Hamburg. Topdesigner eröffnen an der Nobeleinkaufsmeile ihre ersten Boutiquen in Hamburg. Doch ein Traditionsgeschäft muss aufgeben.
Der Neue Wall ist die exklusivste Einkaufsmeile der Hamburger Innenstadt. Hier reihen sich die Shops internationaler Luxusmarken aneinander. Aber in den vergangenen Jahren haben auch viele vor allem inhabergeführte Geschäfte geschlossen. Zuletzt war es das Beleuchtungshaus Ewige Lampe – und der Trend hält an: Budapester Schuhe wird aus der repräsentativen Fläche über zwei Etagen in der Hausnummer 30 ausziehen und dann nur noch am Standort am Berliner Kurfürstendamm vertreten sein sowie die Ware über den eigenen Onlineshop verkaufen.
Shopping in Hamburg: Luxusmarke Dior zieht an den Neuen Wall
Dennoch und trotz der Corona-Pandemie ist der Neue Wall beliebt bei internationalen Topdesignern: Der Nachmieter steht nach Abendblatt-Informationen bereits fest. Die französische Luxusmarke Dior wird auf der rund 500 Quadratmeter großen Fläche einen Flagship-Store eröffnen, es ist das erste eigene Geschäft der Marke in Hamburg. Das Unternehmen wurde 1946 von Christian Dior gegründet und stellt hochwertige Bekleidung für Damen und Herren sowie Taschen und Accessoires her. Auf eine Anfrage reagierte die Modefirma nicht – alles ist noch streng geheim.
Fest steht allerdings, dass Budapester Schuhe am Neuen Wall am 19. März für immer seine Pforten schließt. Danach wird dann der Umbau für Dior beginnen. Damit endet eine Ära, und ein weiteres inhabergeführtes Geschäft gibt auf. 1998 hatte Budapester Schuhe zunächst auf 100 Quadratmetern eröffnet und war dann 2003 auf die Fläche in der Hausnummer 30 gezogen. Dem Abendblatt sagte Geschäftsführer Andreas Schläwicke, das sei damals ein Vertragsabschluss zu hohen, aber doch fairen Konditionen gewesen.
Budapester Schuhe verlässt Neuen Wall in Hamburg
Doch jetzt rechnet sich das Luxus-schuhgeschäft nicht mehr: „Nun haben sich die Mietkonditionen über die lange Laufzeit für ein mittelständiges eigentümergeführtes Unternehmen, so wie es Budapester Schuhe ist, leider erheblich erhöht. Ferner hat sich das Kaufverhalten der Konsumenten, in jüngster Vergangenheit noch angefeuert durch Covid, wesentlich verändert“, sagte Schläwicke.
Damit spielte der Unternehmer auf das Thema Onlineshopping an – darunter leiden die Umsätze des stationären Handels auch in der Hansestadt. Aber offensichtlich sind auch weniger Menschen auf der Nobeleinkaufsmeile unterwegs. „Und last but not least hat sich die Frequenz am Neuen Wall stark reduziert“, sagte Schläwicke. Eine Fortführung des Standortes mache aus kaufmännischer Sicht leider keinen Sinn mehr. Aber es gibt auch eine gute Nachricht. Budapester-Schuhe-Chef Schläwicke sagte dem Abendblatt. „Unser Nachmieter, das Unternehmen Dior, ist an der Übernahme meiner langjährigen Mitarbeiter sehr interessiert.“
Hermès vergrößert Geschäftsfläche am Neuen Wall deutlich
Aber nicht nur Dior kommt an den Neuen Wall. Die Edelbadehosenmarke Vilebrequin wird einen Shop in der Hausnummer 42 beziehen. Die Eröffnung ist im März geplant, zuvor war hier die auf hochwertige Schreibwaren spezialisierte Firma Faber-Castell, die in das Levantehaus an der Mönckebergstraße gezogen ist, Mieter. Vilebrequin startete Anfang der 1970er-Jahre mit einer Boutique im französischen Jetset-Ferienort Saint-Tropez.
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Und es gibt noch eine Neuigkeit, auch sie ist eigentlich noch streng geheim: Nach Abendblatt-Informationen wird die Luxusmarke Hermès, die ihr Stammhaus in Paris hat, umziehen – von der Hausnummer 40 auf die ehemalige Jil-Sander-Fläche auf der anderen Straßenseite. Dieses Geschäft hat deutlich mehr Fläche. Hermès ist bereits seit 1997 in Hamburg vertreten und hatte 2006 den jetzigen Shop bezogen. Zu den Umzugsplänen wollte sich eine Sprecherin auf Anfrage nicht äußern.
Shopping: Jil Sander soll an den Neuen Wall zurückkehren
Es gibt ein weiteres Gerücht: Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass auch Jil Sander auf eine kleinere Fläche am Neuen Wall zurückkehrt. Das Geschäft wurde überraschend im September vergangenen Jahres geschlossen. Ein anderer Mietvertrag ist bereits unterschrieben: Die ehemalige Brioni-Fläche in der Hausnummer 84, die seit April 2017 leer stand, ist nun auch wieder vermietet.
Den neuen Mieter hat der Immobiliendienstleister Grossmann & Berger vermittelt. Im Juli soll dort ein Elisabetta Franchi Shop auf 370 Quadratmeter Fläche eröffnen. Das ist ein italienisches Modelabel für Damen. Dies wird laut Grossmann & Berger der größte von weltweit rund 90 Mono-Brand-Stores des Franchiseunternehmens und der erste Standort der italienischen Marke in Deutschland. Betrieben wird das Geschäft von Jan Kucht, der bereits die Boutique Dresscode Winterhude am Mühlenkamp führt.
Auch bei Juwelieren ist der Neue Wall populär: Zuletzt hatte die Uhrenmarke Tag Heuer in der Hausnummer 18 eine Fläche bezogen und den Shop im November vergangenen Jahres eröffnet. Noch nicht bekannt ist, wer künftig die ehemalige Abercrombie & Fitch-Fläche an der Poststraße bezieht, die rund 2200 Quadratmeter groß ist. Die amerikanische Marke war im Dezember vergangenen Jahres ins Levantehaus umgezogen.
Keine Durchfahrt am Neuen Wall Die Verkehrsführung hat sich auch am Neuen Wall geändert, seit der Jungfernstieg zur autoarmen Zone erklärt wurde. Schon lange ist der Neue Wall eine Einbahnstraße in Richtung Binnenalster. Da der Jungfernstieg für den motorisierten Individualverkehr weitgehend gesperrt ist, müssen Autofahrer, die von der Stadthausbrücke kommend den Neuen Wall hinauffahren, links in die Poststraße abbiegen. Die Durchfahrt bis zum Jungfernstieg ist gesperrt. Dort ist die Durchfahrt nur von 21 bis 11 Uhr für den Lieferverkehr erlaubt, auch Taxis dürfen hier entlangfahren. Wer trotz des Verbots in die gesperrten Straßen fährt, muss mit einem Bußgeld von 20 Euro rechnen. |