Hamburg. Sushi in Rotherbaum, Kuchen in Wandsbek, Hummer in Winterhude und Gourmetabende in der City – Hamburgs neue Spots.
Die Gastronomie in Hamburg wird seit mehr als zwei Jahren von Corona begleitet. Zwei Lockdowns liegen hinter den Wirten, jede Menge neue Regeln wurden erlassen. Zumindest die Sperrstunde ab 23 Uhr fällt von diesem Sonnabend an weg.
Trotz der Krise gibt es in der Hansestadt zahlreiche Menschen zwischen Ende 20 und 40, die Mut bewiesen und sich mitten in der Pandemie in der Gastronomie selbstständig gemacht haben. Das Abendblatt stellt an dieser Stelle einige von ihnen vor.
Corona Hamburg: Café Kofje eröffnete in Wandsbek
In der Gastronomie hatte Jana Grabau, die 2012 aus Bremen nach Hamburg gezogen war, schon während ihres Kommunikationsdesignstudiums in der Hansestadt gejobbt. Nach dem Studium arbeitete die 29-Jährige in verschiedenen Agenturen. „Ich hatte aber immer schon nach einer passenden Fläche geschaut, auf der ich ein Café eröffnen könnte.“ Schließlich wurde sie in Wandsbek an der Walddörferstraße fündig. Das Innendesign für ihr Café Kofje, das sie vor rund einem halben Jahr eröffnete, entwickelte sie selbst. Die Einrichtung ist im skandinavischen Stil gehalten. „Ich wollte eine entspannte und gemütliche Atmosphäre schaffen.“
Der Fokus liegt auf Frühstück mit regionalen Produkten, und am Nachmittag wird selbst gebackener Kuchen serviert. 30 Plätze gibt es innen, und eine Terrasse hat das Café auch. Den Sprung in die Selbstständigkeit mitten in der Pandemie hat die Neu-Gastronomin nicht bereut. „Wir haben viele Gäste aus der Nachbarschaft, und es kommen auch Gäste aus anderen Stadtteilen.“ Café Kofje, Walddörferstraße 12, cafe-kofje.de
Milo Sushi & Steak Club: Hochwertiges Sushi und Fleisch
Eigentlich hat Andre Nykodym in Prag Koch gelernt, aber schnell wechselte der gebürtige Tscheche in den Service. Vor 15 Jahren kam er der Liebe wegen nach Hamburg und hat seitdem viel Erfahrung in der gehobenen Gastronomie gesammelt, hat im Fischereihafenrestaurant und im Tarantella in der Spielbank gearbeitet. Zuletzt war Nykodym drei Jahre lang Restaurantmanager in der Brasserie im Designhotel Tortue in den Stadthöfen. Sich einmal selbstständig zu machen, damit hatte der leidenschaftliche Gastgeber schon häufiger geliebäugelt. Auch mit der Fläche vom ehemaligen Café TH2 mit großzügiger Terrasse am Mittelweg in Rotherbaum. „Ich wohne nebenan, und deshalb bin ich jeden Tag hier vorbeigegangen, und dann traf ich auf Milad.“
Milad Forouhar hatte sich nämlich das Lokal mit Platz für rund 60 Gäste gesichert. Gemeinsam haben die beiden das Konzept für ihren Milo Sushi & Steak Club entwickelt. Der Name ist Programm. „Wir setzen auf Sushi in erstklassiger Qualität und hochwertiges Fleisch. Mittags bieten wir Bowls an“, sagt Forouhar. Der 27-Jährige hat ursprünglich Bauingenieurwesen studiert, ist dann aber in der Gastronomie gelandet. In Wandsbek hat Milad 2020 das Restaurant Whats Beef eröffnet.
„Es sollte einladend und schick sein"
Im Milo hat der Iraner, der in Hamburg aufgewachsen ist, das Innendesign selbst in die Hand genommen. „Es sollte einladend und schick sein. Und so, dass die Gäste sich wie in einem zweiten Wohnzimmer fühlen.“ Die Stühle sind mit Samt in Petrolfarben bezogen, und auf den Tischen in Marmoroptik stehen goldene Lämpchen. Eine Ecke ist ganz in Pink gestaltet. „Wir wollten auch ein wenig Farbe ins Spiel bringen. Diese Plätze werden gerne gebucht“, sagt Nykodym lächelnd, der die Weinkarte zusammengestellt hat, auf der feine Tropfen aus Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich zu finden sind.
Auch diese beiden Gastronomen starteten mitten in der Pandemie, stehen jetzt sieben Tage die Woche in ihrem Laden. „Wir sind mit dem Start zufrieden, aber natürlich brauchen wir noch mehr Gäste“, sagt Forouhar. Und auch Servicepersonal sucht das Milo noch. Milo, Mittelweg 146, milosushiclub.de
Zum After-Work einen Gin genießen
Men’s Needs – was Männer brauchen – so haben Chris Brock und Simon Back ihren Shop mit Lounge am Valentinskamp in der City genannt. Dass sie im September vergangenen Jahres den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, hat ebenfalls mit der Corona-Pandemie zu tun. „Wir haben beide für Skin Gin gearbeitet, dadurch haben wir uns auch kennengelernt und waren viel gemeinsam auf Messen unterwegs. Wegen Corona waren wir in Kurzarbeit und haben genügend Zeit gehabt, um das Konzept für Men’s Needs auszuarbeiten“, sagt der 34 Jahre alte Simon Back.
