Hamburg. Immer mehr Hamburger bestellen ihr Essen online. Wie die Anbieter dabei von Corona profitieren – und welche Gerichte beliebt sind.
Man sieht sie hauptsächlich, wenn es dunkel wird, durch Hamburgs Straßen flitzen. Oftmals erscheinen sie in leuchtenden Warnfarben wie Orange oder Türkis, in jedem Fall aber tragen sie einen würfelförmigen Rucksack: Die vielen Hamburger Lieferdienstfahrerinnen und -fahrer auf ihren Zweirädern. Gefühlt werden es von Tag zu Tag mehr und insbesondere die Pandemie scheint das Geschäft ordentlich angekurbelt zu haben. Doch stimmt das wirklich? Wie steht es um das Lieferdienstgeschäft in Hamburg und was bestellen die Hamburgerinnen und Hamburger dabei am liebsten?
Im Schnitt sind es ganze dreizehn Minuten, die einem Fahrer der Lieferdienstkette „Peter bringt’s“ zur Verfügung stehen, um den Kundinnen und Kunden ihre Burger noch warm bis an die Haustür zu liefern. So lange dauere es nämlich, bis ein Burger in einer sogenannten Heiztasche abkühle, verrät Fachbereichsleiter Paul Warman. Neben den bekannten Lieferdienstketten wie Lieferando oder Wolt, hat nun auch die Lübecker Burgerkette Peter Pane mit „Peter bringt’s“ einen eigenen Lieferservice entwickelt.
Lieferdienst Hamburg: „Peter bringt’s“ immer beliebter
Zwar seien Bestellungen über die Lieferando-App weiterhin möglich, doch decke „Peter bringt’s“ mittlerweile den größten Teil der Lieferungen in Hamburg ab. Nicht selten stiegen dabei auch mal die Betriebsleiter oder Servicekräfte selbst aufs Rad, wie der gebürtige Neuseeländer und gelernte Koch Warman verrät. „Unsere Mitarbeiter sind sich dafür nicht zu schade und wir wollen eben das Märchen Peter Pane aus dem Restaurant den Leuten auch nach Hause bringen.“ Tagtäglich versuche „Peter bringt’s“ deshalb seinen Lieferservice zu verfeinern.
Dass immer mehr Hamburgerinnen und Hamburger mit dem Service der Lieferkette zufrieden sind, zeigten allerdings die Zahlen: Mehr als 15 Prozent des Gesamtumsatzes sei im Januar allein über den Lieferdienst generiert worden, verrät der gelernte Koch. „Natürlich gibt es im Winter tendenziell immer eine Steigerung“, jedoch begünstige insbesondere die geltende 2G-Plus-Regel die Nachfrage, erklärt Warman. Besonders beliebt sei der Rindfleischburger „Lagerfeuer“ mit Bernsteinkäse, Bacon und Röstzwiebeln und der „Klassik Cheddar Burger“. Ebenso sei aber auch die vegane Variante „Der Held“ mit veganem Chicken-Bratling in „pikanter knuspriger Cornflakes-Panade“ unter den Top drei der meist bestellten Burger.
Lieferdienst: Aufwärtstrend bei Online-Bestellungen
Dass die Hamburgerinnen und Hamburger immer mehr vegan essen, stellt auch die Lieferdienstkette Lieferando fest, deren Angestellte an der markanten Farbe Orange zu erkennen sind. Sprecherin Nora Walraph erklärt, dass allein im Jahr 2021 „75 Prozent mehr vegane und vegetarische Gerichte bestellt“ worden seien als im Vorjahr. Auch sei insgesamt ein klarer Aufwärtstrend an Online-Bestellungen erkennbar. Zwar seien „keine sprunghaften Anstiege“ zu erkennen, doch gehe der Trend mit insgesamt 14 Millionen Kundinnen und Kunden deutschlandweit klar nach oben. Auch hier seien Zusammenhänge mit den verschärften Corona-Maßnahmen für die Gastronomie erkennbar.
