Hamburg. Die Bewohner des Hamburger Pergolenviertels monieren die geplante Gestaltung des Quartierplatzes. So reagiert das Bezirksamt.
Loki Schmidt – dieser Name ist untrennbar mit dem Bild einer Naturschützerin verbunden und mit der gleichnamigen Stiftung, die sich etwa durch die Wahl der „Blume des Jahres“ für gefährdete Pflanzen einsetzt. Was überhaupt nicht zu Loki Schmidt passt, ist der Anblick einer zugepflasterten Fläche, aus der nur hier und da spärliche Bäume ragen.
Genau so ist aber der Loki-Schmidt-Platz geplant, der in diesem Jahr im Herzen des neu gebauten Winterhuder Pergolenviertels angelegt werden soll. Zwischen einer asphaltieren Fahrbahn und mit Betonpflaster bedeckten Gehweg- und Freiflächen soll der nach der Naturliebhaberin benannte Platz mit Pflasterklinker belegt werden. Fünf Einzelbäume sind über die Steinfläche verteilt, an einer Seite führen Treppenstufen zu einem „Baumhain“: Laut der Skizze aus einer Präsentation, die Ende 2020 öffentlich vorgestellt wurde, handelt es sich dabei um drei Reihen à vier Bäume.
Pergolenviertel nicht im Sinne von Loki Schmidt gestaltet?
Tatsächlich soll der neue Quartiersplatz seiner Namensgeberin gar keine Ehre machen, sondern als temporäre Retentionsfläche bei Starkregenereignissen die hohen Regenwassermengen zurückhalten, um eine Überlastung der Kanalisation und die Überflutung von Straßenraum und Kellergeschossen zu vermeiden. Bis zu 75 Kubikmeter Regenwasser wird der Loki-Schmidt-Platz aufnehmen können; bei dieser Menge wird das Wasser an seinem tiefsten Punkt 40 Zentimeter hoch stehen und über einen Zeitraum von acht Stunden ablaufen. Ein solches Szenario wird den Planern zufolge aber nur selten der Fall sein. Sie rechnen einmal im Jahr mit Regenmengen, bei denen sich das Wasser 25 Zentimeter hoch staut und in zwei Stunden abläuft.
Aus der Nachbarschaft kommt jetzt vehemente Kritik an der geplanten Gestaltung, die ab Sommer 2022 umgesetzt werden soll. Sie fordert mehr Bäume und Grünflächen im Viertel, um den hohen Anteil der versiegelten Fläche auszugleichen. „Aus der geplanten „Betonmulde“ solle eine „grüne Oase“ werden, die dem Lebenswerk von Loki Schmidt gerecht werde und den Platz dadurch aufwerte, lautet ihre Forderung, die der Bezirkspolitik bereits vorgestellt wurde.
„Loki Schmidt wäre über die Pläne nicht glücklich gewesen“
Sie monieren, dass der etwa 2300 Quadratmeter große Loki-Schmidt-Platz zu 85 Prozent versiegelt werde, was für das Mikro-klima und auch für die Speicherung von Regenwasser und CO2 ungenügend sei. Auch in Sachen Biodiversität stellen sie dem künftigen Platz ein schlechtes Zeugnis aus: So würden im Viertel mit Rot-ahorn und Weißdorn nur zwei Baumsorten angepflanzt, die zudem – wie bereits auf den Gehwegen im Winterlindenweg – von stählernen „Baumscheiben“ umgeben sind.
„Loki Schmidt wäre über die Pläne für den nach ihr benannten Platz nicht glücklich gewesen“, sagt Axel Jahn, Geschäftsführer der Loki-Schmidt-Stiftung. „Sie hat sich dafür eingesetzt, auch in der Stadt Natur zuzulassen, sodass auch dort Regenwürmer und Gänseblümchen ein Zuhause finden.“ Dafür müssten nicht zwingend Blumenbeete angelegt werden – aber eine große Grünfläche, wie sie zum Regenwasserrückhalt in der Neuen Mitte Altona angelegt wurde, wäre wohl eher im Sinne der Naturschützerin, vor allem bei einem Quartiersplatz, der ihren Namen trägt. „Regenwasserrückhalt ist angesichts des Klimawandels ein wichtiges Anliegen“, so Jahn. „Aber unserer Meinung nach sollten Flächen dafür möglichst nicht versiegelt werden.“
Auf dem Platz sollen Feste und Flohmärkte stattfinden
Die Anwohner sorgen sich angesichts der nach Starkregen zu erwartenden Wassertiefe auch um die Sicherheit der zahlreichen Kinder im Umfeld. „In unserem Baufeld 3b bestand die Auflage, bei einem Planschbecken mit zehn bis 20 Zentimetern Wassertiefe einen ,Bademeister‘ abzustellen, wenn Kinder dieses Becken nutzen wollten!“, sagt Anwohner Matthias Hübner. Tatsächlich hätten die Eltern hier die Aufsichtspflicht – ähnlich wie im Straßenverkehr, betont Elina Wiesner, Sprecherin des Bezirks Hamburg-Nord.
Des Weiteren verweist sie darauf, dass die Gestaltung des Loki-Schmidt-Platzes dem 2016 im Bürgerbeteiligungsverfahren geäußerten Wunsch nach einem urbanen Platz entspreche, der für Flohmärkte oder Feste genutzt werden könne. Da der Name des Platzes damals noch nicht feststand, habe er auch keinen Einfluss auf dessen Gestaltung gehabt. Jetzt die Planungen zu ändern würde zusätzliche Kosten erzeugen.
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„Dennoch wird das Bezirksamt prüfen, ob auf dem Platz zusätzliche Baumpflanzungen umsetzbar sind, soweit eine Übernahme der zusätzlichen Kosten geklärt werden kann“, so Wiesner. Einen Bestandteil der Planungen habe man bereits kostenneutral ändern können: So werde der zunächst ausgewählte dunkle Klinkerbelag, der klimatisch problematisch sei, durch einen helleren Stein ersetzt.
Tatsächlich konnten die wenigsten Anwohner des künftigen Loki-Schmidt-Platzes bei den Planungen mitreden. Sie sind, wie Matthias Hübner, erst von 2020 an ins Viertel gezogen. Neben der Gefahr, die nach Starkregen für Kinder besteht, befürchten sie, dass in trockenen Phasen Windwirbel Staub und Müll vor sich hertreiben. „Und was passiert im Winter?“, fragt sich Hübner. „Vereist der Platz, kann er nicht genutzt werden. Wird er gestreut, spült der nächste Regen die Streumittel in den Untergrund.“