Damit überzeugten die beiden Freunde auch die Haspa, die sozusagen das Startkapital zur Verfügung stellte. In der Lounge können sich die Gäste auf grünen Samtsesseln niederlassen und sich auf einen Kaffee, ein Glas Wein oder auch einen Gin Tonic zum After-Work treffen.
„Wir sind mit viel Herzblut dabei"
Die Lounge befindet auf einer Empore, und von dort und an der Bar können die Gäste das bunte Treiben auf der Ladenfläche verfolgen. Das Sortiment, ja, es richtet sich vor allem an Männer, „aber natürlich sind bei uns auch Damen herzlich willkommen. Wir haben viele Kundinnen, die für ihre Männer und auch für sich selbst bei uns einkaufen“, sagt Chris Brock. Das Angebot reicht von Ledertaschen über Rasierpinsel und Gewürze bis hin zu Gin, Whisky und Wein. Auch einen XXL-Grill oder ein handgefertigter Kickertisch können erworben werden. „Wir sind mit viel Herzblut dabei und stehen eigentlich jeden Tag selbst im Laden. Wer zu uns kommt, soll einfach eine tolle Zeit haben, und wir haben jedes Produkt selber ausgesucht“, sagt Simon Back.
Sonnabendabends werden die beiden großen Holztische auf der Ladenfläche für Tastings mit bis zu 25 Personen genutzt. Am nächsten Sonnabend steht wieder ein Gin Tasting auf dem Programm, und ab Juli wird es regelmäßig Gourmetabende geben. „Ein Grillmeister bereitet ein Vier-Gänge-Menü zu, und dazu werden passende Drinks serviert“, sagt Chris Brock, der einst auf Sylt Hotelfachmann gelernt und in Hamburg in Tim Mälzers Bullerei auf der Schanze gearbeitet hat. Die Men’s Needs-Fläche könne aber auch für Events und Geburtstage mit bis zu 50 Personen gemietet werden“, sagt Simon Back.
Jetzt soll auch ein Hotdog-Stand aufgebaut werden
Interessant ist sein Werdegang. Er hat ein Schauspielstudium absolviert. „Ich habe schon in renommierten Theatern auf der Bühne gestanden, Werbespots gedreht und bei einigen Fernsehproduktionen mitgewirkt. Die Schauspielerei wird immer meine Leidenschaft bleiben“, sagt Simon Back. Um sein Studium zu finanzieren, hat er in der Ciu’ Bar am Ballindamm als Barkeeper gearbeitet, ist ein Gin-Spezialist.
Nun freuen sich die beiden Jungunternehmer auf den Frühling. Dann sollen auch vor der Tür Tische aufgestellt werden. Und ab dieser Woche wird immer donnerstags um die Mittagszeit ein Hotdog-Stand aufgebaut. Trotz der Pandemie sei das Geschäft gut angelaufen, und die beiden haben noch viel vor. „Wir könnten uns durchaus vorstellen, in anderen deutschen Großstädten weitere Men’s Needs-Standorte zu eröffnen.“ Men’s Needs, Valentinskamp 18, mens-needs.de
Surf’n Turf Kitchen seit Dezember eröffnet
Vor 19 Jahren ist Vasile Diaconu nach Hamburg gekommen. Seitdem hat der Rumäne in der Gastronomie gearbeitet. Zu seinen Stationen gehörte das damalige Restaurantschiff Galatea auf der Binnenalster. Viele Jahre hat der 46-Jährige im Fischtempel Marlin von Michael Wollenberg in Langenhorn gearbeitet. Das Lokal bekam neue Eigentümer, wurde in Blue Mare umbenannt, und hier hat Diaconu als Restaurantleiter gewirkt. Aber er wollte etwas Eigenes machen und bekam die Fläche an der Dorotheenstraße in Winterhude angeboten, auf der er im Dezember seine Surf’n Turf Kitchen eröffnet hat.
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Zuvor war dort das italienische Restaurant Caruso beheimatet. „Ich musste ziemlich schnell handeln und habe aufgemacht, als die Inzidenzen immer weiter stiegen. Aber ich bin ein Kämpfer und glaube an mein Konzept“, sagt Diaconu. Die Räume hat er selber gestrichen und dekoriert, neue Weinkühlschränke und Geschirr gekauft. „Ich habe einiges investiert, um mir meinen Traum vom eigenen Restaurant zu erfüllen. Zum Glück hat die Eigentümerin die Möbel gestellt.“
Corona Hamburg: Hummersuppe trotz Krise ein Renner
55 Plätze hat die Surf’n Turf Kitchen. Aber ein Alleinstellungsmerkmal sei die große Terrasse. Die thront oberhalb der Dorotheenstraße. Auf der Karte steht natürlich Surf’n Turf – Rinderfilet und ein halber Hummer mit Beilagen nach Wahl. Der Renner sei die Hummersuppe, sagt der Gastronom. Auf der Speisekarte sind auch Scholle und pochierter Kabeljau zu finden. „Wir haben zudem wechselnde Tagesempfehlungen, und bei uns gibt es auch einen Mittagstisch.“ Vasile Diaconu setzt darauf, „dass wir die Gäste mit unserer Qualität und unserem herzlichen Service überzeugen.“ Surf’n Turf Kitchen , Dorotheenstraße 54, surf-n-turf-kitchen.de