„Unser größter Feind ist allerdings immer noch das Telefon“, erklärt die Sprecherin. Viele Hamburgerinnen und Hamburger riefen weiterhin oftmals direkt im Restaurant an, anstatt über den Anbieter zu bestellen. Was die Vorlieben angehe, so höben sich die Bewohner der Hansestadt deutschlandweit mit ihrer Vorliebe für die italienische Küche nicht sonderlich ab, zählt sie doch klar zur Lieblingsküche der Deutschen, wie Walraph verrät. Auf Platz eins der am häufigsten bestellten Gerichte in Hamburg liege jedoch ähnlich wie bei Peter Pane der klassische Cheeseburger. Gleich danach folge allerdings der „Dönerteller“ und mit Platz drei der „Dürüm Döner“.
Wolt liefert jetzt auch Tee und Brötchen
Auch der Lieferdienstanbieter Wolt bestätigt den Trend, ist doch der „Hamburger“ auch hier das in allen Bezirken meist bestellte Gericht, wie Wolt-Sprecher Fabio Adlassnigg verrät. Dennoch seien je nach Bezirk auch leichte Unterschiede zu erkennen. So liege Vietnamesisch in der HafenCity und Altstadt auf Platz zwei, in allen anderen Bezirken sei es jedoch Sushi bis auf die Ausnahme Altonaer Altstadt. Hier sei Pizza immer noch beliebter. Neben Mahlzeiten liefert Wolt mittlerweile aber auch Tee, Seife oder Brötchen aus, da Retailpartner wie der Teehändler P&T, der Kosmetikartikelanbieter Lush oder die Schanzenbäckerei ihre Produkte über die Plattform anbieten.
Adlassnigg bestätigt ebenfalls die Wahrnehmung, dass seit der Pandemie mehr Bestellungen getätigt werden. „Ja, die Krise hat Dienstleistungen wie unserer einen Schub gegeben. Mehr Neukunden probieren uns aus, Bestandskunden bestellen häufiger.“
Lieferdienst Hamburg: Positive Entwicklung bei Smiley’s
So auch das Franchise-Unternehmen Smiley’s, das bereits 1988 mit dem ersten Standort in Eppendorf als Pizza-Lieferservice gestartet ist. Zwar hätten „größere Schwankungen“ im Bestellverhalten der Kundinnen und Kunden den Lieferdienst während der Pandemie vor „große Herausforderungen“ gestellt, mittlerweile sei die Entwicklung jedoch „wieder positiv“, sagt Geschäftsführer Ingo Graetz. Auch hier sei „der Bereich Lieferung seit Corona sehr stark gewachsen“. Deshalb sei „es auch schon zu personellen Engpässen gekommen, die zu vorübergehenden Anpassungen der Öffnungszeiten oder sogar Verkleinerungen der Liefergebiete bei einzelnen Stores geführt haben“, so Graetz.
- Dat Backhus lässt Brötchen jetzt nach Hause liefern
- Domino's Pizza expandiert – und erhöht die Preise
- Das sind die Gewinner und Verlierer der Corona-Pandemie
Neben fertigen Mahlzeiten bestellen die Hamburger aber auch immer mehr Lebensmittel online, wie Andreas Bork, Deutschlandchef des Lebensmittel-Lieferdienstes Gorillas auf Anfrage bestätigt. Die rund 200 festangestellten Fahrerinnen und Fahrer lieferten dabei am häufigsten Bio-Bananen aus, wobei frisches Obst und Gemüse grundsätzlich zu den Favoriten der Hamburger zähle. Zudem sei „bei 56 Prozent der Bestellungen (...) ein Bio-Artikel vorhanden.“ Unter den Kunden befänden sich zudem „viele Familien“, so Bork.
Lieferdienst Hamburg: Pandemie war ein Katalysator
Ob die Pandemie nun als Hauptantreiber für den Boom der Lieferdienste gilt, ist demnach nicht sicher zu sagen – dass sie aber als Katalysator diente und man weiterhin von ihr profitiere, wohl schon.