU hat Gröner übrigens Ende 2020 800.000 Euro gespendet. Aber gewählt hat er die Christdemokraten bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus nicht. Seine Stimme hat die FDP bekommen.