Hamburg. Inzidenz klettert auf 2125 – Kinder und Jugendliche besonders betroffen. Behörden warten auf Priorisierung von PCR-Tests.

Wann erreicht die Omi­kron-Welle in Hamburg ihren Höhepunkt? Nachdem die Zahl der Neu-Infektionen mit der hochansteckenden Virusvariante sich einige Tage bei rund 6500 eingependelt hatte – tageweise auch mal weniger – , keimte bereits zart die Hoffnung, dass es demnächst wieder abwärts gehen könnte. Doch die wurde am Donnerstag zunichtegemacht: Mit 7814 neuen Fällen wurde erneut ein Allzeithoch erreicht, das zudem weit über dem Vergleichswert aus der Vorwoche (6414) lag.

Dementsprechend stieg die Inzidenz, die die Zahl der Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen angibt, von 2051,3 auf 2124,8. Das RKI, das die Daten mit einer gewissen Verzögerung erhebt, weist für Hamburg erst eine Inzidenz von 1616,2 aus – damit hat die Hansestadt die undankbare Rolle des bundesweiten Spitzenreiters an Berlin (1863,2) abgegeben.

Corona Hamburg: Fälle an Schulen steigen merklich

Während die Inzidenz für die Bewertung der Lage kaum noch eine Rolle spielt, schaut die Politik umso besorgter auf die steigende Auslastung der Kliniken (siehe auch Seite 10). Immerhin: Am Donnerstag ging die Zahl der Covid-Patienten in Hamburger Krankenhäusern von 552 auf 535 zurück. Darunter warenlaut Sozialbehörde mit 80 Intensiv-Patienten aber drei mehr als am Vortag. Die Intensivmediziner-Vereinigung Divi verzeichnete dagegen einen leichten Rückgang auf 72 Intensiv-Patienten. Es gab drei Todesfälle, sodass 2095 Hamburger an oder mit Corona gestorben sind.

Besonders problematisch ist unverändert die Lage an Schulen und Kindergärten. In der Woche vom 17. bis 23. Januar seien vom Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt (HU) in der Altersgruppe der Kinder von 5 bis 9 Jahren 4049 Infektionen (Inzidenz: 4616) und in der Altersgruppe von 10 bis 19 Jahren 6676 Infektionen (Inzidenz: 4101) gemeldet worden, teilte die Schulbehörde mit.

Gymnasiums in Harvestehude: Krankenstand von 18 Prozent

Damit lagen die Werte bei Kindern und Jugendlichen deutlich über denen der älteren Bevölkerung – was allerdings auch daran liegt, dass Kita-Kinder und Schüler regelmäßig getestet und daher mehr Fälle entdeckt werden. Insgesamt seien für gut 10.750 oder rund 4,2 Prozent der 256.000 Schüler Covid-Infektionen gemeldet worden. Außerdem seien 395 Infektionen bei Schulbeschäftigten verzeichnet worden, das entspreche rund 1,1 Prozent der Mitarbeiter.

Da zu den Infektionen noch die Fälle hinzukommen, in denen Schulpersonal in Quarantäne ist, liegen die Ausfallquoten an vielen Schulen aber deutlich höher. So teilte die Leitung des Wilhelm-Gymnasiums in Harvestehude den Eltern mit, dass man derzeit unter einem Krankenstand von 18 Prozent leide. Das sei mit den üblichen Vertretungsressourcen nicht zu kompensieren. In der kommenden Woche solle daher an vier Schultagen je einer der acht Jahrgänge vollständig zu Hause bleiben. „Dadurch lässt sich in den verbleibenden sieben Jahrgängen umfangreich vertreten“, so die Schulleitung.

Husemann hält Pool-Testungen nicht für sinnvoll

Die von Bund und Ländern beschlossene Priorisierung der PCR-Tests ist bundesweit noch nicht in Kraft getreten, was sowohl Hausärzte als auch die Sozialbehörde in der Luft hängen lässt – sie warten auf eine Verordnung des Bundes. Dass PCR-Tests, die als Goldstandard zum Nachweis einer Corona-Infektion gelten, aufgrund drohender Engpässe künftig priorisiert werden, begrüßt Jana Husemann, Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbands: „Ich denke, es ist überfällig. Die Labore laufen über und die Arztpraxen werden mit PCR-Anfragen überrannt.“ Das liege auch an den neuen Quarantäneregeln, die die Möglichkeit bieten, sich freizutesten. „Es ist in der Bevölkerung noch nicht angekommen, dass man dafür auch einen Antigentest machen kann“, so Husemann.

Pool-Testungen, bei denen mehrere Proben gleichzeitig geprüft werden und eine Einzelauswertung nur bei einem positiven Befund erfolgt, halte sie bei einer so hohen Inzidenz wie sie aktuell vorherrscht, jedoch nicht für sinnvoll. „Bei so vielen Infizierten müssen sie regelhaft aufgelöst und jeder Einzelne nachgetestet werden. Das bedeutet im Endeffekt einen noch höheren Aufwand für die Labore.“

„Die Situation an den Hamburger Kitas spitzt sich zu“

Auch wenn die Priorisierung der PCR-Tests noch nicht in Kraft getreten ist, muss das Pilotprojekt mit PCR-Lollitests an neun Hamburger Sonder- und Grundschulen wegen mangelnder Laborkapazitäten bereits zum 1. Februar eingestellt werden, wie die Schulbehörde mitteilte. Die teilnehmenden Schulen sollen dann wieder an drei Tagen pro Woche die bekannten Schnelltests von Siemens erhalten. Die Schulbehörde bedauere diesen Schritt, sehe sich aber in ihrer grundsätzlichen Position bestätigt, dass die PCR-Lollitests aufgrund der begrenzten Laborkapazitäten keine Alternative für alle Schulen darstellen.

Die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft forderte derweil, den Kitas Lolli-Schnelltests zur Verfügung zu stellen. „Die Situation an den Hamburger Kitas spitzt sich zu. Rot-Grün muss jetzt handeln und Hamburgs Kita-Eltern endlich kostenfreie Lolli-Schnelltests zur Verfügung stellen“, sagt Silke Seif, familienpolitische Sprecherin der Fraktion. „Gerade bei den Kleinsten ist der Lolli-Schnelltest eine einfache, kinderfreundlichere Alternative als die herkömmlichen Schnelltests.“